Edgar de Ramon – Neuinterpretationen

Credit: Andrei Moldovan

Im März vergangenen Jahres veröffentlichte der Mann aus dem spanischen Amposta sein Debütalbum. Mit dem Titel „De Tu A Tu“ präsentierte der Katalane auf acht Tracks avantgardistisches Ambient sowie futuristischen Techno mit Acid- und Detroit-Vibes. Erschienen ist das Werk auf seinem eigenen Label TUTU. Und genau dort ist am 8. April ein Remix-Album zu dem letztjährigen Werk erschienen. Mit an Board sind Matrixxman, Tensal, Christina Sealey, Camea, Coast2C, Balfa, Gimenö und The Tunegirl – ein Mix aus gestandenen Headlinern sowie aufstrebenden Newcomern.

Doch bevor sich de Ramon diesem Projekt widmete, um seinen Originalen einen neuen Twist verleihen zu lassen, sah sich der DJ und Produzent nahezu ausschließlich positiven Kritiken in den renommiertesten Medien und Blogs ausgesetzt: „Es war gefühlt das erste Mal, dass ich mich musikalisch etwas freier ausdrücken konnte. Es war ein Album, bei dem ich mich entschied, meinen Stil zu einem reineren und undergroundigeren Techno zu ändern. Das Ergebnis war erstaunlich. Das Album erhielt Premieren und Kritiken in der ganzen Welt, wurde von ,Mondo Sonoro‘ zu einem der besten elektronischen Alben in Spanien in 2021 gewählt. Ich fühle mich sehr wohl mit dem Stilwechsel und er hat sich sowohl auf persönlicher Ebene als auch beim Wachstum meines Labels TUTU in den letzten ein bis zwei Jahren sehr bemerkbar gemacht.“

Die Auswahl der Künstler*innen für das nun erscheinende Remix-Projekt ist recht simpel erklärt. Einen äußerst wichtigen Ansatz verfolgte der Spanier dabei dennoch: „Das sind Künstler*innen, die ich mag, denen ich folge und die ich interessant finde. Es gibt noch viele andere, die ich auch mag, aber im Sinne der Parität, des Gleichgewichts und der Gleichberechtigung habe ich beschlossen, dass es vier weibliche und vier männliche Künstler geben wird, und innerhalb dieser vier aus jeder Gruppe gibt es etabliertere wie Matrixxman, Camea, Tensal oder Christina Sealey (Orphx) und andere, die aufstrebend, aber nicht weniger talentiert sind, wie die Mexikaner Coast2c, Gimenö, The Tunegirl oder Balfa. Was sie für mich gemeinsam haben, ist, dass sie alle zeitgenössische, aufstrebende elektronische Musik machen, mit einer klaren Underground-Essenz. Solide, hochwertig, tanzbar und experimentell zugleich.“

Dabei besticht jede Version durch unterschiedliche Nuancen, die in der Summe ein genretechnisch breitgefächertes Gesamtbild abgeben: „Für mich besteht der markanteste Unterschied zwischen den Titeln, dass man sowohl Tracks mit einer Dosis hartem Techno und Industrial – wie den Remix von Christina Sealey – finden kann, aber auch Nummern mit einem subtileren Vibe und Sci-Fi-Touch – wie den von Gimenö. Andere wiederum sind eher deep mit einem Hauch von House – wie der Remix von The Tunegirl – über Acid-Tracks – wie der Camea-Remix. Auch mentalen und zyklischen Techno gibt es – wie die Interpretation von Tensal und Coast2c. Auch minimalistischen Techno – wie von Matrixxman – oder zum Schluss Electronica – von Balfa – finde ich grandios.“ Und genau Letzterer war für ihn das wohl überraschendste Ergebnis: „ …weil er den ursprünglichen Track aus dem konventionellen Techno-Muster herausholt und in ein eher EBM-, Industrial-, Sci-Fi-Territorium bringt.“

Angesprochen auf sein Label, wird es in diesem Jahr wohl ein monatliches Release zu hören geben. Gimenö, seines Zeichens Produzent aus Barcelona, steht mit seinem Debütalbum „Movement“ und passenden Single-Auskopplungen in den Startlöchern: „Ein Neun-Track-Album mit Sound und Rhythmen, die ständig in Bewegung sind, mit Modulationen und polyrhythmischen Sequenzen, in denen man Techno, Breaks und Electronica hören kann. Außerdem erwartet uns die Debüt-EP des Franzosen Klint, der bereits auf Labels wie Suara, Planet Rhythm oder Modularz veröffentlicht hat, sowie die neuen Werke der Künstler Rødder, Davma und Aluet, der als Elektronikkünstler seine erste Veröffentlichung vorstellt“.

Darüber hinaus arbeitet Edgar de Ramon aktuell an der Ausrichtung zahlreicher Festivals in seiner Heimat – darunter das Lovermut Festival im Mai, das TUTU Summer Festival im Juli sowie das We Love Fest im August: „In Deutschland, Frankreich und in meiner Heimat Spanien stehen einige Shows an. In Indien spiele ich Ende Oktober eine Tour und eine weitere in Südamerika im Dezember. Darauf freue ich mich sehr.“

Aus dem FAZEmag 123/05.22
Text: Triple P
Credit: Andrei Moldovan
www.instagram.com/edgarderamon