Christ startet Petition gegen Rave-Gottesdienst – und verliert

Am Freitagabend fand in der Liebfrauenkirche in Darmstadt zum ersten Mal ein „Rave-Gottesdienst“ statt – trotz lautstarkem Protest eines selbsternannten christlichen Verteidigers des Abendlandes.

Dessen Petition, die das Event als „schreckliches Sakrileg“ brandmarkte, erreichte zwar über 1000 Unterstützer. Durchsetzen konnte er sich damit jedoch nicht. Initiiert wurde der Rave-Gottesdienst von der Katholischen Jungen Gemeinde Heilig Kreuz und der katholischen Pfarrgruppe Liebfrauen/Heilig Kreuz.

Die Veranstaltung war Teil der zehnten „Nacht der Kirchen in Darmstadt“, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Zwischen 21 und 23 Uhr erklang in der Liebfrauenkirche Techno, dazu gab es Lichtshow und Tanz.

Ziel des Events war laut Benedikta Caspari, der Koordinatorin des katholischen Pastoralraums Darmstadt-Mitte, eine Brücke zwischen christlicher Botschaft und Jugendkultur zu schlagen.

Die Bässe sollten „physisch spürbar“ sein, die Musik durch ihre Wiederholungen eine „Versenkung“ ermöglichen, ähnlich einer Meditation. Ein spirituelles Erlebnis also – nur eben mit Beats.

Auch das hauptamtliche Pastoralteam stellte sich geschlossen hinter das Projekt. Man sei „froh und dankbar“, dass Jugendliche Wege fänden, das Wort Gottes in ihre Lebensrealität zu übersetzen.

Die Veranstaltung sei eine Einladung – keine Pflicht. Wer wollte, durfte mitfeiern. Wer nicht, ließ es bleiben. Niemandem sollte der Glaube abgesprochen werden. Doch genau das tat der Rave-Kritiker, der eine Petition mit dramatischen Worten formulierte.

Darin rief er auf, „die Sakrilegien in Darmstadt am 13. Juni zu verhindern“. Parallel kündigte er eine Prozession vom Luisenplatz zur Liebfrauenkirche an, um gegen die vermeintliche „Entweihung“ zu protestieren.

Die Veranstalter hingegen erhielten breite Rückendeckung – nicht nur aus dem eigenen Pastoralraum, sondern auch vom Generalvikar des Bistums Mainz, Sebastian Lang. Dieser betonte, dass er Menschen respektiere, die ihren Glauben auf diese Weise feiern.

Die kirchliche Liturgie sei stets vom kulturellen Umfeld geprägt gewesen, so Lang. Caspari erklärte weiter, dass die Leitung des Pastoralraums die Petition „missbillige“. Solche Einmischungen von außen seien nicht erwünscht und würden von den eigenen Gemeinden nicht mitgetragen.

Die Entscheidung, wie Glaube gelebt werde, müsse plural und offen sein – ganz im Sinne Jesu, der „zu allen Menschen gesandt worden ist“. Das Motto der diesjährigen Nacht der Kirchen lautete: „Aber: Glauben“.

Es spiegelte sich in einer bunten Mischung aus Musik, Vorträgen und Begegnung an 16 Veranstaltungsorten. Höhepunkt war der Rave-Gottesdienst – Premiere in der katholischen Liebfrauenkirche und vorerst einmalig in der Region.

Die Kirchennacht endete um 23.15 Uhr in der evangelischen Stadtkirche. Dort trafen sich alle Konfessionen zur gemeinsamen Andacht mit Liedern, Gebeten und einem musikalischen Projektensemble.

Quelle: Frankfurter Rundschau

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