Deutscher Produzent HOSH holt Gold in UK – Online-Interview

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HOSH hat das geschafft, wovon viele Künstler nur träumen, insbesondere, wenn sie nicht gerade aus Ländern kommen, in denen Englisch die erste Amtssprache ist. Der Produzent aus Deutschland stürmte mit seiner House-Version von „The Hanging Tree“, bekannt aus dem Film „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“, die Charts in den UK und erhielt dafür jetzt die goldene Schallplatte (Titel bei HOSH: „Midnight“). Im erfolgreichen Film aus dem Jahr 2014 sang die Protagonistin Katniss Everdeen, gespielt von Jennifer Lawrence, den von James Newton Howard komponierten Song, wodurch die Melodie berühmt wurde. HOSH verrät uns im Interview, wie es zu dem Cover kam und warum der Track gerade in Großbritannien so durch die Decke ging.

2020 hast du gemeinsam mit 1979 aus Amsterdam und JALJA „Midnight“ veröffentlicht. Glückwunsch zu Gold in UK! Wie fühlt sich das für einen deutschen Künstler an?

Das ist quasi ein Ritterschlag für einen deutschen Künstler! Es ist wirklich ein Wahnsinnsgefühl, vor allem, weil ich nie damit gerechnet hätte, jemals eine goldene Schallplatte in England zu bekommen. England ist musikalisch unglaublich bedeutend für mich – die Hauptinspiration meiner Jugend. Britpop war für mich immer das Maß aller Dinge, ergänzt durch Einflüsse aus den USA. Dass ich jetzt selbst ein Teil dieser Geschichte sein darf, ist einfach surreal.

Bei dem Track handelt es sich um ein Cover von „The Hanging Tree“. Wie kam es dazu, dass ihr dem Song ein elektronisches Gewand verpasst habt?

Die Geschichte hinter diesem Track ist wirklich etwas Besonderes. Mein damaliger Manager Khalid zeigte mir das Original, und ich hatte es natürlich auch aus dem Film im Kopf. Doch als ich es wieder hörte, war es mir zu poppig, zu offensichtlich – fast schon zu kommerziell. Das fühlte sich für mich nicht richtig an, und ich sagte ihm direkt: „Nein, auf keinen Fall, das mache ich nicht.“

Dann passierte etwas Magisches: Ich bekam von 1979 einen Draft eines Instrumentals geschickt, an dem er gerade arbeitete. Als ich es hörte, machte es plötzlich Klick in meinem Kopf. Die beiden Tracks, sein Instrumental-Draft und das A Cappella von „The Hanging Tree“, fügten sich in meinem Kopf zu einem Track zusammen – als ob dieser Track bereits existieren würde. Dieser Moment war unglaublich. Es fühlte sich an, als ob zwei Puzzleteile sich wie von Gottes Hand selbst zusammengefügt hätten.

Natürlich habe ich das Instrumental dann weiter ausgearbeitet und verfeinert, um es noch mehr in meine Richtung zu lenken. Nachdem die Idee stand, testete ich den Track mit dem Original-A Cappella live. Die Reaktion war überwältigend. Das Publikum liebte es.

Daraufhin fragte ich JALJA, mit der ich bereits an anderen Songs arbeitete, ob sie es einsingen möchte. Ihre Performance war einfach atemberaubend – alles, was man heute hört, hat sie in einem einzigen Take eingesungen. Sie brachte eine eigene, einzigartige Magie in den Song, die ihn noch kraftvoller machte.

Von diesem Moment an wusste ich: Wir haben hier etwas ganz Großes geschaffen. Der Rest ist Geschichte.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit 1979 und JALJA?

Mit JALJA hatte ich bereits an Songs gearbeitet, darunter ihre erste Single „Keep Your Love“, die später bei Sony erschien. 1979 war damals auf meinem Label FRYHIDE und auch mein Tourmanager. Er ist ein wahnsinnig talentierter Produzent, und JALJA hat eine Stimmkraft, die ich auf einem Level mit Künstlerinnen wie Adele sehe. Beide waren für diesen Track die perfekten Partner – es hat sich einfach richtig angefühlt.

