Im Jahr 2020 war Billy Garrett alias Fabrication bei Beatport der vierterfolgreichste Künstler des Melodic-Techno-Genres. Mitunter waren sein Debütalbum „Colors“ sowie die EPs „Dustpig“, „Luminous“ und „Hot Foot“ dafür verantwortlich. Im vergangenen Jahr debütierte der Australier mit „Giri“ auf Armada, gefolgt von seinem „Gravity“-Remix für AVIRA, Tom Staar & Jem Cooke und seiner neuesten Single „Hans Dominator“. Mittlerweile zählt er zu den aufstrebendsten und vielversprechendsten Künstler*innen aus Down Under. Nun gibt es mit „Forget You“ eine weitere EP auf seinem Stamm-Label aus Melbourne, Recovery Collective.
Zur Musik gekommen ist Garrett durch eine Compilation auf dem ikonischen Label Ministry Of Sound: „Meine Reise zur Musik begann aus reiner Neugierde. Mit 14 Jahren habe ich durch dieses Various-Artists-Album Tanzmusik recht schnell für mich entdeckt. Davor habe ich mich quasi gar nicht für Musik interessiert. Von da an ging alles ziemlich schnell, und nicht lange, nachdem meine Leidenschaft geweckt war, beschloss ich, DJ zu werden, was mich wiederum in die Welt der Produktion führte. Meine Einflüsse waren anfangs eher kommerzieller Natur, wie z.B. die Electro-House, wo ich vor allem Deadmau5 als Inspiration hatte, einen Künstler, dem ich bis heute folge und der mich immer wieder dazu inspiriert, meinen Sound noch vielseitiger zu gestalten.“
Fünf Jahre später entwickelte sich sein Sound in technoidere Gefilde, denen er bis heute treu geblieben ist. Die letzten zwei Jahre waren, vor allem aufgrund der pandemischen Lage, eine Art zweischneidiges Schwert: „Die ganze Welt und vor allem unser kultureller Sektor hatte mit Abriegelungen, Einschränkungen und einer Menge Stress und Unsicherheit zu kämpfen. Auf der anderen Seite habe ich aber genau in dieser Zeit eine Art Durchbruch erlangt und internationale Anerkennung für meine Arbeit bekommen. Eine absolute Mixtur aus positiven sowie negativen Gefühlen mit einem äußerst unglücklichen Timing. Aber um ehrlich zu sein, war es für mich nicht sonderlich schwer, die Umstände zu akzeptieren, da ich bis dato sowieso keine Erfahrungen mit einem Leben auf Tour gemacht hatte. Ich bin optimistisch und freue mich darauf, alles nachzuholen.“
Seinen Workflow im Studio, dem er während der letzten Monate verstärkt nachging, bezeichnet er als simpel: „Ich beginne das Jahr gerne mit einem Zähler auf meinem Handy, den ich auf 730 Stunden, also zwei Stunden pro Tag, eingestellt habe. Die Messlatte ist recht niedrig angesetzt, damit ich weiß, dass das durchaus erreichbar ist, obwohl ich normalerweise mindestens vier Stunden pro Tag Musik schreibe. Ich habe vor drei Jahren damit angefangen und habe festgestellt, dass es eine sehr nützliche Methode ist, um Musik zu machen. Musik schreibt sich nicht von selbst und daher bedarf ich dieses ungewöhnlichen Tools. Mein Studio besteht dabei lediglich aus einem Laptop, Monitoren, einer Soundkarte, einem Midi-Keyboard und Push. Keine Hardware, da sie einfach nicht zu meinem Workflow passt. Meine VST-Bibliothek ist auch ziemlich minimal – Serum, Spire, Bazille, Diva, Valhalla, Soundtoys und ein paar andere Kleinigkeiten. Ich denke, je weniger du hast, desto besser kannst du dich fokussieren.“ Genau mit diesen Tools ist seine aktuelle EP „Forget You“ entstanden: „Der Track thematisiert im Grunde die viele Zeit voller Kreativittseinbrüche und Frustration, die dazu gehören. Dies war der erste Track nach einer langen Pause ohne jeglichen nennenswerten Erfolg im Studio und ich kann das starke Gefühl der Katharsis nicht leugnen, die diese Arbeit auf mich hatte.“
Für die kommenden Wochen stehen neben zahlreichen Terminen in seiner Heimat auch erste internationale Shows auf der Agenda, darunter eine Tour in Indien. „Neben den Live-Terminen verspüre ich den Drang, in diesem Jahr so oft wie möglich im Studio zu sitzen und generell das Leben in vollen Zügen zu genießen.“
Aus dem FAZEmag 121/03.22
Text: Triple P
www.soundcloud.com/fabrication_billy