Eulbergs heimische Gefilde: Rotwild

Rothirsch
heimische_gefilde_Der Rothirsch ist das größte einheimische Wildtier. Ein erwachsener Hirsch hat eine Schulterhöhe von etwa anderthalb Metern, eine Länge von zwei Metern und wiegt bis zu 250 Kilogramm. Die weiblichen Rothirsche, die Hirschkühe, sind 10 bis 15 Prozent kleiner und wiegen nur etwa 120 Kilogramm. Ein Weibchen, das bereits „gesetzt“ (geworfen) hat, wird als Alttier bezeichnet. Der männliche Hirsch ist im Alter von sieben Jahren ausgewachsen. Da die Weibchen kein Geweih tragen, werden sie auch als „Kahlwild“ bezeichnet. Die stattlichen Männchen erkennt man außer an ihrem Geweih auch gut an der massiven Brust, dem kräftigen Hals und einer buschigen Mähne. Seinen Namen verdankt das Rotwild seinem im Sommer rötlich-braunem Fell, das sich im Winter dunkelbraun bis grau färbt.

Die Entwicklung des Geweihs beginnt bei den männlichen Kälbern im ersten Lebensjahr zunächst in Form eines sogenannten „Rosenstocks“. Das sind knochige Stirnbeinfortsätze in Form zweier kleinen Höcker, aus denen sich im Laufe des Sommers noch unverzweigte Geweihstangen bilden. Man nennt diese jungen Hirsche dann auch „Spießer“. Dieses Erstlingsgeweih wird im darauf folgenden Frühjahr abgeworfen. Das darauf folgende Geweih hat bereits eine erste Gabelung. Die Endenzahl der Geweihe nimmt dann mit den Jahren zu. Als ein „Ende“ bezeichnet ein Jäger eine Verzweigung des Geweihs, die so deutlich ausgeprägt ist, dass er hieran einen Hut aufhängen könnte. Die Größe des Geweihs verrät etwas über den Gesundheitszustand und das Alter des Tieres. Denn unter guten Bedingungen nimmt sowohl die Länge der Geweihstangen als auch die Endenzahl bis etwa zum zwölften Lebensjahr zu. Ein ausdefiniertes Geweih besteht dann aus Rosenstock, Augspross, Eisspross, Mittelspross und der mehrfach verzweigten Krone. So können ältere Hirsche über 20 Enden am Geweih aufweisen. Dabei zählt der Jäger die Enden jeder Stange. Sind sie auf beiden Seiten gleich, etwa 8, ist es ein gerader 16-Ender. Sind an einer Stanger weniger als 8, auch wenn es nur etwa 5 sind, ist es immer noch ein 16-Ender, nur ein ungerader 16-Ender. Jägerisches Prahlgehabe …

Solange das Geweih noch wächst ist es von einer beharrten Haut, dem sogenannten Bast überzogen. Dieser ist gut durchblutet und bewirkt den entsprechenden Baustofftransport. Die Neubildung eines Geweihs dauert in der Regel etwa 5 Monate, bis zu 15 Kilogramm Knochenmasse werden hierbei gebildet. Sobald das Geweih im Juli oder August ausgewachsen ist wird der Bast an Sträuchern und Bäumen abgestreift, was im Fachjargon als „fegen“ bezeichnet wird. Das Geweih der Männchen wird dann abhängig vom Alter im Februar oder auch erst im April wieder abgeworfen. Ein frisch gefegtes Geweih ist sehr hell, erst in den nächsten Wochen verfärbt es sich unter Einfluss von Pflanzensäften ins Braune. Es besteht aus Knochensubstanz und nicht aus Horn wie häufig angenommen wird.

Ursprünglich bewohnte das Rotwild offene Landschaften, weite Steppen. Durch das Eindringen der Menschen in die Natur war es jedoch gezwungen sich in größere Waldgebiete zurückzuziehen. Rothirsche findet man vor allem in Mittel- und Hochgebirgen beispielsweise im Harz, in der Eifel, im Bayerischer Wald, aber auch im Tiefland wie etwa der Lüneburger Heide. Rotwild geht gerne auf ausgedehnte Wanderschaft und legt dabei über 100 Kilometer in wenigen Tagen zurück. Heutzutage ist dies jedoch kaum mehr möglich, da die Wälder zu sehr durch Besiedlung durchtrennt sind.

