„Demokratiefeindliches Gedankengut“? DOCKS und Grosse Freiheit 36 beziehen Stellung

Bild von RENE RAUSCHENBERGER auf Pixabay

Vor rund einer Woche berichteten wir, dass sich das berühmte Hamburger Reeperbahn Festival im Verbund mit weiteren lokalen Kultur-Institutionen gegen die Hamburger Clubs DOCKS und Grosse Freiheit 36 positioniert hat. Man wirft den Verantwortlichen die Verbreitung von demokratiefeindlichem Gedankengut vor und hat sich nun dazu entschlossen, sowohl das DOCKS als auch die Grosse Freiheit 36 vorerst vom Reeperbahn Festival auszuschließen. Gleichzeitig forderte man ein Statement zu den Vorwürfen, welches die Gründer und Betreiber vom DOCKS und der Grossen Freiheit 36 nun geliefert haben.

In der Stellungnahme, die mit einem berühmten Zitat des berühmten Philosophen Voltaire beginnt, distanzieren sich die Verantwortlichen ausdrücklich von den Vorwürfen zu Rassismus, Nationalismus, Faschismus, Extremismus und Gewalt. Die Meinungsvielfalt sei schließlich ein „Gut, das die Stärke unserer Stadt und der gesamten Demokratie ausmacht.“ Weiterhin heißt es, man habe diesen Meinungen „an unseren Fassaden eine Plattform geboten, ob wir diese nun teilen oder nicht.“

Einige dieser Standpunkte, die sich meist gegen die Corona-Politik richten, wurden offenbar als eben jenes „demokratiefeindliches Gedankengut“ aufgefasst, für das die Betreiber der Clubs nun in die Mangel genommen werden. Im Folgenden der Stellungnahme räumen sie ein, dass die aufgehängten Plakate an den Fassaden womöglich nicht immer ausgewogen, angemessen oder allgemeingültig waren. Dennoch herrsche bei DOCKS und Grosse Freiheit 36 der Konsens, „dass man die Meinung des Anderen tolerieren muss.“ Aus diesem Grund sei man nicht gegen die Plakate/Meinungsäußerungen vorgegangen und werde dies auch in Zukunft nicht tun, da man die „Meinungspluralität unserer liberalen Gesellschaften“ erhalten wolle.

Abgebaut werden die Wände also nicht, ein Stückweit entgegen kommen die Verantwortlichen ihren Kritikern aber dennoch. „Wir werden aber nunmehr als deutliches Zeichen dafür, dass wir für Toleranz, Meinungspluralität und friedlichen Diskurs stehen, die Wände für die Meinungen von Maßnahmenbefürwortern und Maßnahmenkritikern öffnen. Jeder zweite Rahmen steht für Veröffentlichungen, die von Maßnahmenbefürwortern an uns herangetragen werden, zur Verfügung“, heißt es im Wortlaut. Somit sollen beide Seiten des Diskurses respektvoll, sachlich und gleichwertig dargestellt werden.

Die Betreiber wünschen sich im Übrigen, dass die Kulturszene auch in schwierigen Zeiten wie diesen zusammensteht, unabhängig davon, ob man mit den Corona-Maßnahmen einverstanden sei oder nicht. Verschiedene Meinungen sollten demnach nicht für Streitigkeiten herhalten, sondern als Antrieb für Wissenschaft, Kreativität und Innovation. Man hoffe inständig darauf, „der verbindenden Kraft der Live-Kultur [möglichst bald] wieder eine Bühne bieten zu können […]“. Auch für Personen, die sich kritisch gegenüber den Veröffentlichungen positionieren, „[…] stehen unsere Clubs und unsere Herzen immer offen und wir werden immer bereit sein, vergangenes zu vergeben […]“, heißt es abschließend.

Hier könnt ihr das ganze Statement lesen:

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