Club-Legenden: Claus Pieper (Genlog) über den Groove Club

Auch wenn er nur zwei Jahre existierte, galt der Groove Club seiner Zeit als eine der angesagtesten Techno-Anlaufstellen in ganz Nordrhein-Westfalen. Von 1993 bis 1995 wurden an der Wanner Straße in Gelsenkirchen wilde Partys gefeiert und mit Künstlern wie Moguai, Da Hool und Phil Fuldner standen hochkarätige Residents an den Tellern, die Teil der hauseigenen Booking-Agentur waren und sich die Line-ups mit Größen wie Westbam, Marusha, DJ Dick, Pascal Feos und anderen Stars teilten. Ein essenzieller Bestandteil der Groove-Hochburg war außerdem Claus Pieper, der als Teil von Genlog Mitte der 90er-Jahre für Furore in der Technoszene gesorgt hatte. Wir haben ihn für einen kurzen Schnack über alte Zeiten getroffen.

FAZEmag: Hallo Claus! Einige Jahre vor den überregional bekannten Clubs in NRW buchte der Groove Club in Gelsenkirchen schon Acts wie Eric Morillo. Wie und wann fing es für Dich im Groove Club an? Wer sonst war noch involviert? Welche DJs waren Residents und welche anderen Acts habt ihr gebucht?

Claus Pieper: Während der Gründungsphase der Raveline wurden zunächst einige Veranstaltungen im Großraum NRW durchgeführt. Zu Beginn befand sich die Redaktion noch in meiner Wohnung in Gelsenkirchen, doch da das Team wuchs und die Räumlichkeiten zu klein wurden, beschlossen wir im Jahr 1993 nach neuen Büroräumen für das Magazin Ausschau zu halten. So gelangten wir schließlich zum Gebäude der ehemaligen Diskothek Flash in Gelsenkirchen. Dort hatten wir die Möglichkeit, neben der redaktionellen Arbeit auch einen eigenen Club zu betreiben. Die Raveline GmbH bestand aus vier Gesellschaftern: A. Rentsch, L. Siebdrath, W. Balzuweit und mir. Darüber hinaus hatten wir Redaktionsmitarbeiter für die verschiedenen Bereiche. Mein Fokus lag auf dem Clubbooking und den Events. Wir hatten unsere eigene Booking-Agentur, die talentierte DJs unterstützte. Zu dieser Zeit waren unter anderem Phil Fuldner, Moguai, Da Hool, Cook und viele talentierte Newcomer bei uns als Residents im Groove Club tätig. Zwischen 1993 und 1995 gastierten zahlreiche bekannte Größen im Groove Club, darunter Westbam, Marusha, DJ Dick, Hardsequenzer, Pascal Feos (R.I.P.), Jens Lissat, Mario De Belis und viele weitere.

FAZEmag: Als Genlog warst Du einer der Mega-Stars der ersten Rave-Szene und hast, wie du bereits sagtest, die Raveline mitgegründet. Was hast Du für Erinnerungen an diese frühe Zeit des Techno-Booms in NRW?

Claus Pieper: Ich gehörte zu den Mitbegründern der aufregenden Anfangszeit der Rave-Kultur in NRW und Deutschland. 1992 entstand das Raveline-Magazin aus einer spontanen Idee heraus, eine Party in meiner damaligen Heimat Gelsenkirchen zu promoten. Gemeinsam mit ein paar Freunden setzten wir uns in meinem Wohnzimmer zusammen und verfassten informative Texte über die Bands und DJs, die bei dieser Party spielen würden. Wir fügten Charts und Bilder von vergangenen Events hinzu und machten uns dann auf den Weg zum Copyshop, um 1000 Schwarz-Weiß-Kopien zu drucken, die wir in Plattenläden in unserer Gegend verteilten. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir nie gedacht, dass das Raveline-Magazin einmal zu einem der größten Techno-Magazine Deutschlands heranwachsen würde. Uns war damals einfach nur wichtig, eine großartige Party zu veranstalten.

Zusammen mit Ingo Kays und Olli Kuntzer gründete ich Anfang der 90er das Projekt Genlog. Mit unserer Mockmoon-EP trafen wir scheinbar den Nerv der Zeit. Alle DJs spielten unseren Sound und wir wurden ein fester Bestandteil der Techno- und Raveszene. Früher war nicht zwangsläufig alles besser, aber damals setzten wir uns einfach ins Auto und fuhren durch das Land, um neue Einflüsse aufzusaugen und die Nächte durchzutanzen – vergleichbar mit der Hippie-Bewegung in den 1960ern. Alles war aufregend, bunt und entspannt. Die Menschen lächelten dich an, es gab noch keine Handys, um Selfies zu machen oder in sozialen Medien zu verkünden, dass man gerade auf einer Party war. Wir haben einfach gemeinsam den Moment genossen, getanzt und die Augenblicke bewusst wahrgenommen und im Gehirn abgespeichert.

FAZEmag: Wann war Dein erster Gig im Groove Club und wie kannst Du Dich noch daran erinnern?

Claus Pieper: Mein erster Live Gig im Groove Club fand statt bei der grandiosen Eröffnungsparty im Jahr 1993. Zusammen mit Da Hool, Moguai, Phil Fuldner und RMB (wer erinnert sich nicht an den legendären Auftritt von Rolf Maier Bode im Bademantel…lol). Es herrschte eine unfassbar mitreißende Atmosphäre, in der DJs, Bands und Publikum zu einer Einheit verschmolzen. Doch der absolut schönste Abend für mich im Groove Club war meine eigene Hochzeitsparty im Jahr 1994 (siehe Flyer)!

