European Festival Report: so schlecht erging es Festivals im Jahr 2024

European Festival Report: so schlecht erging es Festivals im Jahr 2024 Foto-Quelle: Facebook-Seite von NATURE ONE

Zuletzt berichteten wir vermehrt über die Clubkrise. Mehrere Clubs aus Deutschland sendeten Hilferufe an ihre Community, baten um Spenden und kämpfen ums Überleben. In der kalten Jahreszeit vergisst man dabei oft die Festivals, die ebenfalls von steigenden Produktions- und Energiekosten, Inflation, hohen Booking-Gagen und Personalmangel betroffen sind. Eine großangelegte Studie für 2024, der European Festival Report, enthüllt nun, wie es um die Festivals im vergangenen Jahr stand. Spoiler: Die Ergebnisse fallen anders aus als erwartet.

Die Umfrage wurde vom IQ Magazine, einer internationalen Nachrichtenplattform, die über das Live-Musik-Business berichtet, sowie von YOUROPE, einer paneuropäischen Festivalvereinigung veröffentlicht. Befragt wurden 222 Festivals aus Europa, überwiegend Events, die über mehrere Tage gingen. Darunter befanden sich 104 kleine Festivals (weniger als 10 000 Menschen), 65 mittlerer Größe (10 000 bis 30 000 Menschen) sowie 56 große (mehr als 30 000 Menschen). Verglichen wurden Werte aus den Jahren 2024 und 2023, um einen Querschnitt abzubilden.

Der Report legt „sich verändernde Publikum- und Mitarbeiterdemografien“ offen und spricht von einem „Paradigmenwechsel“ der Branche. Die relevantesten Ergebnisse fallen jedoch anders aus, als man vielleicht erwartet hätte – zumindest wenn man die Zahlen von 2023 und 2024 miteinander vergleicht.

Bei knapp der Hälfte (48 Prozent) der befragten Festivals fielen die Umsätze im vergangenen Jahr besser aus als 2023.  Von den kleinen Festivals konnten über die Hälfte (58 Prozent) mehr als 80 Prozent ihrer Tickets verkaufen – was von besonderer Relevanz ist, wenn man bedenkt, dass insbesondere die kleineren Festivals es schwer haben und ums Überleben kämpfen, etwa in Großbritannien ,wo schon etliche Festivals abgesagt werden mussten.

Auch die Ticketpreise blieben 2024, trotz Inflationsanstieg, stabil. Der Bericht sagt, diese befänden sich „im Großen und Ganzen im Einklang mit der Inflationsrate in Europa und nicht deutlich darüber, was man angesichts der gestiegenen Kosten hätte erwarten können“. Der Durchschnittspreis der Tickets habe nur drei Prozent über den durchschnittlichen Preisen des Jahres 2023 gelegen, bei 206,17 Euro. Tagestickets verteuerten sich auf 87,10 Euro, im Vorjahr lag der Durchschnitt bei 82,88 Euro.

Insgesamt verkauften mehr Festivals als jemals zuvor auch Tagestickets, selbst, wenn sie daran eigentlich Missfallen hätten. Der Bericht: „Der Besuch eines Festivals für nur einen Tag, anstatt einer ganzen Veranstaltung, steht instinktiv im Widerspruch zu vielen Veranstaltungskonzepten, die darauf ausgelegt sind, mehrere Tage lang in die Veranstaltung einzutauchen. Da das Publikum jedoch den Komfort zu Hause oder ein Hotel dem Camping vorzieht, ist die Nachfrage nach [Tages-]Tickets höher denn je.“ Das Problem: die Ticketpreise passten sich den jeweiligen Headlinern pro Tag an, sodass jeder Tag auch große Headliner benötige, um ausreichend Tickets zu verkaufen.

Der Bericht gibt, entgegen vieler Clubschließungen oder bedrohter Existenzen, trotz aller Krisen Grund auf Hoffnung – oder zumindest auf vorsichtigen Optimismus, wie das Szenemagazin Resident Advisor anmerkt.

Denn wie bei allem gilt, das man die Gesamtfaktoren im Kopf behalten muss, etwa höhere Gemeinkosten. Cindy Castello vom Mad Cool Festival aus Spanien: „Wir mussten doppelt so viel Geld in das Marketing investieren, um die gleiche Anzahl von Eintrittskarten zu verkaufen“. Nicht alle Zahlen, die sich auf den Blick besser lesen, sind auch unter besseren Umständen entstanden. Außerdem wirft der Bericht die Frage auf, ob er nicht zu kurzgefasst wurde. Im Vergleich zwischen 2023 und 2024 fehlt ein langfristiger Blick, vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass sich zwischen Energiekrise und Personalmangel die Branche auch von der Covid-19-Pandemie erholen musste.

Weitere Informationen zum European Festival Report findet ihr hier.

Quelle: Newsletter von Resident Advisor

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