Rothirsche verfügen über einige Duftdrüsen an ihrem Körper, deren Signale eine wichtige Rolle im Sozialleben spielen. Die Sekrete aus diesen Drüsen dienen der Markierung, indem das Rotwild sie durch Reiben an Bäumen oder Sträuchern verteilt. Besonders zur Brunftzeit spielen diese Drüsen eine wichtige Rolle. Wie alle Hirsche haben Rothirsche einen ausgeprägten Geruchssinn. Um Feinde sofort riechen zu können, achten sie bei ihren Ruheplätzen auf die Windrichtung.

Rothirsche sind Rudeltiere: in meist nach Geschlechtern getrennten Sozialverbänden folgen die Tiere jeweils ihrem Anführer. Die weiblichen Hirsche leben mit ihren Jungtieren in Kahlwild-Rudeln, die jeweils von einem erfahrenen Alttier, dem Leittier, angeführt werden. Zeitweise sind auch junge männliche Hirsche im Rudel zugelassen. Ausgewachsene männliche Rothirsche leben ebenfalls in Rudeln zusammen und schließen sich nur in der Brunftzeit dem Kahlwild an. Nur die ältesten männlichen Hirsche leben häufig auch als Einzelgänger oder mit einem sogenannten Beihirsch zusammen.

Die Brunft beginnt dann hierzulande Anfang September und dauert bis zu sechs Wochen. Zu dieser Zeit sind die Geweihe der männlichen Rothirsche in voller Pracht und der Testostertonspiegel ordentlich erhöht. Mit kilometerweit hörbarem Röhren streiten sich die kapitalen Männchen um die Gunst der Weibchen, wer der „Platzhirsch“ sein darf. Alle anderen Männchen sind nun Konkurrenten. Seine steigende Brunftstimmung bringt der Hirsch unter anderem durch das so genannte „Bodenforkeln“ zum Ausdruck, indem er mit seinem Geweih den Boden stark bearbeitet und aufwühlt, sein Geweih mit herunterhängendem Gras noch mehr unterstreicht. Auch ist ein „Plätzen“ mit den Vorderläufen festzustellen. In diese angelegten Bodenverwundungen nässt der Hirsch, um sich anschließend ausgiebigst darin zu wälzen. Durch dieses Verhalten nimmt er seinen typischen Brunftgeruch an, welcher ihn für das Kahlwild durch die im Urin enthaltenen geschlechtlichen Duftstoffe besonders interessant erscheinen lässt. Reicht eine verbale und visuelle Auseinandersetzung nicht aus um zu klären wer der Stärker ist, kommt es zum Kampf. Dabei knallen die Geweihe lautstark gegeneinander und verhaken sich. Nun schieben sich die Widersacher dann über den Platz, „forkeln“ sich, bis der unterlegene den Kampf beendet. Es handelt sich bei diesen Kämpfen um sogenannte „Kommentkämpfe“, bei dem es feste Verhaltensregeln gibt. Dennoch werden gelegentlich Tiere dabei verletzt oder sogar getötet. Selten verhaken sich die Geweihe gar so, dass sich die Tiere nicht mehr befreien können und durch Verhungern oder Verdursten sterben. Die Hirsche nehmen während der Brunftzeit kaum Nahrung zu sich und verlieren über 25 Prozent ihres Körpergewichts. Nachdem der Platzhirsch die weiblichen Rothirsche binnen weniger Sekunden begattet hat, trennt er sich nach der Brunft von dem Rudel. Die Hirschkuh ist dann etwa acht Monate trächtig und wirft im Mai oder Juni die Kälber, die bis zum Winter gesäugt werden. Die Kälber sind in der ersten Zeit gelblich gefleckt und bekommen erst im Spätsommer ihr dunkles Winterhaar.

Die dämmerungs- und nachtaktiven Rothirsche sind reine Pflanzenfresser und Wiederkäuer. Neben Gräsern ernähren sie sich von Blättern und Baumfrüchten wie Eicheln, Kastanien und Bucheckern. Ist die Nahrung knapp, schälen Rothirsche gerne auch die Rinde von Bäumen. Während Rehe nur eiweißreiche Blätter und Triebe bevorzugen, frisst der Rothirsch zahlreiche verschiedene Pflanzen und auch Pilze und Flechten. Am Tag fressen sie so bis zu zwanzig Kilogramm Pflanzenmaterial.
Rothirsche haben heutzutage keine natürlichen Feinde mehr. Früher stellten Bären und Wölfe eine Gefahr für den Rothirsch dar, heute sind es Straßenverkehr und weitere menschliche Bedrohungen.

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Foto: Heinz Seehagel