Hat sich James Newton Howard zu eurer Version geäußert?

Direktes Feedback von ihm habe ich zwar nie erhalten, aber die Geschichte hinter der Veröffentlichung ist spannend. Ursprünglich wollte ich den Track über mein eigenes Label FRYHIDE veröffentlichen. Ich hatte ihn Pete Tong geschickt, der mir dann erzählte, dass er bereits zuvor eine Version von „The Hanging Tree“ von Michael Bibi veröffentlicht hatte. Das wusste ich allerdings nicht – hätte ich es gewusst, hätte ich dieses Thema niemals angefasst.

Pete fragte mich außerdem, ob ich alle Rechte und Copyrights geklärt hätte, denn er sah sofort das Potenzial, dass es hier zu Problemen kommen könnte. Gleichzeitig hatte Pete aber auch direkt erkannt, was für ein Potenzial unsere Version hat, und natürlich wollte er, dass wir es über ihn und sein Netzwerk releasen.

Dank seiner Hilfe und der Unterstützung von ThreeSixZero (Anm. der Redaktion: internationales Management- und Entertainment-Unternehmen) konnten wir den Track schließlich offiziell klären und den Songwritern vorlegen. Sie fanden unsere Version großartig. Damit war der Weg frei.

Das offizielle Musikvideo zu „Midnight“:

Hattest du bei diesem Track das Gefühl, dass er solche Dimensionen erreichen könnte?

Ich hatte schon einige erfolgreiche Club-Tracks gemacht, die gut angekommen sind, wie etwa meinen Remix zu „Keep Control“ oder „Woohoo“. Auch ein paar Beatport-Nummer-Eins-Tracks waren dabei. Aber bei „Midnight“ war es ein anderes Gefühl. Ich wusste, dass der Track etwas Besonderes hat, das über den Club hinausgehen könnte. Es war keine Garantie, aber dieses Bauchgefühl hatte ich definitiv.

Natürlich hofft man immer, dass ein Song sein Publikum findet, aber ich glaube, ich habe ein gutes Gespür dafür, wenn etwas wirklich großes Potenzial hat. Es war trotzdem eine riesige Überraschung zu sehen, wie weit „Midnight“ letztendlich getragen wurde.

Warum hat der Track in Großbritannien eingeschlagen, aber in Deutschland nicht? Haben sich deine Shows in UK verändert?

In Großbritannien spielte Radio 1 eine Schlüsselrolle, besonders Pete Tong. Dazu kam die Unterstützung durch Ministry of Sound und natürlich der Lockdown, der die melancholische Stimmung des Tracks perfekt ergänzt hat. In Deutschland lief der Song zwar auch im Radio, aber der Fokus war in UK stärker. Leider konnte ich den Erfolg durch den Lockdown nicht direkt mit Touren verbinden, doch international hat er meiner Karriere einen deutlichen Schub gegeben.

HOSH während der Performance von „Midnight“ bei Cercle:

Wie hat sich dieser Erfolg generell auf deine Karriere ausgewirkt?

Er hat viele Türen geöffnet, auch bei Major Labels wie Sony, mit denen ich neue musikalische Richtungen ausprobieren konnte. Allerdings habe ich gemerkt, dass die Arbeit mit Majors Einschränkungen bringt – man muss kommerziell liefern, sonst wird es schwierig. Deshalb bin ich mittlerweile wieder unabhängig, was mir künstlerische Freiheit zurückgibt. Der Erfolg hat aber auch meine Gagen erhöht und meine Shows voller gemacht, was natürlich ein tolles Gefühl ist.

Was steht für die nächsten Wochen und Monate an?

Ich nehme mir gerade eine Auszeit von der Produktion. Nach intensiven drei Jahren möchte ich die Musik, die ich bereits gemacht habe, sacken lassen und überlegen, wie ich sie veröffentliche. Gleichzeitig erkunde ich neue Bereiche. Das Touren war großartig, aber ich möchte mich weiterentwickeln und neue Einflüsse aufnehmen. Es ist eine spannende Phase für mich.

Dieses Jahr erschien die Single „Roads“, am 10. Mai via COLUMBIA, zusammen mit CÒMÀ:

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