Das Ende einer Ära – Ascii.Disko im Interview

Ascii.Disko, so heißt das Musikprojekt des Produzenten und DJ Daniel Holc, das dieser Tage sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Ein Grund die Korken knallen zu lassen, aber auch ein wenig zu trauern: Denn der runde Geburtstag bedeutet gleichzeitig das Ende von Ascii.Disko. Freuen können wir uns allerdings über ein finales Release und eine große Jubiläums/Farewell-Show im Hotel Shangai, bei der Ascii am 29. Dezember ein sechsstündiges Set spielt. Für diesen besonderen Abend vergibt er einen exklusiven Support Slot, der von euch besetzt werden kann! Mehr dazu erfahrt hier.
Im Interview haben wir Daniel Holc zu Abschied, Interview und Wettbewerb befragt.

Ascii.Disko besteht jetzt seit runden 10 Jahren. Wenn du zurückschaust, was kannst du über diese Zeit insgesamt sagen?

In den zehn Jahren ist viel passiert. Ascii.Disko hat mich um die Welt geführt und meinen Wohnsitz von Hamburg über Berlin und Madrid schliesslich aufs Land (Mallorca) verlagert. Zehn Jahre Wahnsinn im positiven Sinne. Das waren ja immerhin zehn Jahre meines Lebens. Da ist so einiges passiert. Das ist genug Stoff für ein Buch.

Gibt es einen besonderen Gig oder Höhepunkt, an den du dich gerne erinnerst?

Höhepunkte oder besondere Gigs  gab es zum Glück viele. Zum Beispiel mein DJ-Set auf dem Fusion Festival. Die DJs, die nach mir dran waren steckten alle im Stau, so dass ich am Ende ungeplant über 4 Stunden aufgelegt habe inklusive Sonnenuntergang. Oder ein Gig in einem Museum in Mexiko, wo die Besucher vor lauter Begeisterung ihre Abendgarderobe ablegten und wild tanzten und fast den ganzen Laden auseinander genommen haben. Ich erinnere mich, dass ich den Direktor gefragt habe, ob ich nicht besser aufhören soll. Und der hat nur gelacht und mir erstmal einen Tequila gebracht. Oder ganz am Anfang, als Tommie Sunshine im WMF auf der GIGOLO Party in Berlin „Einfach“ gespielt hat. Das war das erste mal, dass ich überhaupt auf so einer Party war und da lief mein Track. Das war Wahnsinn.

Nun hast du dich dafür entschieden das Projekt enden zu lassen. Wie kam es zu diesem Entschluss?

Als Ascii.Disko werde ich keine neue Musik mehr veröffentlichen. Das hat so viele Gründe. Das hat viel damit zu tun, wie sich die ganze Szene entwickelt hat. Nach 10 Jahren fragt man sich, warum man überhaupt neue Musik macht. Damit das dann bei Beatport in den Verkaufscharts ist? Für DJ Promo?  Um weiterhin gebucht zu werden? Seien wir doch mal ehrlich: es geht doch nicht mehr um die Qualität der Musik, sondern nur um Image und Marketing. Ich habe über 10 Jahre überall auf der Welt aufgelegt und plötzlich spielst du mit Kids zusammen, die noch nie ein Album gemacht haben und trotz ihrem vorbereiteten DJ Set und Beat Sync einen schlechten Übergang nach dem anderen mixen. Die werden nur gebucht, weil Sie einen gehypten Track auf irgendeinem hippen Label am Start haben und den Club füllen sollen. In so einer Szene finde ich mich nicht wieder und das geht ja nicht nur mir so. Aber das ist nur einer der Gründe. Eigentlich will ich nur wieder Musik machen, weil ich Lust dazu habe, ohne irgendwelche Erwartungen und Zwänge.
10 Jahre Ascii.Disko waren schön, aber es ist Zeit für was Neues. DJ werde ich bis an mein Lebensende bleiben, denn deswegen habe ich damals überhaupt erst mit Ascii.Disko angefangen: Es macht mir einfach Spaß, wenn die Leute im Club tanzen und eine gute Zeit haben und ich liefere den Soundtrack dazu.

Fällt es dir leicht loszulassen oder wird es dir erst mal schwer fallen ganz ohne Ascii.Disko?

Nein. Es wird Zeit. Außerdem bleibe ich ja nach wie vor DJ und mache weiterhin Musik.

Zwei Tage vor Silvester legst du das letzte Mal mit diesem Projekt im Hotel Shangai auf. Was können wir von deiner letzten Show als Ascii.Disko erwarten?

Das Hotel Shanghai ist definitiv mein Lieblingsclub in Deutschland. Irgendwie rockt es dort immer und alles kann passieren. Im Augenblick durchstöbere ich meine Plattensammlung von 2002 bis heute und schaue, welche Sachen ich immer am liebsten gespielt habe. Das DJ Set wird hoffentlich dann eine Zeitreise 🙂 Ich habe geplant ca. 6 Stunden aufzulegen, wenn ich das durchhalte (im Augenblick erhole ich mich noch von einem  Motorradunfall…). Wie gesagt: im Hotel Shanghai kann alles passieren…

Zudem startet auch ein Contest, dessen Gewinn ein Support Slot auf eben genau dieser Jubiläums/Farewell Show ist. Um dabei zu sein suchst du den besten Mix unter allen Einsendungen. Wie sollte der Mix sein, der dich überzeugt?

Am wichtigsten ist mir, dass der Mix Seele oder Charakter hat. Ansonsten bin ich selber ja sehr offen. Also kann es auch Thrash Metal mit Tape Decks zusammengemixt sein.
Wer irgendwelche Sales Charts zusammenmixt hat eh verloren. Ich lass mich mal überraschen.

Bald erscheint dann auch deine letzte Release unter Ascii.Disko. Auf was für eine Platte können wir uns freuen?

„Oscuridad“ ist ein Track, der mir sehr wichtig ist und der für mich wohl das emotional schwierigste Stück Musik ist, was ich bisher gemacht habe. Die Nummer ist eine Kollaboration mit meinem Freund und Musiker Coco Cielo. Wir haben 2008 angefangen an gemeinsamer Musik zu arbeiten. Noch bevor wir den ersten Track fertig hatten, wurde Coco brutal ermordet. Es hat lange gedauert bis ich die Kraft hatte diesen Track fertigzustellen. Es wurde einfach Zeit, meinen Freund zu würdigen und ihn zu verabschieden. Mit dem zweiten Track auf dem Release verabschiede ich mich von Ascii.Disko: DEATH IS BIRTH.

Was steht bei dir in der Zukunft an? Sind schon neue Projekte geplant oder brauchst du erst mal Ruhe vom großen Musikzirkus?

Natürlich habe ich ein neues Projekt. Ich habe genug Musik für 2 Alben fertig und noch Unmengen an Ideen. Nachdem ich mich entschieden hatte, dass Schluss ist mit Ascii.Disko, habe ich einen richtigen kreativen Schub erlebt. Manchmal muss man Altes zerstören um Platz für Neues zu schaffen…

www.asciidisko.com