D.T.E – „If you can’t dream it, you can’t do it“

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140 Millionen Streams, 20 Millionen YouTube-Views, Gold in Deutschland. Diese Zahlen hat nicht ein seit Jahren in der Szene bekannter Künstler im Laufe seiner gesamten Karriere generiert, sondern Dennis Timur Engels alias D.T.E mit seiner Debüt-Single „The Passenger“ mit LUM!X & Gabry Ponte. Seine Liebe zur elektronischen Musik entdeckte der Mann aus Rheinberg bei Duisburg bereits mit 15 Jahren. Nach seinen Anfängen als Resident-DJ des Internetradios TechnoBase.FM zog es ihn vor einigen Jahren hinaus in die große weite Welt: Er heuerte als DJ bei der AIDA an, wo er dank seiner legendär guten Live-Shows 2017 als „AIDA DJ des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Außerdem lernte er dort Stani Djukanovic kennen. Der renommierte Producer leitete zu der Zeit das gesamte Musikprogramm der AIDA. Und er ist mittlerweile zusammen mit Quarterhead der enge Kreativpartner und Producer von D.T.E, der sich heute zwischen Dance, House, Future, Electro und Hardstyle bewegt. Mit „Wanna Give You Love“ veröffentlicht er nun seine erste Single bei Warner Records Germany.

Dennis, lass uns von vorne beginnen. Elektronische Musik hast du im Alter von 15 Jahren entdeckt – wer bzw. was hat dich damals besonders begeistert, und wer oder was tut dies heute?

In der Geschichte der Musik waren ja immer Sängerinnen, Sänger und Bands diejenigen, die die Musik gemacht haben. Als die ersten DJs aufkamen und zu Superstars wurden, war es schon eine besondere Situation zu sehen, dass man auf diese Weise Menschen bewegen kann. Tiësto, Armin van Buuren und David Guetta haben eine völlig neue Welt eröffnet, die es so noch nicht gab. Da ich weder singen kann noch wirklich gut ein Instrument beherrsche, war es faszinierend zu sehen, wie ein DJ mit den Massen spielt und dass es da noch mehr gab. Mich begeistert es, wie ein DJ Emotionen erweckt und die Menschen in seinen Bann zieht. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als die Crowd in Ekstase zu versetzen.

Wie würdest du deine persönliche Reise innerhalb der elektronischen Szene beschreiben? Du hast mit TechnoBase.fm und der AIDA ja zwei persönliche „Meilensteine“ hingelegt, die zu deiner heutigen Reputation außerordentlich beigetragen haben.

Ich denke, bei TechnoBase.fm und auf der AIDA habe ich die Basics und das Rüstzeug gelernt, das man als DJ braucht. Es gibt heute wohl kaum eine Situation, die mich noch ins Schwitzen bringen könnte. Ohne das geht es nicht. Ob in einem kleinen Club oder auf einem großen Festival, man muss immer wissen, was man tut und wie man die Menschen begeistern kann. Nebenbei habe ich 65 Länder gesehen und meine große Liebe gefunden – das sind Erfahrungen und Eindrücke, die mir niemand mehr nehmen kann, sowohl privat als auch karrieretechnisch – ich habe alles richtig gemacht. Natürlich muss man auch „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ sein, wie man so schön sagt. Gefühlt ist jeder Schritt ein Meilenstein oder zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, und das motiviert nur weiter.

Während die Szene die letzten zwei Jahre förmlich stillstand, hast du einen exklusiven Künstlervertrag mit Warner unterschrieben.

Im Stillstand steckt auch eine Chance. Gefühlt hat die Pandemie ein Reset ausgelöst, und so ging es auch mir und meinem Team. Die ersten zwei Songs haben wir auf etwas kleineren, aber nicht weniger guten Dance-Labels veröffentlicht. Trotz des Erfolgs ist die Ausrichtung der Labels eher Track-orientiert. Wir hingegen sehen uns im Künstleraufbau und da gibt es keinen besseren Partner als Warner. Neben der großen Erfahrung im Dance ist die Nähe zu Spinnin’ Records ein großer Bonus. Wir bekommen das Beste aus zwei Welten. Für uns der optimale Partner.

Deine Debüt-Single „The Passenger“ akkumulierte wahnsinnige Zahlen in Sachen Streams und Chart-Platzierungen. Wie rekapitulierst du diesen Erfolg gleich mit der ersten Nummer?

