Demuja – Period Of Time

Credit: Frank Wimmer

„Abenteuerlich, treibend und bewusstseinserweiternd“, so beschreibt Demuja „Period Of Time“, sein jüngstes Album, auf dem er ein weiteres Mal seinen musikalischen Facettenreichtum demonstriert. Bernhard Weiss, wie der Salzburger mit bürgerlichem Namen heißt, nimmt die Sachen gerne selbst in die Hand, was er Ende 2016 mit der Gründung seines eigenen Imprints untermauert. Releases von ihm findet man auf namenhaften Labels wie Shall Not Fade, Nervous Records oder Madhouse Records, um nur ein paar zu nennen. Ihn musikalisch in ein Genre einzuordnen, fällt schwer, denn sein neues Werk fördert eine Vielschichtigkeit zutage, die Schubladendenken ad absurdum führt. „Period Of Time“ setze sich durch die Musik von Demujas vorherigen Releases ab – und das hört man. Auf einen neuen „Lebens- bzw. „Zeit“-Abschnitt beziehe sich der Titel. „Ein kleiner Schnitt zwischen dem ,alten‘ und ,neuen‘ Demuja“, erzählt er uns. Neue Gegebenheiten gilt es zu erkunden, daher freuen wir uns, euch das folgende Interview mit dem DIY-Routinier präsentieren zu dürfen.

Credit: Frank Wimmer

Hey, Demuja, wie geht es dir aktuell und wie ist die Lage in Österreich? 

Hi. Mir gehts den Umständen entsprechen gut: motiviert, weil die Clubs bei uns endlich wieder aufgesperrt haben, aber etwas pessimistisch, weil ich mir vorstellen könnte, dass alles wieder zumacht. ABER, genug über „Corona, darüber hatten wir die letzten Monate genug diskutiert. Mal schauen, was passiert.

Du kommst aus Salzburg. Wie ist die Kreativ- und Musikszene dort? 

Kommt darauf an, welche Szene man anspricht: Klassik ist natürlich relativ groß und hat auch ein großes Publikum, aber die Underground-(House)-Szene ist nach wie vor sehr klein. Jedoch wird es immer besser, es gibt vereinzelte, motivierte Gruppen, die etwas machen (wollen), und immer mehr junge Leute, die offener werden für diese Art von Musik. Salzburg ist aber auch nur eine kleine Stadt, da dauert alles immer etwas länger, bis etwas ankommt ;).

Wie kam dein Pseudonym zustande und wie spricht man Demuja korrekt aus?

„De Muja“ war eine der ersten House-Scheiben, die ich je gehört habe. Der Track „De Muja“ ist von Olav Basoski, einem DJ & Produzenten aus den Niederlanden. Unter anderem war seine Musik (vor allem „Waterman“) mein „Tor“ in die Welt der Housemusik. Im Grunde kannst du es aussprechen, wie du willst, (kommt auch darauf an, was deine Muttersprache ist), aber für mich ist es: De Mu Ja. 

Dein letztes Album-Release „Atlantic Avenue“ liegt gerade mal ein Jahr zurück. Nun erscheint dein neues Album. Wie war dein kreativer Output in den letzten Monaten und wie hat Corona dich in deinem Schaffen beeinflusst? 

Ich war in den letzten Monaten täglich im Studio, von 8:00 Uhr morgens bis 20:00 Uhr abends, und somit habe ich natürlich auch viel Musik gemacht und fertiggestellt. Anfangs habe ich noch mehr versucht, Clubmusik zu machen, aber ohne das richtige Feeling und die Nähe zu Clubs war es natürlich etwas schwieriger als sonst. Aus diesem Grund habe ich auch viele andere Genres probiert, von Ambient, Soul bis Jazz. Ob ich das Zeug jemals releasen werde, ist aber noch fraglich ;).

Stilistisch bist du also ziemlich breit aufgestellt. Von Deep House, Disco, DnB hin zu Breaks war bis jetzt fast alles dabei. Was kann man auf „Period Of Time“ erwarten? Irgendwelche „Überraschungen?

Ich hoffe natürlich, dass es einige Überraschungen gibt. Ansonsten wäre das Album doch langweilig, wenn es keinen Twist und neue Sachen hätte. Ich denke, die ersten drei Singles (die ja bereits draußen sind) zeigen auch schon eine kleine Änderung bzw. eine Weiterentwicklung in meinem Sound. 

Wie kamen die Kollaborationen mit Mr. Beale, Larry Houl und Lorenz Rhode zustande?

Ich war immer schon ein großer Fan von Lorenz. Und nach dem wir zusammen auf einer Party in Berlin gespielt haben (wo ich ihn jedoch nur flüchtig kennengelernt habe), kamen wir via Facebook mehr zum Reden und so entstand dann auch schlussendlich die Kollaboration. Larry lernte ich auf einer Party kennen, bei der er spontan über mein Set gesungen hat. Eins führte zum anderen und jetzt haben wir schon einige Tracks miteinander gemacht.  Mr. Beale ist so die klassische „Internet-Kollaboration: Ich habe einen Track von ihr gehört, fand die Stimme Hammer, und fragte sie, ob sie Lust hätte, über einen Track von mir zu singen.  

