Gegründet 2007 in Spanien, sind Crystal Fighters heute in London beheimatet und veröffentlichten 2010 mit „Star Of Love“ ein erstes, etraordniäres Album. „Schnelle Tanzmusik mit Instrumenten aus dem Baskenland, Synthesizern und Gesang“ nennen es Sebastian, Gilbert, Graham, Mimi und Laure selbst. In diesem Jahr machte das Quintett durch die gemeinsam mit Drum & Bass- und Dubstep-Hero Feed Me produzierte Single „Love Is All I Got“ auf sich aufmerksam. Nun steht das zweite Album „Cave Rave“ in den Läden, und wieder treffen Tradition und Technik aufeinander, vermischen sich traditionelle Klänge mit modernen und ergeben in dieser Kombination schnelle Tanzmusik mit Instrumenten aus dem Baskenland, Synthesizern und Gesang. Und doch ist diesmal manches anders, wie mir Graham im Interview erklärt.
„‚Cave Rave‘ ist auf verschiedenen Ebenen anders als ‚Star Of Love‘, aber der größte Unterschied liegt wohl darin, dass sich unsere eigenen Perspektiven und damit auch die Art und Weise, wie wir unsere Musik machen, verschoben haben. Wir waren sehr an den Ähnlichkeiten des Verständnisses des Daseins in unterschiedlichen Kulturen, in verschiedenen Ecken der Welt, interessiert. Diese Erkenntnis hat unsere Einflüsse über die Grenzen des Baskenlandes hinaus erweitert.“ Für das Coverartwork zu „Cave Rave“ konnte man dazu passend den amerikanischen Künstler und Architekten Paul Laffoley gewinnen. Laffoley beschäftigt sich seit Mitte der 60er-Jahre mit naturwissenschaftlichen, philosophischen und spirituellen Fragestellungen. „Ich habe Pauls erste internationale Show in Berlin vor einigen Jahren gesehen und war völlig begeistert. Als wir wussten, dass wir ein zweites Album aufnehmen würden, haben wir ihn direkt kontaktiert, und er sagte zu, das Cover zu gestalten. Das Teil selbst ist so wundervoll, es ist eine Blaupause eines utopischen Lebensraums. Wir fühlen uns sehr geehrt, dass Paul ein so wesentlicher Bestandteil unserer Reise ist.“ Für das Schreiben der neuen Songs hat man sich trotz aller neuen Einflüsse erneut ins Baskenland zurückgezogen, wo auch schon das Debüt entstand. „Unsere ursprüngliche Verbindung ins Baskenland war Laures Großvater. Von dort aus hat er uns dazu inspiriert, uns mehr mit der traditionellen Musik und der Kultur dieser Region auseinander zu setzen. Wir haben schnell die Tiefe der Mythologie und Kunst erkannt. Txalapartas spielte man z. B. häufig, um von einer Seite der Berge mit der anderen zu kommunizieren. Daher haben wir beschlossen, physisch und spirituell zu den Wurzeln zurück zu kehren, als wir mit dem Schreiben begannen.“ Überhaupt bezeichnet sich Graham als einen sehr spirituellen Menschen, und so überrascht auch die Antwort nach weiteren Einflüssen nicht. „Uns inspiriert jede Art von Erfahrung, besonders jene, die schwer mit unseren fünf bekannten Sinnen zu begreifen sind … wie Träume und die Liebe.“ Ihre musikalische Einflüsse sind so bunt, wie die fünf Bandmitglieder selbst. „Wir haben ganz unterschiedliche Musik in unserer Jugend gehört, doch gab es immer wieder Überschneidungen wie HipHop, Electro-Funk und Dub. Wir lieben Minimal Techno und Deephouse, sind Fans von Acts wie Mount Kimbie, Arthur Beatrice und Workout. Derzeit erscheint so viel großartige Musik, dass ich es schwierig finde, auf dem Laufenden zu bleiben.“ Für die Produktion des eigenen Albums reiste man schließlich nach L.A. und traf mit John Medal-Johnson einen Mann, der schon für Beck und Nine Inch Nails arbeitete. „Justin ist einer der wenigen Menschen, die immer wieder in einflussreiche Projekte integriert waren, bei vielen meiner persönlichen Favoriten. Sein Verständnis davon, wie elektronische Musik im Verbund mit Harmonien und klassischen, organischen Instrumenten existieren kann, ist wunderbar und essentiell für die Musik, die wir machen. Mit ihm zu arbeiten war ein erweckende Erfahrung und etwas, das uns sehr inspiriert hat und auch zukünftig weiter inspirieren wird.“ Zum Release von „Cave Rave“ gab es ein erstes ausverkauftes Konzert in Berlin, auf umfassende Tour kommen Crystal Fighters dann im November. Bereits jetzt können Tickets für die Shows in Hamburg, Köln, Frankfurt, München und Berlin sowie im österreichischen Dornbirn und in Salzburg käuflich erworben werden. Doch was erwartet uns dann überhaupt? „Festivalgigs sind natürlich immer ganz anders als die Clubshows, weil die Distanz zwischen Publikum und Bühne viel größer ist. Je größer der Abstand, desto geringer ist der direkte Energieaustausch zwischen Band und Crowd. Aber die Power, die zehntausende Menschen, die deinen Song singen, rüberbringen, ist auch superphänomenal. Beide Sitatuionen sind immer wieder radikale Erlebnisse und bieten die Möglichkeit, viel positive Energie an eine Menge Leute gleichzeitig zu senden. Wir lieben jede Show, die wir spielen, und wir spielen jede, als wäre es unsere letzte. Aber wir fühlen uns nie irgendeinem Druck dabei ausgesetzt. In Wirklichkeit ist alles, was wir produzieren, ein Teil eines größeren Ganzen, und in den Live-Shows findet endlich alles zusammen.”