Eulbergs heimische Gefilde: Was sind eigentlich Pilze & Flechten?

Pilze
heimische_gefilde_Pilze wurden früher zu den Pflanzen gezählt. Seit den 60er Jahren werden sie aber von Biologen als eigenes Reich dargestellt. Denn Pilze ernähren sich im Gegensatz zu Pflanzen nicht von Sonnenenergie und sie produzieren auch keinen Sauerstoff. Wie Tiere und Menschen verbrauchen sie Sauerstoff und bilden dabei Kohlendioxid. Ihre Zellwände bestehen auch nicht wie bei Pflanzen aus Zellulose, sondern aus Chitin. Das ist derselbe Stoff, der im Panzer von Insekten enthalten ist. Pilze findet man in der Erde, über der Erde, aber auch auf der Haut des Menschen. Sie können schädlich sein, heilend oder sogar berauschend und finden beim Brotbacken Verwendung ebenso wie bei der Gärung von Bier, Wein und Essig. Die Backhefe, die wir in beim Backen verwenden ist nichts anderes als ein einzelliger Pilz mit dem komplizierten lateinischen Namen Saccharomyces cerevisiae. Der giftigste Pilz unserer Gefilde ist auf gewisse Art und Weise der Grüne Knollenblätterpilz, der leicht von Pilzsammlern mit dem Champignon verwechselt wird. Er ist für rund 90 Prozent der Pilzvergiftungen mit Todesfolge verantwortlich. Sein extrem giftiges Amanitin bleibt auch nach dem Kochen vollständig erhalten. Ein einzel- ner verspeister Pilz enthält bereits genügend Gift um tödlich zu sein.

Das was wir für gewöhnlich als Pilz bezeichnen und was auf dem Waldboden sichtbar ist, ist eigentlich nur der Fruchtkörper des Pilzes. Dieser dient zur Fortpflanzung und bildet die Sporen, die Samen der Pilze, die man mit dem bloßen Auge nur in großen Mengen erkennen kann. Beim Champignon etwa sitzt das sporenbildende Gewebe an schmalen Lamellen, die an der Unterseite des Hutes speichenartig angeordnet sind. Die Lamellen werden auch Blätter genannt, weshalb diese Pilze auch Blätterpilze genannt werden. Der größte Teil des Pilzes wächst aber als Fadengeflecht unter der Erde. Die meiste Zeit des Jahres bestehen solche Pilze nur aus diesem Fadengeflecht, der Fruchtkörper zeigt sich nur während einer kurzen Periode. Dieses Fadengeflecht kann erstaunliche Ausmaße annehmen. So hat das Geflecht einer Hallimaschart im Malheur National Forest in den USA eine Ausdehnung von ca. 1.000 Fußballfeldern, ist etwa 600 Tonnen schwer und ist mindestens 2.400 Jahre alt. Damit gilt er als das größte und eines der ältesten Lebewesen der Erde.

Pilze ernähren sich wie Tiere von Stoffen, die von anderen Lebewesen hergestellt wurden. Viele Pilze befallen die Wurzeln junger Waldbäume. Die betroffenen Wurzeln können dann keine Härchen mehr zur Wasseraufnahme ausbilden. Der Baum stirbt trotzdem nicht, da er die Stoffe, die er braucht aus dem Pilzgeflecht zieht. Baum und Pilz leben dann also in Symbiose. Besonders Bäume, die auf nährstoffarmen Böden wachsen profitieren von der hohen Saugkraft der Pilzfäden, so dass sie auch relativ trockenen Böden noch Wasser entziehen können. Manche Pilze bevorzugen bestimmte Baumarten. Dies können sich Pilzsammler zu Nutzen machen. So findet man etwa Maronenpilze insbesondere unter Kiefern und Fichten. Der gegenseitige Nutzen von Pilz und Baum kann auch zur Aufforstung genutzt werden, in dem junge Bäume mit dem jeweiligen Pilzpartner beimpft werden und so ihre Wachstumschancen gesteigert werden.

Pilze kommen aber auch im und am menschlichen Körper vor. Auf der Haut ebenso wie im Darm des Menschen leben eine Vielzahl an Bakterien und Pilzen, die aber im Normalfall keinen Schaden anrichten. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist oder hormonelle Umstellungen stattfinden, können sie Krankheiten verursachen. Die Pilze, die zum Beispiel Fußpilz verursachen, sind niedere Pilze. Diese Pilze benötigen zur Bildung von Sporen keinen Fruchtkörper. Lässt man Lebensmittel wie Brot, Marmelade oder Obst längere Zeit stehen, beginnen sie zu schimmeln. Die dafür verantwortlichen Schimmelpilze sind ebenfalls niedere Pilze. Einige Arten können krebserregende Stoffe, die Aflatoxine erzeugen. Entgegen der landläufigen Meinung, es reiche bei verschimmelten Lebensmitteln, die verschimmelte Oberfläche abzutragen, steht die Erkenntnis gegenüber, dass die giftigen Stoffe sehr schnell bis tief in die Nahrung eindringen. Verschimmelte Lebensmittel sollten also immer direkt weggeworfen werden.

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