Auf welche Titel von „Period Of Time“ bist du besonders stolz?

Schwer zu sagen, da es so viele verschiedene Genres sind, ist es schwer, sich auf einen Track zu fixieren. Grundsätzlich bin ich aber auf das ganze Album stolz und bin gespannt, wie es die Leute finden werden.

Die erste Single des neuen Albums ist bereits im Mai erschienen. Zu „Love Is Free“ gibt es ein Musikvideo. Du hast selbst bei eigenen Filmprojekten mitgewirkt. Könntest du uns etwas zum Hintergrund des Musikvideos erzählen?

Die Musikvideos sind im Grunde ein ganzer Kurzfilm, den wir in eine Trilogie aufgeteilt haben. Auch wenn die Videos einzeln funktionieren, empfiehlt es sich, alle drei in der richtigen Reihenfolge anzuschauen („Love Is Free“, „In My Soul“, „The Time Has Come“). Zur Story will ich auch nicht zu viel verraten, am besten einfach anschauen und das Ende genießen. 😉

Worauf legst du Wert, wenn du ein Album inklusive allem Drumherum produzierst bzw. konzipierst?

Mir ist es immer wichtig, dass ein Album ein „Gesamtpaket“ ist. Für mich unterscheidet es sich dadurch sehr stark von meinen EPs. Das Entwickeln dieses Konzepts ist für mich genauso viel Spaß wie das Produzieren der Musik – vom Shooten der Musikvideos oder dem Designen des Artworks. „Period Of Time“ ist jedoch nicht nur ein Gesamtpaket als Album, sondern geht auch etwas tiefer und ist mehr in die Zukunft gedacht. -> Siehe das Ende des letzten Musikvideos.

Was begeistert dich so am Film und visueller Kunst in Verbindung mit Musik?

Für mich gehören Musik und Film einfach zusammen. Vielleicht ist es auch mein Background als Grafiker und Videoproduzent oder/und einfach meine Liebe zum Film. Außerdem kann man durch die Kombination von Musik und Bewegtbild ein ganz eigenes Feeling zu einem Track erschaffen und auch eine Geschichte/Idee besser umsetzen bzw. aufzeigen.

Woher hast du die Inspiration für „Period Of Time“ gezogen – was hat dich beeinflusst? 

Ich finde es wichtig, sich als Künstler weiterzuentwickeln. Und irgendwie passte da alles zusammen, die „ungewollte“ Pause durch Corona, eine Neufindung und auch einfach eine Weiterentwicklung von meinem Geschmack und meiner Produktionen. 

Wie blickst du auf deine Songs deiner „Mary Janes Theory“-EP zurück? Die Scheibe hast du ja kürzlich aufgrund der hohen Nachfrage nachpressen lassen. 

„MJT“ hat für mich defintiv alles verändert. Nach „Do You Want My Love“ und „Loose Legs“ hatte ich die Möglichkeit, weltweit meine Musik zu spielen und auch davon leben zu können. Und dafür bin ich mehr als dankbar. 

Ein Großteil deiner Sachen ist auf deinem eigenen Imprint MUJA erschienen. Wie bekommst du es unter einen Hut, Veröffentlichung und alles Weitere selbst in die Hand zu nehmen? 

Ich versuche, alles wie einen „normalen“ Job anzugehen. Das heißt, unter der Woche früh aufstehen, kurze Mittagspause, spät ins Bett und am Wochenende dann auflegen. Es ist auch sehr anstrengend, aber ich mache das gern und mir ist es das wert. 

Was würdest du Artists raten, die auch diesen Weg gehen möchten, um eigenständig erfolgreich mal dahin zu gelangen, wo du jetzt stehst? Was für ein Skillset braucht man?

Für mich ist „Harte Arbeit und Originality“ der Key. Heutzutage kann man im Grunde ALLES selber machen und erlernen – Cover gestalten, Musikvideos schneiden, Tracks mischen, Tracks veröffentlichen usw. Auch wenn es viel Zeit und Mühen in Anspruch nimmt, glaube ich, dass es wichtig ist und es hilft definitiv, sich auch von der Menge etwas abzuheben.   

Worauf kann man sich in Zukunft noch freuen?

Im Grunde habe ich immer etwas, an dem ich bastle. Aber ich will noch nicht zu viel verraten. ☺

„Period Of Time“ ist heute erschienen. Hier geht es zu den Kauflinks.

 

Aus dem FAZEmag 114/08.21
Text: Niklas Fust
Foto: Frank Wimmer
www.instagram.com/iamdemuja