Die Hamburger Clubkultur im Zwiespalt: Große Freiheit 36 solidarisiert sich mit dem DOCKS

Vergangene Woche veröffentlichte der Hamburger Club DOCKS eine Wandzeitung, in der verschiedene Statements aus Wissenschaft, Kultur und Politik zur Zukunft der Club- und Kulturlandschaft und zur aktuellen Corona-Lage präsentiert wurden. Bei vielen Menschen stießen diese Statements offenbar auf wenig Zustimmung, denn was sich anschließend auf der Facebook-Seite vom DOCKS ereignete, kann man wohl getrost als Shitstorm bezeichnen.

Solidarität erhält das DOCKS hingegen nun vom (ebenfalls in Hamburg ansässigen) Club Große Freiheit 36, dessen Verantwortlichen bemängeln, dass öffentliche, konstruktive Debatten in der aktuellen Zeit scheinbar nicht mehr möglich seien, ohne umgehend niedergemacht zu werden. Die Spitze des Eisbergs sei demnach die Forderung des Clubkombinats Hamburg, die eigene Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführende des DOCKS, Susanne Leonhard, zum Rücktritt zu drängen.

„Die Weise, wie Menschen öffentlich urteilen, machen mir Sorgen. Unsere sonst geltenden gesellschaftlichen Werte suche ich vergebens: Respekt, Toleranz, Kompromissbereitschaft! Das kann ich aus demokratischen Gründen nicht auf mir sitzen lassen und hänge ebenfalls eine Wandzeitung im Eingangsbereich aus“, so Mitja Boettger-Soller, Geschäftsführer der Großen Freiheit 36.

Doch um was für Statements aus Wissenschaft, Kultur und Politik handelt es sich eigentlich? 

Hierbei geht es um die grundsätzliche Corona-Debatte. Unmittelbar nach dem Ausbruch der Pandemie wurde in Deutschland eine epidemische Lage von nationaler Tragweite ausgerufen, die bis heute Bestand hat. Für Menschen wie die Verantwortlichen vom DOCKS und der Großen Freiheit 36 ist das nicht nachvollziehbar, da die Kriterien für eine epidemische Lage schon nach kurzer Zeit nicht mehr erfüllt wurden. Im Hinblick auf immer präziser werdende Studien und Analysen zeige sich demnach, dass „[…] weite Teile Deutschlands nahezu infektionsfrei und regionale Infektionssgeschehen durchaus kontrollierbar sind“, so ein Auszug aus der Pressemitteilung. Mitja Boettger-Soller fragt sich deshalb: „Warum wird die epidemische Lage von nationaler Tragweite dann nicht revidiert?“

Schlechte Aussichten …

Für ihn seien die immer noch geltenden Gesetze und Maßnahmen gleichzusetzen mit einem Berufsverbot. „[…] Zum einen können wir, strengen Regularien folgend, dem Gast nicht bieten, was er erwartet, zum anderen ist die Wirtschaftlichkeit nicht im Ansatz gegeben“, moniert er und prophezeit gleichzeitig eine schwarze Zukunft:

„Die staatlichen Förderungen reichen nicht aus, um den Betrieb und seine Mitarbeiter auf Dauer künstlich zu erhalten. Der Bundespolitik folgend, steht aktuell u. a. ein Gesetzesentwurf zur Debatte, der eine Öffnung nach gewohnten Bedingungen bis in den März 2021 hinauszögern würde. Jeder Tag, der vergeht, verschlimmert den nicht widerrufbaren Schaden für unser psychosoziales, kulturelles und gesellschaftliches Leben! Ein überparteilicher Expertenrat, der alle gesellschaftlichen Aspekte berücksichtigt, um uns bestmöglich aus der Krise zu lenken, existiert bis heute nicht!“

Wie geht es also weiter? Es fehlt scheinbar eine klare Zukunftsperspektive für Kulturschaffende, die sich immer mehr in ihrer Existenz bedroht sehen.

Was meint ihr zu dem Thema?

 

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