Ely Oaks – mittendrin

Ely Oaks – mittendrin. Credit: Maximilian König

Mit seinen beiden Tracks „Running Around“ und „Boderline“ stürmt Ely Oaks derzeit mit schnellen, technoiden Beats international in die Charts. Damit gelingt ihm das, was vielen Künstler*innen aus deutschsprachigen Ländern in diesem Bereich schon länger nicht gelungen ist. Wir haben mit dem Breakthrough-Artist über die Wirkkraft von Social Media im heutigen Musikbusiness, Underground vs. Mainstream, Vocal-Samples und über das Tourleben im Rampenlicht gesprochen.

Hey Ely, herzlichen Glückwunsch zu deinem großen Erfolg! 12,7 Millionen Hörer*innen auf Spotify, 601.000 Follower*innen auf TikTok sowie über 240.000 auf Instagram – wie fühlt es sich an, innerhalb eines kurzen Zeitraums so stark ins Rampenlicht zu gelangen?

Erst einmal vielen Dank für die Einladung und für die Blumen. Definitiv ein wenig surreal, aber auf der anderen Seite fehlt einem selbst oft der Realitätsbezug bei solchen Zahlen. Das wird dann erst bewusst, wenn Leute irgendwo anders auf der Welt deine Songs mitsingen.

Wie hilft dir TikTok? Was sagst du zum Wandel der Szene, die immer mehr davon beeinflusst wird?

TikTok hat einiges verändert – für die ganze Musikindustrie. Viele Leute entdecken neue Musik hauptsächlich darüber. Künstler*innen profitieren zunehmend von diesem Wandel, da die Algorithmen dann aktiv werden, wenn die Zuhörer*innen Emotionen empfinden – egal, ob Newcomer*in oder etablierter Artist. Dementsprechend sitzen die Künstler*innen und die Audience direkt am Hebel und sind im direkten Austausch – gefühlt gibt es kaum noch Gatekeeping durch die Musikindustrie. Meine Kommunikation läuft primär über Short-Form-Content, und ich schreibe auch gerne auf DMs zurück.

Ely Oaks und eines seiner typischen Videos auf der Plattform TikTok:

@elyoaks

Who needs this??? #remix

♬ Originalton – Ely Oaks

Welche Herausforderungen bringt das Rampenlicht mit sich?

Ich denke, das ist Typsache – entweder man mag es oder man mag es nicht. Ich bin in der glücklichen Position, dass ich es bei einem Auftritt genießen kann, aber auch froh bin, wenn ich in Berlin durch die Straßen gehe und es niemanden interessiert, wer ich bin.

Ely Oaks im Rampenlicht:

War es dem Erfolg geschuldet, dass du von Österreich nach Berlin gezogen bist?

Man kann definitiv ortsungebunden erfolgreich in der Musikindustrie werden, allerdings hilft es meiner Meinung nach enorm, in einer Stadt wie Berlin zu leben, da Musik hier so präsent ist und man an der Quelle sitzt. Der richtige Erfolg kam bei mir erst, nachdem ich umgezogen bin.

Berlin – dort sitzt Ely Oaks an der Quelle und kann andere Künstler*innen leichter treffen:

Mit „Running Around“ hast du den Nerv der Zeit getroffen. Der Song stürmte nicht nur die Techno-Floors, sondern auch die Mainstream-Charts. Warum feiern die Leute den Track so sehr?

Es ist ganz klar das geile Vocal-Sample, das im Ohr hängen bleibt. Die Stimme fühlt sich an, als wäre sie von einer 60er-Platte runtergesampelt. Ich glaube, das macht den Song auch gut hörbar für mehrere Generationen. Dazu die Kombination aus einer sehr rhythmischen Bassline und einem Hard-House-Drop – mit dem zusätzlich eingespielten Gitarrenriff war das wohl eine Kombi, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in UK, Australien und einigen anderen Ländern sehr gut funktioniert hat.

Wie ist „Running Around“ entstanden?

Die Idee war, aus dem Vocal-Sample etwas Kommerzielles zu machen. Damit ging’s dann ins Studio mit meinem Co-Produzenten Sebastian Bliem. Wir haben ein paar verschiedene Versionen gebastelt, waren zwischendurch auch mal bei UK-Garage, haben uns dann aber auf diese Version geeinigt.

Deine Single „Borderline“ steht als zweiter großer Hit in den Startlöchern, ein Remix. Wie kamst du auf die Idee?

Das Original von Tove Styrke war damals schon auf musical.ly (bevor die Plattform in TikTok umbenannt wurde) ein Song, der gut connectet hat. Ich hatte das Gefühl, dass man dem Ganzen nochmal einen neuen Touch geben kann. Wir hatten das Glück, von Tove schnell eine Freigabe für unsere Version zu erhalten. Der Erfolg kam sehr unerwartet mit über eine Millionen Streams am Tag und dem Einstieg in die Charts in mehreren Ländern.

