Citizen Kain – Eine Kollision aus Kunst und digitalen Sphären

Die Diskografie von Bruno Demougeot alias Citizen Kain datiert bis ins Jahr 2005 zurück. Sein Output, den er in den letzten 17 Jahren generiert hat, ist ebenso immens wie beeindruckend. Dabei veröffentlichte der Franzose seine Kunst auf renommierten Labels wie Afterlife, Ellum, Just This, Senso Sounds, seinem 2009 eigens kreierten Neverending Records und vielen mehr. Sein technoider Stil ist dabei so vielseitig, dass sich dieser nur schwierig verbalisieren lässt. Im August dieses Jahres veröffentlichte Demougeot mit der EP „Kiss Me Again“ die erste Katalognummer seines neuen Labels „UNSEEN Records“. Nur vier Wochen später war er mit einem Remix an der EP „LA 2052“ des aus Los Angeles stammenden Rinzen beteiligt, ehe er Mitte Oktober mit „Forget Yesterday“ wieder eine eigenständige Solo-EP auf dem Imprint veröffentlichte.

Bruno, wie geht es dir und wie war der Sommer 2022 für dich?

Mir geht es sehr gut, danke. Ich bin  froh, nach den verrückten Zeiten rund um Covid wieder auf Tour zu sein. Der Sommer war in der Tat vollgepackt mit tollen Festivals und Partys, es ist wirklich toll, wieder das zu tun, was ich am meisten liebe. Ich habe auch eine ganze Menge Musik veröffentlicht, die das Resultat aller Stunden ist, die ich während der Pandemie im Studio verbracht habe.

Dieses Jahr stand auch im Zeichen deines neuen Labels. Wie würdest du die Philosophie bei UNSEEN beschreiben?

Wir möchten das veröffentlichen, was uns gefällt, und im Prinzip die Musik, die ich spiele. Melodischen, aber zeitgleich kraftvollen Dancefloor-Techno, der dich wie eine Maschine tanzen lässt. Wir möchten eine Plattform sein, auf der renommierte und große Produzent*innen mit vermeintlich größeren Produktionen und Veröffentlichungen auch gerne experimentieren können. Wir möchten dazu auch eine Plattform für aufstrebende Künstler*innen sein, die ihre Identität in den aktuellen Labels noch nicht gefunden haben, und zwar durch diesen druckvollen und doch melodischen Sound. Unser Ziel ist die Kollision von Kunst und digitalen Sphären.

Wie genau sieht dies für dich aus?

Heutzutage ist Kunst mehr als nur Musik oder bestimmte Artworks. Sie ist zu einer Kollision zwischen beiden Welten geworden, vor allem mit dem Web3-Raum und NFTs. Wir haben den Plan, in diese Welt einzutauchen, aber das möchten wir Schritt für Schritt angehen. Wir sind noch ein junges Label und haben noch viel zu tun.

Nach der Veröffentlichung von Rinzen bist du mit „Forget Yesterday“ zurück auf UNSEEN. Wie ist die EP entstanden?

Es ist ein Titel, der mit einem großen Kater nach einer großen Party geschrieben wurde. Der Titel und die Musik kamen ganz natürlich inmitten meines typischen Workflows. Ich habe mich von den guten Dingen inspirieren lassen, die in letzter Zeit in meinem Leben passiert sind und mich dazu gebracht haben, die schlechten Dinge aus der Vergangenheit zu vergessen und einfach in die Zukunft zu schauen. Diesen Song habe ich bei meinen Shows rund um den Erdball gespielt und ich muss sagen, die Reaktion des Publikums war jedes Mal beeindruckend. Auch Tale Of Us und Kevin de Vries sind große Fans von dem Track.

Erzähl uns etwas über den Arbeitsprozess im Studio. Und was sind deine aktuellen Favoriten in Sachen Soft- und Hardware?

Ich beginne immer damit, einen Rhythmus zu kreieren, den ich als stark empfinde. Dann füge ich den Bass hinzu und wenn ich mit dem Fundament zufrieden bin, suche ich nach der Hook und fange an, den Track aufzubauen. Was die Software angeht, benutze ich Ableton Live, und im Moment verwende ich dazu die Maschine in Kombination mit Serum und Diva als VST-Synths. Auf der FXS-Seite verwende ich hauptsächlich die Plug-in-Suiten von Slate Digital, Soundtoys und Fabfilter. Damit habe ich alles, was ich brauche, um Musik zu machen. Auf der Hardware-Seite verwende ich den Moog Sub 37 für Bässe, Arturia Matrix Brute und Korg Minilogue für Leads und Pads.

Deinen ersten Output hattest du 2005 – wie haben sich deiner Meinung nach dein Sound, aber auch du als Künstler seitdem entwickelt?

Ich würde sagen, dass mein Sound immer noch dieselbe Handschrift trägt. Damit meine ich diesen schweren, fetten, groovigen Rhythmus in Kombination mit einer Melodie. Ich liebe immer noch Vocals, und ich denke, ich habe die Hauptmerkmale in meiner Musik immer beibehalten. Vielleicht in einem breiteren Spektrum vom Sound. Mit meiner Erfahrung als Künstler versuche ich jetzt, bessere Entscheidungen für meine Karriere zu treffen, aber meine Philosophie ist immer noch dieselbe: einfach nur Tanzmusik machen und Spaß haben.

Was steht in den nächsten Wochen und Monaten auf deiner Agenda?

In den nächsten Wochen werde ich in der Türkei, Kasachstan, Belgien, Katar, Indien und anderen Ländern unterwegs sein. Darüber hinaus versuche ich, mich Studio darauf zu konzentrieren, weiterhin hochwertige Musik zu veröffentlichen und UNSEEN weiterzuentwickeln.

 

Aus dem FAZEmag 129/11.2022
Text: Triple P
Foto:
www.facebook.com/citizenkainmusic