Example – Grenzüberschreiter

Foto: Mitch Lowe

Mit seinem bereits achten Studioalbum beweist uns John Gleave alias Example abermals, dass er völlig zu Recht zu einem der erfolgreichsten UK-Artists der letzten Dekade gehört. Spotify-Streamingzahlen in dreistelliger Millionenhöhe und mehrere Platin-ausgezeichnete Alben untermauern den Höhenflug des Briten eindrucksvoll, und mit „We May Grow Old But We Never Grow Up“ werden diese imposanten Zahlen wohl weiter in die Höhe schnellen. Wen wundert‘s? Für seinen neuesten Streich richtet Example das Hauptaugenmerk erneut auf eingängige, euphorische Dance-Pop-Tracks und Drum-&-Bass-Hymnen, die die Grenzen zwischen Elektronik, Rap und Pop mühelos überschreiten. Es ist das, laut seiner eigenen Aussage, beste Album was er je hervorgebracht hat.

Example greift dabei auf jenes altbewährte Rezept zurück, das er bereits bei etlichen seiner Chart-erklimmenden Single- und Album-Hits angewandt hatte: ein Crossover aus Dance, Drum & Bass, Rap und Pop, mit subtilen Einflüssen von Garage, House, Techno und Drill, eine Mischung aus Trap und Rap. Die Platte ist zwar einerseits eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, andererseits aber auch ein hervorragendes Beispiel dafür, wie John Gleave es schafft, mit neuartigen Genre-Fusionen zu hantieren, ohne seine traditionelle Handschrift vermissen zu lassen. „Es ist das beste Album, das ich je gemacht habe. Zweifelsohne. Garage. Grime. D ‘n‘ B. House. Techno. Drill. Ja, DRILL!! Sogar ein verrückter Stadion-Rock-Song ist dabei. Es fließt alles sehr schön. Der beste Gesang, den ich je gemacht habe. Das beste Rappen, das ich je gemacht habe. Ich freue mich darauf, dass es bald jeder hören kann“, so der Londoner vor einigen Wochen über sein Album, das am 17. Juni via BMG erschienen ist.

Während der Wartezeit auf das vollständige Release hatte der 40-Jährige uns immer wieder mit Vorab-Veröffentlichungen angefüttert und unsere Geduld zeitgleich auf die Probe gestellt sowie auch entlastet. Den ersten Teaser gab es bereits Ende 2021 mit „Every Single Time“, das von einem der renommiertesten australischen Producer der aktuellen Zeit, What So Not, produziert und von der wunderschönen Stimme Lucy Lucys begleitet wurde. Über den euphorischen Track sagt Example: „Fans sagen immer zu mir: ,Oh mein Gott, dein Song erinnert mich an das erste Mal, als ich meine Jungfräulichkeit verloren habe, dein Song erinnert mich an die Zeit, als ich meine erste Pille genommen habe, dein Song erinnert mich an die Zeit, als ich meine Frau geküsst habe‘. Und das brachte mich dazu, darüber nachzudenken, was Lieder für die Menschen bedeuten.“ Dass auf dem Album vermehrt Einflüsse aus Down Under zu hören sind – die australische Singer-Songwriterin Penny Ivy steuert etwa die Vocals zu der Drum & Bass-Festivalhymne „Never Let You Down“ bei – ist dabei keine große Überraschung: „Es gibt eine lange Geschichte von mir in Australien. Ich lebe jetzt hier, meine Kinder leben in Brisbane, meine Frau ist von hier, also wollen wir diese Geschichte neu erzählen“, erklärt er.

Ein weiteres Highlight unter den Feature-Produktionen ist darüber hinaus die dritte Vorab-Single des Albums, „Deep“. Das Stück entstand in Kooperation mit dem aufstrebenden Drum & Bass-Produzenten Bou, der derzeit einen wahrhaftigen Höhenflug erlebt. Seine bahnbrechende Single „Streetside“ eroberte die Beatport-Charts im Sturmlauf und erhielt Support von Großbritanniens bekanntestem Radiosender BBC Radio 1. Bou und Example, das ist ein mustergültiges Beispiel für freundschaftliche Zusammenarbeit, die nur wenig Anlaufzeit brauchte, um sich zu entfalten. Kennengelernt hatten die beiden sich bei Examples ausverkaufter Academy Show, wo sie sofort auf einen gemeinsamen Nenner stießen. Example erzählt freudestrahlend: „Als ich Bou nach der Show hinter der Bühne traf, drückte er aus, wie inspiriert er war, und wir hatten sofort einen Draht zueinander. Dann ging er nach Hause und machte den Beat zu ‚Deep‘.“ Eine schöne abschließende Anekdote zu einem wirklich exzellenten Album. Wir sind uns sicher: Das Feuer in Example brennt heller als je zuvor.

„We May Grow Old But We Never Grow Up“ ist am 17. Juni via BMG erschienen.

 

Aus dem FAZEmag 125/07.2022
Text: Hugo Slawien
Foto: Mitch Lowe
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