Mit knapp 80.000 Einwohnern zählt die Stadt Neumünster zu den fünf größten Städten des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Als Techno-Hochburg ist das rund eine Stunde von Hamburg entfernte Oberzentrum hingegen nicht bekannt. Umso größer war die Freude innerhalb der lokalen Rave-Community, als mit dem RAUM. vor einiger Zeit der erste Club für harte, schnelle elektronische Beats eröffnete. Nachdem das Kollektiv seine Events zunächst in einer in ihrer Kapazität stark limitierten Off-Location ausgetragen hatte, wich man anschließend in eine alte Industriehalle aus, die den Freunden von einer Privatperson angeboten worden war. Diese hatte sich gegenüber RAUM. als Eigentümer der Kranhalle ausgegeben und dem Kollektiv eine offizielle Club-Genehmigung in Aussicht gestellt. Kurze Zeit später wurde schließlich der echte Besitzer auf das Treiben aufmerksam – und reagierte mit rabiaten Maßnahmen. Tim Wessa vom RAUM.-Club hat mit uns gesprochen.
Tim, bitte schildere uns die Ereignisse doch nochmal im Detail. Ihr sagt, ihr wurdet von einer Person getäuscht, was nun zu großen Problemen mit dem Eigentümer geführt hat. Was war das für eine Person und welche falschen Versprechungen hat sie euch gemacht?
Den Betrieb in unserer alten Location mussten wir damals einstellen, da der Eigentümer einem regulären Club-Treiben nicht sonderlich aufgeschlossen gegenüber stand. Dann kam ein Bekannter auf uns zu und bot uns die Location vom jetzigen RAUM. an. Ich habe mich sofort verliebt in die alte Industriehalle (Kran-Halle genannt, da das alte Warehouse einen Kran hat). Die Person, die sich als Eigentümer ausgab, versicherte, dass alle Genehmigungen vorliegen würden und dass man die Halle langfristig als weitere, exklusive Tanzfläche des Orange&Blue Clubs Neumünster ansiedeln könnte. Er hat daraufhin neue Stromleitungen für uns legen lassen samt eigener Absicherung.
Und das Projekt ist dann auch wie geplant angelaufen, richtig?
Genau. Wir haben unser ganzes Geld zusammengelegt und weiteres Equipment gekauft. Mit freiwilligen Helfern aus der Community haben wir viel aus Holz gebaut – Trennwände, eine Bühne, Sitzgelegenheiten, eine Bar und mehr. Und dann ging es auch schon los. Wir haben drei Raves veranstaltet, ehe sich kurz darauf das Bauamt meldete und uns den weiteren Betrieb wegen baulicher Mängel untersagte. Den Reparaturen wären wir auch nachgekommen, allerdings wurde kurz darauf der echte Eigentümer auf uns aufmerksam. Er war alles andere als begeistert…
Wer genau war denn eigentlich die Person, die sich als Eigentümer ausgab?
Der Mann, der uns Zugang zur Location verschafft hatte, war lediglich der Pächter des Nachbar-Clubs, hatte aber keinerlei Entscheidungsgewalt für die Halle, in der wir waren. Und natürlich tauchte diese Person dann ab.
Als der echte Besitzer auf euch aufmerksam wurde, hat er ziemlich drastische Maßnahmen getroffen. Er hat alle Zugänge verbarrikadiert und euer Equipment beschlagnahmt. Mit einer Anwältin habt ihr dann versucht, euer Gear zurückzuerlangen. Wie ist der Stand der Dinge?
Wir haben lange versucht, uns auf einen Vergleich zu einigen, was uns nun endlich gelungen ist. Wir zahlen 6000 Euro Schadensersatz für das unbefugte Nutzen der Halle und im Gegenzug bekommen wir unser Equipment wieder. Auch wenn wir im Grunde nicht schadensersatzpflichtig sein sollten, würde der Klageprozess mindestens zwei Jahre dauern – bis dahin wäre unser Equipment unbrauchbar, da die Halle sehr feucht ist. Die Kommunikation mit den Eigentümern lief zu 90% auf deren Wunsch über die Anwälte.
In der Zwischenzeit haben wir mit unserem Label DARK ID Raves in bestehenden Clubs & haben vergangenen Monat die Hafenkante in Kiel veranstaltet.
Die finanziellen Verluste sind sicherlich enorm. Immerhin habt ihr jetzt wieder Zugang zu eurem Gear. Und es gibt weitere gute Neuigkeiten, oder?
Auch interessant:
Keine Vergnügungsstätten mehr: Clubs sollen eigenen Status erhalten