Berliner Clubs schlagen Alarm: Grundsteuerreform bedroht Existenzen

Mit der Umsetzung der Grundsteuerreform 2025 geraten zahlreiche Berliner Clubs und Kulturorte massiv unter finanziellen Druck. Besonders stark betroffen ist der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, wo durch die Neuberechnung der Grundsteuer rund 300.000 Euro zusätzliche Kosten auf gepachtete Bezirksgrundstücke entfallen. Diese Mehrkosten gibt der Bezirk an die dort ansässigen Kultureinrichtungen weiter – mit potenziell existenzbedrohenden Folgen.

Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) spricht von einer akuten Gefährdung für die Clubszene: „Jetzt sind die Clubs existenziell bedroht“, erklärte sie gegenüber Journalisten bei einer Pressekonferenz im Club About Blank. Auch Bezirksstadtrat Andy Hehmke (SPD) sieht dringenden Handlungsbedarf. Rund ein Dutzend Einrichtungen seien direkt betroffen – darunter das YAAM, das Berliner Ringtheater und die Neue Zukunft. Für das About Blank bedeutet die neue Steuerbelastung nach eigenen Angaben eine Mieterhöhung von etwa zehn Prozent. Beim YAAM soll die Grundsteuer laut Vertreterin Eka Neumann um rund 1.290 Prozent steigen – eine Summe, die den laufenden Neustart des Kulturorts stark gefährdet. Neumann sprach von einer „Schockstarre“.

Auch von Seiten der Clubcommission kommt scharfe Kritik: Deren Vorsitzender Marcel Weber bezeichnete die Situation als „bedrohlich“. Viele Betreiber seien von den Bescheiden überrascht worden. Besonders kritisch sei, dass Clubs aus Sicht der Finanzbehörden oft als reguläre Wirtschaftsunternehmen gelten – ohne Rücksicht auf ihre kulturelle Bedeutung.

Der Bezirk fordert deshalb vom Berliner Senat eine Korrektur. Ziel sei es, Clubs und Kulturstätten entweder von der Grundsteuer zu befreien oder die Mehrkosten durch Landesmittel auszugleichen. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) habe bisher jedoch eine entsprechende Lösung abgelehnt. Herrmann appelliert nun an das Land Berlin, seiner oft betonten Wertschätzung für die Clubkultur auch Taten folgen zu lassen: „Es wird gesagt, Clubs und Kultur seien wichtig für Berlin – dann sollte man jetzt auch zeigen, dass man das ernst meint.“

Parallel laufen bereits Widerspruchsverfahren gegen einzelne Bescheide. Unabhängig davon ist klar: Die Grundsteuererhöhung ist für viele Clubs ein weiterer schwerer Rückschlag – nach Jahren der Pandemie, steigenden Energiepreisen und Inflation. Sollte sich keine Lösung abzeichnen, drohen weitere Verluste für die ohnehin unter Druck stehende Berliner Kulturszene.

Quellen: taz, rbb

Foto: about blank

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