Lehmannaudio, ein Kleinsthersteller aus Köln, gehört in der Sparte Hi-Fi-Phono- und Kopfhörervorverstärker seit Jahren zur internationalen Spitze. Gerade erst hat er mit dem Black Cube SE II Sven Väth einen Phonovorverstärker vorgelegt (siehe Testbericht FAZEmag Juni 2023), von dem natürlich auch die DJ-Szene verstärkt Notiz nimmt. Wir haben uns mit dem Gründer Norbert Lehmann unterhalten, um mehr zu ihm und zur Kooperation zu erfahren.
Norbert, da deine Person und Company im DJ-Bereich wohl eher unbekannt sein dürfte, stell dich kurz vor.
Verständlich, denn was ich mache, ist schon außerordentlich nischig. Ich entwickle und baue Hi-Fi-Elektronik, und das ausschließlich in Deutschland. Von der Ausbildung her bin ich Toningenieur. Dazu habe ich an der Musikhochschule Düsseldorf zunächst eine Aufnahmeprüfung mit der Jazzgitarre gemacht und später kamen noch die nachrichtentechnischen Fächer dazu. Also eine umfassende Toningenieurausbildung, wie es sie in der Form nur in Düsseldorf gibt. Schon während des Studiums habe ich als Tontechniker für den WDR gearbeitet und nebenbei meine Firma Lehmannaudio aufgebaut.
Was war deine erste Entwicklung?
Das war tatsächlich ein Gerät für den DJ-Bereich. Ein 19-Zoll-Gerät, das aus zwei Phonovorverstärkern und einem Symmetrierverstärker bestand. Es war dazu gedacht, DJs zu einem deutlich besseren Sound zu verhelfen. Dass das funktionierte, wurde mir von allen Seiten bestätigt. Da ich allerdings damals keine Vertriebskontakte im Pro-Audio-Bereich hatte, ist das Gerät nie in die Serienfertigung gegangen.
Von welchem Jahr sprechen wir da?
Lass mich überlegen: 1988 habe ich meine Firma angemeldet, also muss es so etwa 1991 gewesen sein. Also noch drei Jahre vor meinem Diplom. Der erste Black-Cube-Phonovorverstärker ist dann 1994 auf den Markt gekommen.
Der war dann ja schnell erfolgreich.
Ja, über den Umweg über das Ausland. 1997 wurde er aufgrund seiner Audio-Pperformance von einem internationalen Magazin in den höchsten Tönen gelobt, sodass ich sehr schnell an internationale Vertriebe gelangte. Das ist dann zurück nach Deutschland geschwappt, ich bekam Testberichte in deutschen Magazinen und so hat sich das entwickelt. Seit 2006 wird der Black Cube unter anderem von Ortofon für die Fertigungskontrolle seiner Nadelsysteme eingesetzt.
Was machst du denn besser als die vielen großen Anbieter?
Das musst du die anderen fragen (lacht). Es gibt Dinge, die ich offensichtlich anders mache. Ich bringe nur Geräte auf den Markt, die ich selbst für den Preis auch kaufen würde, also, die das geforderte Geld auch wert sind. Das können in der Einsteigerklasse 400 Euro oder am anderen Ende der Skala auch 6.000 Euro sein – ganz nach Lebenssituation. Das honorieren die Kunden.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Sven Väth, der ja bei Kooperationen sehr wählerisch ist?
Sehr unspektakulär. Ich bekam vor einigen Jahren von ihm eine Produktregistrierungskarte zugeschickt, weil er einen Black Cube II gekauft hatte. Ich habe ihn dann über Instagram angeschrieben und gefragt, ob er Lust hätte, eine Special Edition zu machen. Nur ein bisschen Kosmetik und den Celebrity-Faktor als Verkaufsargumente zu nehmen, wäre mir aber zu wenig gewesen – das bin ich einfach nicht. Ein kleiner Performancesprung sollte es schon sein. Nach zwei oder drei Tagen schrieb er dann zurück: „Coole Idee, mein Management meldet sich.“ Er nannte mir dann sein gewünschtes Farbschema Schwarz und Orange, ich habe ihm die Vorschläge mit dem Schriftzug, der Farbdiode und dem orangefarbenen Kunststoffring auf der Rückseite gemacht. Technisch habe ich andere Ausgangskondensatoren eingebaut. Die sind von Mundorf, bei denen ist die Transientenwiedergabe besser – also das, was für den Punch und Impact sorgt. Von mir kam dann auch noch die Idee mit den beiden Titeln auf einer 7-Inch-Vinyl und dem signierten DIN-A4-Poster als Extras. Das wurde alles so durchgewunken – die Zusammenarbeit war völlig easy. Ich wollte es bewusst nicht sehr marktschreierisch. Sondern unterschwellig und geschmackvoll.
Die Trackauswahl auf dem Vinyl lässt darauf schließen, dass dir Sven Väths Musik bekannt war?
Naja, der Name war mir schon ein Begriff, auch wenn es nicht originär die Musik ist, die ich höre. Meine Szene ist doch eher der Jazz und Blues mit Gitarrenvirtuosen wie Pat Methiny und Billy Gibbons. Ich war auch nie der Disco- oder Clubgänger. Ich habe aber beobachtet, dass Sven Väth eine sehr spitze Positionierung hat und konsequent seinen Weg gegangen ist.
Also gibt es gar kein vermutetes Naserümpfen, dass die rüpeligen DJs das Vinyl eher wie ein Arbeitsgerät denn empfindlichen Kulturträger behandeln?
Also, von meiner Seite überhaupt nicht. Bei jedem, der den Tonträger Platte weiterbringt, kann ich nur sagen: Chapeau, cool, super. Denn eines ist sicher: DJs haben das Überleben des Vinyls gesichert, als alle nur noch CDs hörten. Da kann sich die Hi-Fi-Szene bedanken. Da habe ich auch gar nicht über Musikstile die Nase zu rümpfen. In dem Moment, wo sich Menschen von Musik berührt fühlen und sie sich besser fühlen: fantastisch. Dass da nicht nur einfache Geister unterwegs sind, ist mir absolut bewusst. Sven Väth ist für mich da ein Beispiel.
Geht denn elektronische Musik komplett an dir vorbei? Zumal du ja den Studiengang in Düsseldorf durchlaufen hast, wie zuvor einige „Kraftwerk“-Mitglieder.
Nein, natürlich nicht. Ich höre beispielsweise Wolfgang Riechmann sehr gerne, der ja auch aus diesem „Kraftwerk“-Umfeld stammte. Er ist ja dann leider schon nach der LP „Wunderbar“ 1978 von Besoffenen in der Düsseldorfer Innenstadt abgestochen worden. Loungige Elektronik schätze ich ebenfalls sehr, vor allem wenn Jazz mit einfließt.
Aus dem FAZEmag 137/07.2023
www.lehmannaudio.com
Phono-Amptlich! Lehmannaudio Black Cube SE II Sven Väth Edition