Dina Summer – Italo-Disco im frischem Gewand

Eine ansehnliche Reminiszenz an die glorreiche Italo-Disco-Ära der 80er- sowie 90er-Jahre – ein in der Musik-Szene in den letzten Jahren oftmals angegangenes, aber zumeist zum Scheitern verdammtes Unterfangen. Bis jetzt. Denn mit „Rimini“ liefert das Trio um Dina Summer mit insgesamt zehn Titeln eine beeindruckende Kombination aus Italo und changiert dabei auch zwischen New Wave, Punk und Electroclash der Nuller-Jahre. Veröffentlicht wird das Werk am 15. Juli auf Audiolith Records.

Hinter Dina Summer stehen zum einen das DJ-Paar Local Suicide, das gerade erst mit seinem Debütalbum „Eros Anikate“ für Aufsehen sorgte und das wir ausgiebig in der Mai-Ausgabe gefeaturet haben. Zu den beiden gesellt sich Jakob Häglsperger aka Kalipo, der sich nicht nur mit seinem Soloprojekt und etlichen Produktionen einen Namen gemacht hat, sondern auch als Bandmitglied und Produzent der Electro-Punk-Band Frittenbude seit mehr als einem Jahrzehnt auf den großen und kleinen Bühnen der Republik zu Hause ist.

Das Resultat sind kantige Beats, plakative Melodien und poppige Hooks, die von Dinas Stimme getragen werden. Kennengelernt hat sich das Trio im Backstage des SonneMondSterne Festival im Jahr 2013, erinnert sich Jakob: „Martin, der ehemalige Gitarrist von Frittenbude, kam damals mit Max an und meinte, dass er jetzt bei uns nach Berlin mitfährt. Wenn ich mich recht erinnere, war das ziemlich wild damals. Danach sind wir uns immer wieder über den Weg gelaufen. Local Suicide hat uns auch mal für ein paar Shows mit Frittenbude begleitet. 2019 trafen wir uns dann wieder auf dem Rocken am Brocken Festival und da entstand das erste Mal die Idee, dass wir zusammen Musik machen könnten. Ich hatte schon ein paar härtere Beats, die nicht so richtig zu Kalipo passten, und anfangs war erst einmal nur geplant, dass Dina hierfür Vocals aufnimmt. Als wir dann aber zusammen im Studio waren, wurde ziemlich schnell klar, dass wir gerade eine gleiche Sound-Vision teilen, gleiche Einflüsse haben, und es entstanden ziemlich schnell weitere gemeinsame Songs. Irgendwann zeichnete sich ab, dass das hier etwas Eigenständiges ist.“ Dina fügt hinzu: „Meist entscheidet sich ja schon in den ersten paar Stunden, ob man musikalisch auf einer Wellenlänge liegt. Schon nach drei Sessions, in denen über fünf Songs entstanden sind, hat sich abgezeichnet, dass daraus mehr werden könnte.“

Zum musikalischen Unterschied zwischen ihrem eigenen Projekt Local Suicide und dem jetzigen stellt Max fest: Die Dina-Summer-Songs sind strukturell etwas klassischer aufgebaut, ein wenig poppiger, discoider und auch meist nicht ganz so düster wie unsere Solo-Releases als Local Suicide. Dinas Stimme klingt aber natürlich bei beiden Projekten ähnlich und es ist weiterhin ein wilder Mix aus verschiedenen Sprachen, Genres und Einflüssen. Dina Summer ist auch hauptsächlich ein Live-Act, was natürlich auch Einfluss auf die Musik hat. Sie ist elektronisch, kann aber neben dem Club auch bei klassischen Konzertabenden funktionieren, im Radio laufen und ist generell etwas breiter aufgestellt, sodass es für ein breiteres Publikum geeignet ist.“ Mit den Arbeiten zu „Rimini“ gestartet ist das Trio in 2019: „Die Songs sind dann auch ziemlich schnell entstanden, allerdings haben wir das Release wegen der Pandemie immer wieder verschoben. Die Songs sind quasi alle bei gemeinsamen Sessions bei Jakob im Studio entstanden. Für einige unserer Songs hatte er bereits schon Beats oder Entwürfe fertig, die wir dann meistens mit neuen Elementen und natürlich meinen Vocals ergänzt haben. Mit Jakob zu arbeiten, ist toll, er ist sehr talentiert, geduldig und seine Produktions-Skills sind eindrucksvoll. Darüber hinaus sind wir alle mit ähnlicher Musik aufgewachsen und teilen dieselbe Vision. Und natürlich sind drei auch gemeinsam nach Rimini gereist, um dort das Musikvideo und Pressefotos zu schießen“, erzählt Dina.

Das Album selbst erscheint auf Vinyl und Kassette, passend zum Release stehen Tour-Termine in Berlin, Köln, München und Bayreuth auf der Agenda: „Das feiern wir am 15. Juli im Urban Spree bei unserem allerersten Live-Auftritt vor Publikum mit unseren Freunden von Die Selektion und vielen weiteren befreundeten Bands und DJs, dann spielen wir in den Wochen darauf noch einige weitere Headline-Shows und Festivals in Deutschland. Leider ist das Jahr bereits sehr voll mit Auftritten von unseren anderen Projekten, sodass es schwierig ist, freie Wochenenden zu finden, an denen wir alle drei verfügbar sind. Ich bin mir aber sicher, dass wir im Herbst und Winter auch international einige Live-Shows spielen werden. Dann werden wir auch direkt anfangen, an neuer Musik zu arbeiten.“ Das Motto dazu lautet „andiamo in discoteca“.

Aus dem FAZEmag 125/07.2022
Text: Lisa Bonn
Foto: Matteo Rabaiotti
www.instagram.com/dinasummermusic