Camelphat im Pacha Ibiza – Zwischen Melancholie und Ekstase

Wenn es in dieser Saison einen Abend gab, der das Spannungsfeld zwischen Underground-Feeling und Mainfloor-Magie perfekt verkörperte, dann war es Camelphats Residency im Pacha Ibiza. Das britische Duo, das in den letzten Jahren vom Afterhour-Geheimtipp zu globalen Headlinern gereift ist, hat der ikonischen Kirsche Woche für Woche beeindruckendes Leben eingehaucht. Mit einem Sound, der zwischen melodischer Tiefe und treibender Energie pendelt, verwandelte Camelphat den legendären Club in ein emotional aufgeladenes Gesamterlebnis – eine Symbiose aus audiovisuellem Rausch, exzellenter Kuratierung und Ibiza-typischer Hingabe.

Dass Camelphat heute zu den bestimmenden Akteuren der internationalen Clubszene zählen, spürt man sofort, wenn man die Marmorstufen des Pacha hinunter in den Mainroom steigt. Die Visuals flirren in Blau- und Rottönen, Laser schneiden durch die warme Luft, und das Publikum – ein Mix aus Locals, langjährigen Inselgästen und internationalen Weekenders – folgt mit geschlossenen Augen den hypnotischen Grooves. Dabei gelingt es dem Duo, die DNA des Hauses zu respektieren, ohne in Nostalgie zu verfallen. Ihr Set-Konzept ist konsequent auf Dynamik gebaut: fließende Spannungsbögen, die Emotionen aufbauen, statt sie plakativ zu entladen.

Besonders spürbar wurde dieser Anspruch am 16. September, als Camelphat mit einem außergewöhnlichen Line-up den Spagat zwischen Melodic House, Deep Techno und Festival-Emotion meisterte. Max, Alex Wann und Patrice Bäumel sorgten im Verlauf der Nacht für eine dramaturgisch fein abgestimmte Reise, bei der kein Moment zufällig wirkte. Während Bäumel eröffnete den Abend mit einem Set, das zwischen subtiler Euphorie und sphärischer Leichtigkeit oszillierte – perfekt, um den Raum zu öffnen und die ersten Besucher in Schwingung zu versetzen. Alex Wann b2b Maz knüpften daran mit ihrem charakteristisch deepen, aber stets organisch groovenden Sound an: warme Bassläufe, dubbige Texturen, ein Hauch von Italo-Funk, der das Publikum auf die Nacht einstimmte.

Als dann Dave Whelan und Mike Di Scala aka Camelphat übernahmen, verschob sich die Energie merklich – hin zu einem ekstatischen Vibe. Ihre Sets sind bekannt für emotionale Präzision, und auch im Pacha zogen sie alle Register: komplexe rhythmische Muster, trancehafte Harmonien, kontrollierte Eskalation und epische Breaks. Monumental, aber nicht pathetisch. Tracks wie „Colossus“ oder „Compute“ verschmolzen mit neuen, noch unveröffentlichten Edits, die das Publikum in einen Zustand kollektiver Trance versetzten. Was das Duo auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, große Emotionen in feingliedrige Soundarchitektur zu verpacken. Auch nach Monaten Residency bleibt das Konzept frisch. Camelphat schaffen es, jede Woche neue Gäste zu integrieren, ohne dass die Linie verloren geht. Ihr Programm steht exemplarisch für den neuen Anspruch des Pacha: ein Club, der seine Glamour-Vergangenheit nicht leugnet, aber mutig in die Zukunft blickt – mit einem Fokus auf Klangqualität, visueller Inszenierung und musikalischer Tiefe.

Der Abend am 16. September war eine dieser Nächte, in denen alles zusammenfand: perfekte Dramaturgie, hingebungsvolles Publikum, makelloser Sound. Während draußen die Sonne langsam über Ibiza-Stadt aufging, hallten im Club noch die letzten Akkorde nach – wie ein Echo auf eine Saison, die gezeigt hat, dass große Emotionen auf dem Dancefloor immer noch möglich sind, wenn Kunst und Kollektiv aufeinandertreffen.

Vor den eigentlichen Clubnächten, lohnt sich ein Besuch im Pacha Restaurant. Die Atmosphäre ist angenehm zurückgenommen, das Publikum gemischt, und die Küche setzte auf mediterrane Klassiker, die modern interpretiert wurden. So hat der Abend einen ruhigen Auftakt, bevor sich langsam die Dynamik des Clubs bemerkbar macht. Nach dem Dinner bietet sich Paradiso Cocktail Bar an. Dort stehen Drinks und Design im Vordergrund – klare Linien, gedämpftes Licht, aufmerksamer Service. Die Bar wirkt wie ein kleiner Kontrast zum lauten Hauptfloor, ein Zwischenraum, in dem man sich sammeln kann, bevor es dann im Club zur Sache geht.