FAZEmag Jahrespoll 2015: Club

Poll2015
Auf den ersten vier Plätzen gab es kaum Bewegung, dahinter wurden das Ranking aber gut durchmischt.

1. Berghain, Berlin
2. Lehmann, Stuttgart
3. Butan Club, Wuppertal
4. Watergate, Berlin
5. Airport, Würzburg
6. Club Charlotte, Münster
7. Robert Johnson, Offenbach
8. Die Rakete, Nürnberg
9. Bootshaus, Köln
10. Sisyphos, Berlin

11. Institut für Zukunft, Leipzig
12. Gotec, Karlsruhe
13. Katerblau, Berlin
14. Weidendamm, Hannover
15. Tresor, Berlin
16. Uebel und Gefährlich, Hamburg
17. Kowalski, Stuttgart
18. Space, Ibiza
19. Rote Sonne, München
20. Odonien, Köln

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moses berghain
MOSES HAT GESPROCHEN – Berghain

Versteht mich nicht falsch, ich liebe das Berghain. Obwohl ich fast nie reinkomme, wenn ich alleine hingehe, habe ich vor zwei Jahren diesen Tempel zum ersten Mal besuchen können. Ich stand einfach auf der Liste. Diese Erfahrung hat mich sofort zurückgeworfen in die späten Neunziger und erinnert an die alten Warehouse Raves und Großveranstaltungen. In den ganzen Jahren danach habe ich nie wieder eine so ausgelassene und tolerante Stimmung erlebt. Und das an einem Sonntagabend.

Um das Berghain ranken sich viele Gerüchte, der Laden hat sich seinen legendären Ruf verdient. Lange war er der beste Club der Welt, jeder DJ leckt sich sämtliche Finger und Zehen, um hier spielen zu dürfen. Gäste überlegen sich Tage vorher, welches Outfit sie anziehen, um nach stundenlangem Bibbern in der Schlange eine 30-prozentige Chance darauf zu haben, die Tür passieren zu können. Ein Club, der irgendwie in kein Schema passt. Wenn doch, dann in das der in der Szene so belächelten „High Society“-Clubs, in denen die Lackraketen poliert und die Brüste zur Schau getragen werden. Jene Läden, deren Konzept elitär ist und deren Gäste voller Stolz den Champagnerkübel inklusive Wunderkerzen auf Instagram posten. VIP-Tische und 08/15-DJs dominieren das Bild, sehen und gesehen werden ist hier die Attitüde. Klar, das ist nicht der Anspruch des Berghains, hier steht die Musik im Vordergrund, die Qualität und vor allen Dingen der Gast. Passt du nicht zur Party oder zur aktuellen Stimmung, musst du leider draußen bleiben.

Genau an diesem Punkt fällt die Subjektivität der Tür auf. Wer entscheidet, ob du reinkommst oder nicht? Welche Gesichtspunkte werden zurate gezogen? Es fällt auf, dass über die Jahre ein gewisses Gefühl der Monogamie eingezogen ist. Black is the colour! Wo ist hier der Unterschied zur Klamottenpolitik eines kommerziellen und austauschbaren „High Society“-Ladens? Spaß wird zum Zwang und zur Anstrengung angesichts der Strapazen, die man – oft vergebens – auf sich nehmen muss, um durch die Schlange zu kommen.

Ich liebe an unserer Musik die weltoffene Art, die Toleranz und das Gemeinschaftsgefühl, das gerade auch durch die homosexuelle Szene in den 80ern geprägt wurde. Noch heute ist diese Szene einer der Grundpfeiler des Berghains. Genau hier fehlt mir aber das Verständnis – denn wo bleibt die Toleranz gegenüber denjenigen, die einfach nur feiern und die Musik genießen wollen, aber nicht ins optische Konzept passen? Woran kann man festmachen, ob man gerade zu einer 2000-Mann-Party passt?

Es gibt da draußen einfach eine viel zu gute und florierende Clubszene, die noch nicht ausgestorben ist und bei der das Gemeinschaftsgefühl vordergründig ist. Veranstaltungen, die ohne Namedropping und Türpolitik leben. Geht dahin, hypt das! Macht euch nicht abhängig von der dogmatischen Verpflichtung, irgendwann einmal im Berghain gewesen zu sein. Ich war da, es war geil – ich würde aber auch noch leben, wenn es nicht so gewesen wäre.

Liebe Grüße an die Grenze zwischen Kreuzberg und Friedrichshain – immer locker durch die Hose atmen!

Eur Moses