Du vermischst in deinen Tracks und deinen Sets Kommerz und Underground. Was sagst du über die Auflösung beider Welten?

Mich haben damals Underground-Genres in die elektronische Musik gebracht. Ich fand es schon immer spannend, was in der Szene passiert. Jetzt verschmelzen Genres wieder und gehen teilweise über in den Kommerz – sei es Hard-Techno oder auch Trance. Ich finde es immer spannend, mir Einflüsse aus neuen emerging Genres zu holen, da man so immer frischen Wind reinbekommt. Ich lege oft für kommerziellere Crowds auf und freue mich dann, wenn auch Underground-Tracks ankommen.

Du hast bereits Remixe für große Artists wie Dove Cameron, Khalid und Rudimental oder auch den viralen Track „Sigma Boy“ sowie Kollaborationen mit Alok oder Timmy Trumpet veröffentlicht. Wie fühlt sich das an, und wie kommt so eine Zusammenarbeit zustande?

Man fühlt sich auf alle Fälle geehrt. Wie diese Kollaborationen zustande kommen, lässt sich nicht pauschal beantworten – es ist immer unterschiedlich. Bei einigen Remixen wurde ich direkt von den Originalkünstler*innen nach einer Version gefragt, bei anderen habe ich auf Eigeninitiative etwas auf TikTok gepostet, und die sind dann auf uns zugekommen.

Ely Oaks‘ Remix für Rudimental:

Mit wem würdest du gerne mal einen Track machen? Wunsch-Kollabos?

Es gibt einige spannende Acts aus den letzten Jahren, die mich inspirieren, wie BUNT., Marlon Hoffstadt, Malugi, KI/KI – aber auch ein paar Namen auf meiner Liste, die schon in den 2010ern bekannt waren, wie Skrillex, David Guetta und Tiësto.

Deine Tracks erscheinen in sehr kurzen Abständen, teilweise liegen nur wenige Tage dazwischen. Vor 20 Jahren lagen Releases von Künstler*innen mehrere Monate auseinander und es kamen zwischendurch immer wieder Alben mit zahlreichen Tracks. Warum das schnelle Veröffentlichen hintereinander?

Die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörer*innen ist nicht mehr so wie damals. Ich selbst habe früher Alben unzählige Male rauf und runter gehört. Heute, glaube ich, wollen die Leute den absoluten Dopamin-Boost. Wenn ein Song dann auf TikTok groß wird, ist er auch schnell wieder uninteressant, weil man ihn einfach die ganze Zeit hört und somit übersättigt wird. Für mich macht es Sinn, die Releases an TikTok auszurichten – wenn etwas connectet, sollte man keine Zeit verlieren und es so schnell wie möglich herausbringen.

Kommen wir zu deinem DJ-Leben. Du bist die nächsten Monate durchgehend auf Tour – auch international, neben deutschsprachigen Ländern wie der Schweiz auch in Italien, Kroatien, den Niederlanden, Polen, Spanien, …

Ja, ich habe das Privileg, einige Länder und Kontinente bereisen zu dürfen. Neben den Genannten war ich im April schon in Australien und werde dieses Jahr auch zum ersten Mal in Kanada und Nordamerika sein – worauf ich mich wahnsinnig freue. Aber abgesehen von den internationalen Shows freue ich mich auch riesig auf den deutschen Festivalsommer, bei dem einige Dates dabei sind, die ich dieses Jahr zum ersten Mal spielen darf.

Ely Oaks in Outdoor-Action:

Zu diesen Festivals zählen etwa die Airbeat One, die NATURE ONE, das Parookaville oder auch SonneMondSterne. Warst du schon mal privat dort oder sind ist es Neuland für dich?

Außer bei der NATURE ONE bin ich bei all diesen Festivals zum ersten Mal – und ich freue mich wahnsinnig drauf!

Hast du ein Traumfestival, auf dem du gerne mal spielen würdest?

Als ich in Australien war, wurde mir viel vom Beyond The Valley erzählt – da wäre ich sehr gerne. In Amerika gibt’s auch ein paar Spots wie Burning Man oder EDC. UK ist festivaltechnisch auch noch unberührter Boden für mich, was ich gerne ändern würde. Ein paar meiner Traumfestivals gehen gerade in Erfüllung.

Dein persönliches Highlight deiner jungen Karriere bisher? Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Es sind meist die kleinen Momente – wenn Leute mir nach einer Show sagen, dass sie den besten Abend aller Zeiten hatten. Ich hoffe, dass ich in fünf Jahren vor allem eines bin: so zufrieden, wie ich es jetzt aktuell bin. Vor circa 15 Jahren entstand dieser Traum, mal ein Touring-DJ zu werden – und jetzt bin ich mittendrin.

Aus dem FAZEmag 160/06.2025
Text: David Fuchs
Credit: Maximilian König
Web: www.instagram.com/elyoaks/