Ehrlich gesagt bin ich noch immer unsicher, ob es gut oder schlecht ist, direkt am Anfang solch einen Hit zu landen. Verstehe mich nicht falsch, ein Hit ist ein Hit und löst ein wahnsinniges Gefühl aus. Man ist überrascht, megagehypet und wie in einem Rausch – man will mehr, immer mehr davon. Mir sagte mal jemand: „Ein Hit besteht aus den nicht gemachten Fehlern“, und bei „The Passenger“ hat sehr viel gepasst, mit sehr wenigen Fehlern. Die Kollaboration, das Timing, die Produktion, alles war nahezu perfekt. Ich begegne dem mit sehr viel Demut und Dankbarkeit, immerhin bleibt genau das vielen extrem talentierten Musiker*innen verwehrt. Mich spornt es eher an, dort anzuknüpfen und noch viele weitere „waschechte Hits“ zu machen.

„Wanna Give You Love“ heißt deine Debüt-Single bei Warner. Erzähle uns mehr zur Idee zu dem Song. Die Geschichte ist ja vermeintlich keine fröhliche.

Das ist natürlich Auslegungssache, aber tatsächlich ist die Geschichte nicht, zumindest noch nicht, allzu fröhlich. Ich lasse mich grundsätzlich von Eindrücken und Emotionen aus meinem Umfeld inspirieren. Bei „The Passenger“ lief das Original in der Serie Sons of Anarchy. Meine Gänsehaut in dem Moment sagte mir, ich muss den Song machen. Im Fall von „Wanna Give You Love“ hat mich ein guter Freund wochenlang über seinen Crush zugetextet. Sie hat ihn die ganze Zeit geteast, doch bis dato kam die Beziehung nicht zustande. Ich habe mich mit ihm ewig lang über das Thema unterhalten und wahrscheinlich auch ein paar Flaschen Bier darüber getrunken. Eigentlich habe ich nur seinen Monolog zu einem Song verwandelt – diese Emotionen spiegeln sich dann in den Lyrics und dem Sound wieder. Übrigens ist die Geschichte nach wie vor ein Open Case – ich hoffe, der Song bringt das zu einem positiven Ende.

Wie können wir uns deinen Workflow im Studio vorstellen?

In der Regel berühren mich ein Thema, eine Situation oder eine Emotion im realen Leben. Verankert sich das in meinem Kopf, dann versuche ich eine grobe Soundskizze zu zeichnen. Dabei sind Rhythmus, Tempo und die Emotion extrem wichtig. Damit gehe ich im Anschluss zu meinem Producer-Team, und ein erstes Demo entsteht innerhalb von wenigen Stunden. Wir verlassen uns voll auf unser Bauchgefühl. Löst der Song in uns Emotionen aus, dann ist er gut, und wenn nicht, dann stampfen wir ihn ein. Die Endproduktion machen wir kurz vor der Abgabe, damit der Sound fresh bleibt.

Das Jahr ist noch recht jung, die Szene erholt sich langsam aber wieder. Was sind deine Pläne für 2022?

Definitiv, neue Musik zu veröffentlichen und diese dann natürlich endlich live zu präsentieren. Es steht so viel cooles Zeug an, und ich kann es kaum erwarten, endlich wieder auf Tour zu gehen, alle Kolleg*innen zu treffen, Festivals zu spielen und natürlich die Menschen glücklich zu machen mit dem, was ich liebe, der Musik!

Das Ultra Music Festival in Miami ist einer deiner größten Träume – erzähle uns mehr über deine Visionen für die Zukunft.

Schritt für Schritt. Ich möchte noch ein paar Hits machen, tolle Kollaborationen eingehen, größere Events spielen und als Künstler wachsen. Gehen wir gedanklich in die fernere Zukunft, dann sind da den Träumen keine Grenzen gesetzt. Eine eigene Clubshow und das Ultra Festival in Miami sind und bleiben Nr. 1 auf meiner Bucket List. Ich sammle leidenschaftlich gerne Sneaker und ich hätte nichts gegen eine eigene Kollektion. Ein eigenes Label um neuen Künstler*innen eine Plattform zu bieten und sie zu unterstützen, wie ich auch supportet wurde, ist natürlich etwas, das man in Betracht ziehen könnte – wer weiß, was die Zukunft  bringt – nicht umsonst ist mein WhatsApp-Status seit Jahren „If you can’t dream it, you can’t do it“.

Aus dem FAZEmag 122/04.22
Text: Schranz Zimmer
Foto: WMG
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