COMA – Voyage Voyage (City Slang)

„Voyage Voyage“ – der Titel des neuen Coma-Albums hält, was er verspricht. Das Kölner Produzentenduo Marius Bubat und Georg Conrad begibt sich mit seinem dritten Longplayer auf Reisen – zurück zu seinem Musikverständnis der Teenagertage am heimischen Niederrhein, angereichert mit der elektronischen Ausgestaltung ihrer Live-DNA und den Erfahrungen der letzten 20 Jahre. Als Schülerband mit Indierock- und -Pop-Einschlag schrieben die beiden mit ihren damaligen Bandkollegen Songs und spielten sie live. Was folgte? Kein Bruch, keine Nostalgie, sondern eine logische Weiterentwicklung: Nach ihrem Wechsel in die elektronische Musik im aufstrebenden Köln der frühen 2000-er Jahre wagten sie sich an clubbigere Sounds, an catchy Techno mit Pop-Einschlag. Ihr indieangehauchter post-minimaler Sound wurde beschrieben als etwas zwischen New Rave, Oldschooltechno, 80er-Pop, Italodisco und 2k-Modernität, ihr Live-Können überall gefeiert. Seit mehreren Jahren sind die Jungs live in Bandbesetzung unterwegs. Warum also nicht Songs schreiben, die den Live-Gig mitdenken. Da sie laut eigener Aussage eh nie die „krassen Clubgänger“ waren, sondern sich immer in Bandbesetzung auf der Bühne am wohlsten fühlten, haben sie nun auch wieder elektronische Musik zum Hören und vor allem Live-Spielen gemacht: zeitgenössischen Elektro-Pop, der mit seiner Zugänglichkeit auch das Tanzen nicht ausschließt. Das macht auch direkt schon der erste Track „Snurrebassen“ klar. Er wickelt den Hörer mit einer Leichtigkeit um den Finger beziehungsweise um den Beat, der ihn energetisch und doch entschleunigt in seinen Bann zieht – aus dem man nur gelegentlich aufwacht und merkt, dass man mittanzt. Ein rastloser, treibender Track in Poplasur ist auch „Spiracles“. „Bits And Pieces“ als entrückter, epischer Song dagegen wagt auch ausladende, große Momente mit eben jenen Bits and Pieces, die direkt da treffen, wo das Gefühlszentrum sitzt. Der Facettenreichtum der gesamten Platte kommt auf perfekten Synthesizer-Wellen angerollt. Ihr Ziel, Songs auf den Punkt zu bringen, haben Marius Bubat und Georg Conrad weit übertroffen. Nicht zuletzt sind ein Live-Schlagzeug – das erste Mal in einer Coma-Produktion überhaupt – und deutlich mehr Vocals verantwortlich für die Stimmung des Albums: melancholisch und doch im Aufbruch, verträumt, verspielt tänzelnd. Den angestauten kreativen Drang einer zweijährigen Produktionspause hat Coma ohne Druck ausgelebt. Ein Album, das, angehaucht vom elektrifizierenden Kuss der Eighties, berührt, aufwühlt und in Aufruhr versetzt. Csilla Letay 10/10