Der Sommer macht mich so aggressiv, dass ich mich abreagieren muss. Aus diesem Grunde habe ich für euch einige Terrorfilme herausgesucht. Den Anfang macht der mehr als solide „Chain Letter“ (I-on New Media), der im High School-Milieu angesiedelt ist und von Kettenbriefen (sic!) handelt, der auf Computern von Klischee-Kids auftaucht. Inhalt: „Sende diesen Kettenbrief weiter, oder du wirst sterben“. Das passiert dann auch einige Male und nicht zimperlich. Ex-Hollywood-Charakter-Darsteller Bard Dourif darf auch mitspielen. Dass es auch auf der großen Leinwand mitunter sehr gory werden kann, haben wir dem dänischen Genie Nicolas Winding Refn zu verdanken, dessen „Drive“ (Universum) einer der besten Filme der vergangenen Jahre ist – wenn man denn auf spannende Action und brutale Schock-Effekte steht. Schönling Ryan Gosling hat nun schon einige Male bewiesen, dass er zu mehr imstande ist, als Frauen flachzulegen und wächst hier über sich hinaus. Stoisch und jederzeit zum Ausbruch bereit. Ein klasse Film. Im Zuge der DVD-Veröffentlichung dieses Knallers versucht WVG Medien das bereits 2006 von Sabu gedrehte Roadmovie „Drive“ nochmals zu vermarkten. Wieso auch nicht, die elegante und mit schwarzem Humor durchsetzte Action-Groteske ist auch heute noch einen Blick wert. Wenn ich mich allerdings für einen „Drive“ entscheiden müsste, würde ich zu Herrn Gosling in den Mustang steigen. „Rampart“ (Ascot) möchte ich mich auf keinen Fall nähern. Wer dachte, Woody Harrelsons Rolle in „NBK“ wäre psychopathisch angelegt, kommt hier aus dem Staunen nicht mehr heraus. WH spielt einen Polizisten, der gern mal das Gesetz selbst in die Hand nimmt und vor nichts zurückschreckt. Dass man ihn dennoch ab und an sympathisch findet, liegt an WHs intensiv-guter Darstellung. Ganz und gar nicht sympathisch sind die Tierschutz-Aktivisten in „Freiwild – zum Abschuss freigegeben“ (Sunfilm), die eine Gruppe von fünf jungen Leuten in Schottland kidnappen und dann nackt in der Wildnis aussetzen, um sie dann zu jagen. Gut, die Logik lassen wir jetzt mal außen vor, schließlich spielte sie bei dem deutlich höher dotierten „Battleship“ (Universal) auch keine Rolle. Taylor Kitsch spielt die Hauptrolle in diesem auf Spielfilmlänge aufgeblasenen Game-Trailer und verrichtet seine Sache seinem Namen entsprechend. Wer sehr gern seine Domina-Arbeit verrichtet ist die schüchterne Abby in „Sweet Karma“ (I-On). Sie war neun Jahre alt, als ihr Vater von einer Domina ermordet wurde. Über die Jahre hinweg hat sie erfolglos versucht, diesen tragischen Vorfall zu verarbeiten. Nun beschließt sie, ihrem Kindheitstrauma auf eine radikalere Art und Weise zu begegnen. Als tödlicher Racheengel begibt sie sich im Bondage- und SM-Milieu von Los Angeles auf die Suche nach der Mörderin ihres Vaters. Damit könnte man die Rubrik schön ausklingen lassen, machen wir aber nicht, denn ich habe noch „Ted“ (Universal) im Angebot. Mark Wahlberg spielt in diesem Film der „Family Guy“-Macher einen Mann, der sich nichts sehnlicher wünscht als das Lebendigwerden seines Teddys. Als das dann eintritt, sieht er sich mit einem fluchenden, kiffenden Ted konfrontiert. Lachend geht die Welt zugrunde. In diesem Sinne: Bis nächsten Monat.
Euer Tobe Hooper Jr.