ED1999 – Family-Affairs

ED1999 – Family-Business / Foto: Olivier Polet

Mit der fünften Katalognummer auf seinem eigenen Label Porpax liefert der in Belgien lebende ED1999 einen beeindruckenden Beweis dafür, warum sowohl das Imprint als auch er als Künstler in der Techno-Szene binnen weniger Wochen und Monate rasant an Bedeutung gewinnen. Auf „Body Fluid“ erscheinen fünf Titel, die sich perfekt in der Big-Room-Techno-Ecke ansiedeln. Visuell hat ED1999 auch hier mit dem Berliner Künstler Oliver Sperl kooperiert.

Seine musikalische Karriere startete der Belgier vor rund fünf Jahren: „Nachdem ich in Detroit Juan Atkins während einer Master Class kennengelernt hatte, fing ich an. Mit den Ratschlägen und dem unheimlichen Talent meines Freundes Glenn Keteleer alias Radical G habe ich ein Heimstudio gebaut und angefangen, mit allen möglichen Geräten zu experimentieren und meine Musik zu machen. ,Body Fluid‘ ist jetzt mein viertes Vinyl-Release.“ Seine Heimat Brüssel und der legendäre „Sound Of Belgium“ haben ihn dabei durchaus beeinflusst: „ … genauso wie die Raves, die ich, seitdem ich 17 bin, in tollen Clubs wie dem Fuse, dem C12 oder dem Horst Festival erlebt habe. Ich bin stolz auf meine Heimat und die Einflüsse waren definitiv groß.“ Die EP erstreckt sich stilistisch mit ihren vier Titeln von Ambient bis hin zu Hypnotic, Hard Techno und Rave-Sounds: „Die vier Tracks sind ganz im Geiste meiner eklektischen Techno-Sets entstanden. Ein Trip, der langsam beginnt, um einen Höhepunkt mit offensichtlich immer schnelleren bpm zu erreichen.“

Das Label, das er 2019 initiierte, führt er mit seinen Eltern. Ein waschechtes Familienprojekt also: „Sie sind wahre Raver und wir haben schon unter anderem zusammen in Brüssel, Berlin, Detroit, Tiflis, Seoul, Bogota oder Eriwan getanzt. Sie lieben die Techno-Musikkultur und wir wollen die Musik mit visuellen Kunstwerken von verschiedenen Künstler*innen verbinden.“ Das gelingt ihnen aktuell mit Oliver Sperl, seines Zeichens Künstler aus Berlin-Kreuzberg. Seine Kunst bebildert unter anderem das Berliner Nachtleben und die Nachrichten der Zeitung taz: „Wir bei Porpax lieben seine Arbeit, weil seine Zeichnungen die Berliner Technokultur so sehr widerspiegeln. Wir sind sehr dankbar, dass Oliver akzeptiert hat, seine Kunst mit unserem Label zu verbinden.“ Generell ist Berlin ein wichtiger Ort für ED1999, erst kürzlich bespielte er die renommierte Staub-Party: „Für mich ist Berlin der Ort, an dem die Techno-Musik in Europa entstanden ist, mit legendären Clubs wie dem Berghain, Tresor, About Blank und neuerdings dem RSO, wo alle DJs spielen wollen und wo man Tag und Nacht feiern kann. Das habe ich bei meinem ersten Gig dort auf der Staub-Party entdeckt, die Menge war schon um 14 Uhr da, ab 15 Uhr war der Floor, auf dem ich gespielt habe, quasi voll. Es war fantastisch.“

Die Uhrzeiten, in denen er im Studio verweilt, hängen ganz von seiner Inspiration ab, berichtet er: „Manchmal arbeite ich gerne tagsüber, für meine dunklere Musik arbeite ich lieber von Mitternacht bis zum frühen Morgen; oft verbringe ich Tage in meinem Studio, während ich gerne ein paar Wochen Pause mache, um meine Arbeit zu überdenken oder mich in mein Bett zu legen und mit Sounds zu experimentieren, die ich später in meinem Studio nachbaue.“ Daneben beendet ED1999 aktuell sein Studium an der juristischen Fakultät in Brüssel und überlegt, einen Master in Urheberrecht zu machen. Ein Gebiet, das durchaus noch interessant für ihn sein könnte, sollten sich die Erfolge seiner Releases fortsetzen.

 

Aus dem FAZEmag 127/09.2022
Text: Triple P
Foto: Olivier Polet
www.facebook.com/officialED1999