Ehemaliger Queer-Club-Leiter: „Ich wurde im Berghain vergiftet.“

LCavaliero Mann, ein zentraler Akteur der Berliner Clubszene, erhebt schwere Vorwürfe: Beim Besuch der Italorama-Party in der Panoramabar des Berghain sei ihm mutmaßlich eine Substanz in den Drink gemischt worden.

„Ich ging alleine an die Bar, bestellte einen Margarita und ließ ihn kurz unbeaufsichtigt“, beschreibt Mann den Moment, in dem es vermutlich geschah. Nach dem Konsum des Drinks habe er das Bewusstsein verloren.

„Ich kippte um und wurde direkt für mehrere Minuten bewusstlos“, so Mann gegenüber der Berliner Zeitung. Der mutmaßliche Täter, der ihn zuvor in ein Gespräch verwickeln wollte, sei nach dem Zwischenfall schnell verschwunden.

„Ich bin wütend, dass wir den Täter nicht gefunden haben.“ Die professionelle Reaktion des Berghain-Personals sei ihm dabei jedoch positiv aufgefallen. Der 1980 im baden-württembergischen Laupheim geborene Mann hat sich in Berlin nicht nur als Clubbetreiber, sondern auch als Kulturwissenschaftler einen Namen gemacht.

Er studierte Freie Malerei in Wien, machte später seinen Magister in Gender Studies und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin und absolvierte 2021 einen Master in Kulturmanagement.

Von 2014 bis 2024 war er Künstlerischer Leiter des SchwuZ – einem der wichtigsten queeren Clubs der Hauptstadt. Aktuell kuratiert Mann unter anderem die Partyreihe „Hi Bossi!“ im SO36 in Kreuzberg.

Der nächste Termin der queeren Eventreihe ist für den 12. Juli angesetzt. Dass ausgerechnet eine so prominente Figur der Szene Opfer eines sogenannten Drink-Spikings wird, sorgt für besondere Aufmerksamkeit.

„Ich war schweißgebadet, musste mich mehrfach erbrechen, hatte heftiges Muskelzittern“, beschreibt Mann die Stunden nach der Vergiftung. Eine ärztliche Untersuchung ließ er nicht durchführen.

Trotzdem hat Mann Anzeige erstattet – über die LSBTI-Stelle der Polizei. „Die Anzeige war mir wichtig, denn manchmal trifft man den Täter später noch mal. Außerdem ist es wichtig, dass die Straftat in der Statistik auftaucht.“

Das Bewusstsein für das Problem sei laut Mann auch in der Clubszene selbst noch nicht ausreichend vorhanden. Sichtbare Maßnahmen wie Schulungen oder Hinweise an Bars vermisse er häufig.

Die Reaktionen auf seinen öffentlichen Bericht waren zahlreich – und alarmierend. Viele Betroffene schilderten ihm ähnliche Erlebnisse aus anderen Clubs und Bars. „Das waren zum Teil schlimme Übergriffe mit stundenlanger Bewusstlosigkeit“, sagt Mann.

Er fordert ein entschlosseneres Handeln der Veranstaltungsorte. „Die Locations müssen deutlich mehr machen, Verantwortung übernehmen und sichtbare Maßnahmen dagegen ergreifen.“

Der Begriff Spiking stamme ursprünglich aus den USA, erklärt Mann. Gemeint sei sowohl das heimliche Beimischen von Substanzen in Drinks als auch das Injizieren per Nadel, das sogenannte Needle Spiking.

„Der Übergriff geschieht heimlich, die Substanzen sind meist geruchs- und geschmackslos – das macht es so extrem gefährlich.“ Deshalb spreche er bewusst von „Vergiften“.

Quelle: Berliner Zeitung

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