In Berlin-Prenzlauer Berg bahnt sich ein außergewöhnliches Clubprojekt an. Mitten in einer Straßenbahnwendeschleife am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll ein Neubau entstehen, der bis zu 1000 Nachtschwärmer auf drei Etagen beherbergt.
Es handelt sich um die Wiederauferstehung des legendären Clubs Knaack (FAZEmag berichtete) – und das mitten im Fahrkreis der M10. Diese Tramlinie ist nicht irgendeine. Die als „Party-Tram“ bekannt gewordene M10 verband in den 2010er Jahren zentrale Ausgehmeilen wie die Warschauer Straße und den Prenzlauer Berg.
Während in der Umgebung – etwa an Schönhauser Allee und Eberswalder Straße – die Clubkultur längst Cafés und hochpreisigen Wohnhäusern gewichen ist, könnte der Neubau ein starkes Zeichen für ein Comeback der Berliner Clubszene setzen.
Gleichzeitig wirft das Bauvorhaben erhebliche Sicherheitsfragen auf. Stadtentwicklungsexperte Fred Bordfeld (Die Linke) warnt vor einem „Kollisionskurs in der Tram-Wendeschleife“. Seine Sorge gilt nicht nur potenziellen Konflikten zwischen tanzenden Clubbesuchern und durchfahrenden Straßenbahnen, sondern auch dem zu erwartenden Massenandrang von bis zu 20.000 Stadionbesuchern im benachbarten Jahn-Stadion, das bis 2028 neu errichtet wird.
Bordfeld äußerte in einer offiziellen Anfrage an das Bezirksamt Zweifel daran, dass sich der Besucherstrom „mit der derzeitigen Lage und dem Betrieb der Gleise und Anlagen der BVG nicht komplikationsfrei vereinbaren lässt“.
Das lässt Fragen nach einem tragfähigen Sicherheits- und Nutzungskonzept offen – insbesondere mit Blick auf Fluchtwege und den Zugang zum Club inmitten der Straßenbahnanlagen.
Auch das Bezirksamt Pankow erkennt die besondere Lage des Bauprojekts an. Aus der Abteilung von Baustadtrat Cornelius Bechtler (Grüne) heißt es, dass sich das Erbbaugrundstück für den Club-Neubau und die BVG-Gleisanlagen räumlich überschneiden.
Das Grundstück mit Gleichrichterwerk gehört dem Land Berlin. Noch sei unklar, wie die Clubgäste die Tramgleise sicher überqueren sollen – Planungen zu Eingängen und Fluchtwegen existieren derzeit nicht.
Was hingegen schon feststeht: Der Stadionneubau wird mit Drehflügel-, Schiebe- und Drehtoren gesichert, ein Zugang über das Clubgrundstück ist für die Sportfans ausgeschlossen. Lediglich an Spieltagen soll der Zugang über den sogenannten Südwall geöffnet werden. Damit wolle man die Ströme der Stadionbesucher strikt vom Partyvolk trennen.
Ein verbindliches Verkehrskonzept steht noch aus. Dieses soll laut Senat im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens entwickelt werden. Ziel ist es, die gleichzeitige Koexistenz von Club, Tramverkehr und Stadionbesuchern verkehrlich zu regeln.
Bis dahin bleibt die Vision eines feiernden Berlins in der Wendeschleife eine Mischung aus urbanem Abenteuer und planerischer Gratwanderung.
Quelle: Berliner Morgenpost
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