Bücherkiste – Lesestoff im Oktober

Insight: Martin Gore & Depeche Mode – ein Porträt

Über 100 Millionen verkaufte Tonträger, ausverkaufte Arenen weltweit und ein Songkatalog, der Popgeschichte schrieb: Depeche Mode gehören zu den erfolgreichsten Bands der letzten Jahrzehnte. Essenzieller Teil davon ist Martin Gore, kreativer Kopf und Songwriter, dessen Weg zunächst alles andere als vorgezeichnet war. Nach einer Ausbildung bei einer Bank fand er über Vince Clarke, Andrew Fletcher und Dave Gahan zur Musik – der Beginn einer Karriere, die eng mit Deutschland verbunden ist. In den 1980ern lebte Gore zeitweise in Berlin, prägte mit seinem androgynen Look und düsteren Stil eine ganze Szene. Seine Texte und Melodien spiegeln persönliche Krisen, Verluste und Neuanfänge – Erfahrungen, die für Millionen Fans weltweit Trost und Identifikation stiften. Mit „Insight“ legen die Autoren Dennis Plauk und André Boße nun eine aktualisierte Fassung ihrer 2010 erschienenen Biografie vor. In fünf neuen Kapiteln beleuchten sie Gores jüngste Jahre – vom Tod Andrew Fletchers bis zum aktuellen Album „Memento Mori“ – und zeigen, warum Depeche Mode heute relevanter sind denn je.

„Insight“ erscheint über den Hannibal Verlag. Es umfasst 288 Seiten und kostet 25 Euro.

www.hannibal-verlag.de

The Cure: Dunkelbunte Jahre

Nach jahrelangen Ankündigungen erschien 2024 endlich ein neues Album von The Cure: „Songs Of A Lost World“. Das erste Studioalbum seit 16 Jahren stieg in zahlreichen Ländern direkt an die Spitze der Charts und wird von Kritikern bereits mit Klassikern wie „Disintegration“ verglichen. Ein Anlass nicht nur für ein saftiges Remix-Album mit Beiträgen von Orbital, Âme, Anja Schneider und anderen, sondern auch für eine Überarbeitung der Bildbiografie „Dunkelbunte Jahre“, die nun um ein Kapitel zur jüngsten Bandgeschichte ergänzt wurde. Seit ihren Anfängen gingen The Cure konsequent eigene Wege: Aus minimalistischem Postpunk entstand Anfang der Achtziger ein melancholischer Sound, der Generationen von Fans prägte und die Band zu einem Symbol des Gothic machte – mit Robert Smith als unverwechselbarem Frontmann zwischen Düster-Ikone und Pop-Exzentriker. Neben Hymnen wie „Boys Don’t Cry“ oder „Friday I’m In Love“ sind es gerade die schwermütigen Songs, die bis heute berühren. Ian Gittins’ reich bebilderte Biografie zeichnet fast 50 Jahre Cure-Geschichte nach – jetzt mit neuem Material und aktueller Relevanz.

„The Cure – Dunkelbunte Jahre“ erscheint über den Hannibal Verlag. Es umfasst 256 Seiten und kostet 33 Euro.

www.hannibal-verlag.de

Dance or Die: A History of Hardcore

Was bedeutet Hardcore? Für manche ist es ein Sound, für andere eine Haltung – im Kern aber immer ein Lebensgefühl. „Dance or Die“ von Holly Dicker ist die erste umfassende kritische Studie über urbane Hard-Dance-Szenen, die sich über drei Jahrzehnte hinweg entwickelt haben – im Spannungsfeld von musikalischer Neuerfindung, Gentrifizierung, politischem Druck und gesellschaftlichem Wandel. Seit seinen Ursprüngen Anfang der 1990er in Frankfurt hat sich Hardcore in unzählige Subgenres und Club-Communities ausdifferenziert. Doch der Kern blieb: ein Raum, in dem marginalisierte Menschen weltweit Familie, Zugehörigkeit und Freiheit in extremen Klängen finden konnten. Das Buch verbindet exklusives Archivmaterial mit persönlichen Erinnerungen von Pionieren und heutigen Stars, Stimmen queerer Aktivist*innen und Szene-Held*innen im Hintergrund. So entsteht eine vielschichtige, ungeschönte und erstmals vollständig erzählte Geschichte des Hardcore.

„Dance or Die: A History of Hardcore“ erscheint über den Velocity Press Verlag. Es kostet umgerechnet etwa 12,50 Euro.

www.velocitypress.uk

Minor Keys: Gender, Inequality and Work in Electronic Music

Mit „Minor Keys“ legt DJ, Produzentin und Wissenschaftlerin Samantha Parsley (University of Portsmouth) die erste forschungsbasierte Studie zu Geschlechterungleichheit in der elektronischen Musik vor. Das Buch basiert auf sechs Jahren Recherche und verbindet Parsleys eigene Erfahrungen mit Interviews von 63 Künstler*innen weltweit. Im Zentrum steht die Frage, wie Frauen und gender-nonkonforme Personen in einer oft männlich dominierten Szene nicht nur überleben, sondern Räume schaffen, um zu wachsen. Dabei beleuchtet Parsley auch die Arbeit von Kollektiven, die mit Grassroots-Ansätzen Diversität in der Clubkultur fördern.
„Minor Keys“ zeigt auf, wie sich patriarchale Strukturen und „Bro Culture“ in Netzwerken fortschreiben – und wie viel unsichtbare Arbeit es braucht, in diesem Umfeld ernst genommen zu werden. Parsleys Ziel: Gatekeeper der Branche zum Umdenken zu bewegen und konkrete Schritte für mehr Vielfalt aufzuzeigen.

„Minor Keys“ erscheint über den Bristol University Press Verlag. Es kostet umgerechnet etwa 17 Euro.

www.bristoluniversitypress.co.uk

Aus dem FAZEmag 164/10.2025