Wie sehr Musik zwei Individuen miteinander verbinden kann, beweist aktuell das belgische Hard-Techno-Paar BYØRN & NOVAH, das mit seinen energiegeladenen Sets und Produktionen die Szene mächtig aufmischt. Seine geballte Producer-Expertise, die BYØRN bereits auf einflussreichen Imprints wie Revised Records, Etruria Beat, No Mercy oder Deestricted zum Ausdruck bringen konnte, teilt er seit einiger Zeit mit seiner Freundin NOVAH, die merklich von der Ausbildung profitiert hat und kürzlich ihr erstes Release „A Savage“ auf Shlømos Label Taapion feiern konnte. Einen ihrer raren gemeinsamen Auftritte dürfen Fans des Antwerpener Duos in Kürze beim zweitägigen EXHALE ANTWERP (16. & 17. Februar) genießen, das für BYØRN & NOVAH nicht nur ein Heimspiel bedeutet, sondern auch ihre erste Zusammenarbeit mit Labelchefin und Techno-Queen Amelie Lens. Welch riesigen Stellenwert der Gig für die beiden besitzt und wie sie es trotz ihrer Lebensgemeinschaft schaffen, ihre Profile unabhängig voneinander zu fördern und zu schärfen, erfahrt ihr im Interview.
Hey, ihr zwei. Lasst uns mit einem großen Highlight für euch beginnen – eurem EXHALE-Debüt. Wie ist die Connection zu Amelie Lens und ihrem Label entstanden?
BYØRN: Ich freue mich sehr auf unser EXHALE-Debüt, besonders wenn man bedenkt, dass die EXHALE-Events einige unserer ersten Raves waren. Ich erinnere mich lebhaft an die Freude und Aufregung, als ich letztes Jahr bei der EXHALE in der ersten Reihe stand, umgeben von Freunden, während Amelie einen meiner Tracks spielte. Jetzt, nur ein Jahr später, finden wir uns im Line-up wieder und spielen auf der gleichen Veranstaltung. Das ist wirklich unglaublich! Ich bin dankbar für diese neue Gelegenheit und freue mich auf die bevorstehende Reise.
NOVAH: Als ich anfing, auf Raves zu gehen, war das EXHALE meine erste Anlaufstelle. Sowohl EXHALE als auch Amelie Lens haben ihren Sitz in unserer Heimatstadt Antwerpen, was für mich eine zusätzliche Verbindung darstellt. Amelie war auch eine sehr große Inspiration für mich als weiblicher DJ am Anfang meiner Karriere. Ich bewundere wirklich, was Amelie mit ihrem Label und ihrem Event EXHALE auf die Beine stellt.
BYØRN, du hast NOVAH beigebracht, wie man produziert, richtig? Wir gehen davon aus, dass es entsprechend einige Ähnlichkeiten in euren Produktionen geben muss, oder?
BYØRN: Ja, ich hatte das Vergnügen, ihr die Kunst der Musikproduktion beizubringen. Sie hat fast zwei Jahre lang neben mir gesessen, meinen Produktionsfluss und -prozess beobachtet und aufgesogen und so nach und nach ihr Wissen aufgebaut. Mein persönlicher Stil ist eine Fusion aus vielen verschiedenen Genres, die meinen individuellen Sound geformt haben. Ich versuche stets, die Grenzen zu überschreiten, um etwas Neues und Einzigartiges zu schaffen.Ich betrachte jede Komposition als eine Gelegenheit, eine Geschichte zu erzählen und ein bestimmtes Thema zu vermitteln. Indem ich filmische oder thematische Elemente in meine Musik einfließen lasse, versuche ich, ein bedeutungsvolles und eindringliches Erlebnis zu schaffen, das über das reine Hören hinausgeht und den Hörer*innen eine komplette musikalische Reise bietet. Es mag zwar einige Ähnlichkeiten in unserem Sound oder Arrangement geben, weil wir einige der gleichen Kenntnisse teilen, aber es ist wichtig zu beachten, dass NOVAHs Interpretation und Ausdruck sich nach ihrem eigenen Geschmack richten.
NOVAH, wie hast du es trotz BYØRNs signifikantem Einfluss geschafft, deinen ganz eigenen Stil zu finden? Was zeichnet ihn aus?
NOVAH: Obwohl unsere Produktionsmethoden recht ähnlich sind, wie z.B. das Arrangement des Tracks, gibt es doch einen deutlichen Unterschied. Ich mag bestimmte Arten von Musik, und es war nie eine Herausforderung für mich, meinen eigenen Stil zu entwickeln. Ich versuche immer, das zu produzieren, was ich gerade fühle. Vor jedem Track stelle ich mir die Frage „Worauf habe ich gerade Lust?“ und nicht „Was kann ich machen, das in der Szene am besten funktioniert“. Das ist für mich entscheidend.
Wie viel Zeit verbringt ihr gemeinsam im Studio und was sind die größten Privilegien und Herausforderungen beim gemeinschaftlichen Arbeiten?
NOVAH: Jeder von uns hat sein eigenes Studio. Normalerweise arbeiten wir beim Produzieren nicht zusammen. Jeder von uns konzentriert sich auf einen einzelnen Track, und wenn wir Rat oder Hilfe brauchen, unterstützen wir uns. Wir profitieren sehr voneinander, denn es gibt immer jemanden, an den man sich wenden kann, wenn man zum Beispiel mit seinem Track nicht weiterkommt. Die einzige Herausforderung besteht darin, dass man sich leicht in der Routine verstrickt und gelegentlich übersieht, dass man sich auch mal eine Pause von der Musik gönnen muss, weil sich unsere privaten und beruflichen Bereiche überschneiden.
Habt ihr als Paar langfristige Pläne? Strebt ihr mehr b2b-Sets und Produktionskooperationen an?
BYØRN: Ja, natürlich. Wir lieben es, b2b-Sets zu spielen, aber wir möchten sie einzigartig gestalten und für besondere Anlässe aufsparen. Wir legen viel Wert auf unsere jeweiligen Solo-Profile. Was die Produktion angeht, so sind einige gemeinsame Tracks in Planung.
Apropos Musik … ein paar Worte zu euren aktuellen und kommenden Veröffentlichungen?
BYØRN: Ich glaube, dass ich 2023 einen Sound gefunden habe, der meine künstlerische Identität widerspiegelt. Mit Blick auf 2024 ist es mein Ziel, diesen einzigartigen Sound weiter auszubauen und zu verfeinern. Ich habe bereits einige aufregende Projekte mit angesehenen Labeln in Arbeit, darunter mehrere Solo-Tracks, eine umfangreiche EP und einige aufregende Kollaborationen, auf die ich mich sehr freue.
NOVAH: Derzeit arbeite ich an verschiedenen Projekten. Ich habe letztes Jahr mehrere Tracks veröffentlicht und bin begeistert, wie gut sie sich entwickelt haben und welche Fortschritte ich beim Produzieren gemacht habe. Derzeit habe ich einen unveröffentlichten Track, der von einem großen Label unter Vertrag genommen wurde. Ich kann das Label noch nicht verraten, aber es wird eines meiner Highlights für 2024 sein. Weitere Projekte befinden sich in Planung.
Aus dem FAZEmag 144/02.2024
Fotos: Denkraam
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