FAZEmag: Zu der damaligen Zeit war NRW der Nabel der Techno-Welt – natürlich gemeinsam mit FFM und Berlin. Was waren die wildesten Abende im Groove Club und wieso?

Claus Pieper: Im Groove Club gab es zahlreiche Nächte, die absolut unvergesslich waren. Es wurden Geschichten geschaffen, die es besser ist, für sich zu behalten… Ein wahrer Raver schweigt und lässt einfach die Musik auf sich wirken. Die Afterhour-Partys nach den X-Mas House-Events und dem Mega-Rave waren atemberaubend. Manchmal verließen die Leute den Groove Club erst gegen späten Nachmittag.

FAZEmag: Wie hast Du das Ende des legendären Clubs empfunden?

Claus Pieper: Es war eine unglaublich aufregende Zeit. Der Groove Club erwies sich als wahrer Hotspot, an dem Rave-Geschichte geschrieben wurde. Für Künstler wie Phil Fuldner, Moguai und Da Hool stellte der Groove Club einen bedeutenden Meilenstein in ihrer Karriere dar. Gegen Ende des Bestehens zog ich mich etwas zurück, da ich mit Genlog alle Hände voll zu tun hatte. Drei bis vier Auftritte pro Woche, dazu noch redaktionelle Arbeiten und das Booking – das war einfach zu viel des Guten. Ich fasste daher den Entschluss, mich hauptsächlich auf meine musikalische Laufbahn zu konzentrieren.

FAZEmag: Was hältst Du aktuell von der Club-Szene in NRW?

Claus Pieper: Leider kann ich nicht viel dazu sagen. Vor 13 Jahren bin ich nach Fulda gezogen und habe hier mein eigenes Business aufgebaut. Aus diesem Grund verfolge ich die Club-Szene in NRW nur noch durch die Berichte und Reviews in eurem Magazin.

FAZEmag: Was machst Du aktuell? Wo legst Du auf, auf welchen Labels releast Du und was treibst Du ansonsten?

Claus Pieper: Mit meinem Umzug von Gelsenkirchen nach Fulda habe ich mein bisheriges Leben komplett auf den Kopf gestellt. In dieser Stadt habe ich eine neue Leidenschaft entdeckt und entschied mich, noch einmal die Schulbank zu drücken, um meine Diplome als Personal- und Fitnesstrainer zu machen. Das war vor mittlerweile 10 Jahren – und heute bin ich stolzer Besitzer einer exklusiven Fitnesslounge in Fulda, die sich auf Personal- und EMS-Training spezialisiert hat. Hier fühle ich mich in meinem Element.

Doch das war nicht meine einzige Passion. In all den Jahren war ich immer noch als Live-Act mit Genlog unterwegs. Im Laufe der Zeit hat sich meine musikalische Vorliebe weiterentwickelt und ich habe für mich das Auflegen entdeckt. Deep House, House und Chill Out sind nun meine musikalischen Steckenpferde geworden. So kam es schließlich, dass ich im Januar 2023 endlich die Zeit und die Inspiration fand, mich um eigene Produktionen zu kümmern. Endlich konnte ich meinem persönlichen Sound Ausdruck verleihen, ohne mich verbiegen zu müssen. Die Tracks, die dabei entstanden sind, sind nun erstmals auch unter meinem Namen Claus Pieper veröffentlicht worden. Und das nicht bei irgendwelchen Labels, sondern bei namhaften Größen wie M-Sol Records, Tibetania Rec. und Noom Records.

In Zusammenarbeit mit meinem alten Freund Werner Balzuweit habe ich für unser Projekt Eigenart neue Tracks für M-Sol Deep produziert. Und auch mit Jens Ebert aka Spacekid entstand eine Kollaboration, die auf Noom Records veröffentlicht wurde – Triance – I Don’t Care war geboren. Es ist für mich eine wahre Freude, mit solch talentierten Musikern zusammenzuarbeiten und meine musikalische Vision zu verwirklichen. Und gerade erst ist auf Noom Records mein neuestes Werk erschienen: Claus Pieper – Falkenschlag. Bei diesem Track konnte ich endlich mal wieder die TB-303 zum Einsatz bringen.

Doch das ist noch längst nicht alles. Am 24.01. erscheint eine neue Eigenart EP „Dreaming Of You“ auf M-Sol Deep. Dieses Projekt liegt mir besonders am Herzen und ich kann es kaum erwarten, es mit der Welt zu teilen. Im November 2023 habe ich mein eigenes Label URBANIC Music gegründet. Ein großer Schritt für mich und ein großer Moment in meiner musikalischen Karriere. Das erste Release war ein Longplayer von Eigenart namens „Interstellar Serenity“. Ein wahrhaft fesselndes Werk. Im Dezember folgte das Genlog-Album „Timeless“. Hier haben wir uns mit Genlog musikalisch neu erfunden und präsentieren Triphop und Chill Out Tracks, die zeigen, dass wir uns musikalisch immer weiterentwickeln. Es ist ein unglaubliches Gefühl, Teil dieser musikalischen Reise zu sein und zu sehen, wie sich meine Leidenschaft über die Jahre hinweg zu etwas Größerem entwickelt hat.

FAZEmag: Welche 5 Tracks verbindest Du mit Deiner persönlichen Groove-Club-Zeit?

Claus Pieper:

01 CJ Bolland – Camargue

02 Humate – Love Stimulation

03 Cybordelics – Adventures Of Dama

04 Genlog – Mockmoon

05 Resistance D – Human


Mehr über Claus Pieper erfahrt ihr hier:

https://linktr.ee/clauspieper

 

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