Die Königsdisziplin! Die Zeremonienmeister, die uns durch die Nacht führen. Die Prediger, die uns von der DJ-Kanzel ihre Botschaft verkünden, die da lautet: Tanzt, als gäbe es kein Morgen mehr! Abseits aller Diskussion über Sync-Buttons oder Vinyl, auf den Inhalt kommt es doch an. Das macht doch einen guten DJ aus. Und natürlich auch auf Ausstrahlung, Leichtigkeit. Leidernschaft und Souveränität. Wir reden hier immerhin von Halbgöttern …
In diesem Jahr hat es einen Wechsel an der Spitze gegeben und auch die Plätze dahinter wurden kräftig durchgewirbelt.
01. Solomun
02. Klaudia Gawlas
03. Pappenheimer
04. Boris Brejcha
05. Amelie Lens
06. Sven Väth
07. Kölsch
08. Dax J
09. Neelix
10. Drumcomplex
11. Rødhåd
12. Sebastian Groth
13. Charlotte de Witte
14. Dixon
15. Nina Kraviz
16. Timo Maas
17. Maceo Plex
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Solomun im Interview
Zweifelsfrei hat es binnen der letzten Jahre kein anderer DJ in einem derart kurzen Zeitraum geschafft, den Status zu erlangen, wie es der 1975 geborene Mladen Solomun getan hat: der Diynamic-Chef genießt wahrhaftigen Popstar-Status. Dazu beigetragen hat – neben äußerst erfolgreichen Produktionen und frenetisch gefeierten Marathon-Sets – sicherlich auch seine seit 2013 bestehende „Solomun+1“-Reihe im Pacha auf Ibiza. Trotz des Erfolgs von immensem Ausmaß und trotz des Hypes um seine Person hält Solomun eine gesunde Distanz zur vermeintlichen Kommerzialisierung. Das vergangene Jahr war mit zahlreichen Festivals, Club-Gigs und Off-Locations auf dem gesamten Erdball erneut ein besonderes. Neben dem Titel „Amanacer“ war er an der Remix-Front sehr aktiv und re-interpretierte Akteure wie Depeche Mode, Jamiroquai, Dubfire, Miss Kittin, Pantha Du Prince oder Age Of Love. Die Krone in der Kategorie „Best DJ 2017“ geht also verdient nach Hamburg, in die Stadt, in der der gebürtige Bosnier aufgewachsen ist.
Mladen, herzlichen Glückwunsch zum Sieg in der Kategorie „Best DJ 2017“!
Wow, vielen lieben Dank an alle!
Wie war das Jahr für dich rückblickend betrachtet – inklusive der langen Saison auf Ibiza – und welche Gigs sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es ist wirklich schwer, die Höhepunkte eines solchen Jahres klar zu definieren. Mein Jahr startet meistens mit der Time Warp, danach weiß man immer ganz genau, dass der Urlaub vorbei ist. Dann natürlich zu erwähnen ist unser Opening im Pacha auf Ibiza – der Startschuss unserer fünften Saison auf der Insel und ein echtes Highlight neben dem Closing, wo ich mit Tale Of Us zwölf Stunden gespielt habe. Dann habe ich zum ersten Mal in Argentinien in Mar del Plata vor rund 20 000 Menschen gespielt, das sah aus wie bei Woodstock und war sehr beeindruckend. Auch Coachella wieder zu bespielen oder die ersten „Solomun+1“-Shows in die USA zu bringen, waren echte Highlights für mich. Und natürlich das erste Mal zuzustimmen, bei Tomorrowland die Mainstage zu bespielen, nachdem sie mich immer wieder gefragt hatten. Etwas, was vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Und natürlich wie jedes Jahr die lange Nacht vor Weihnachten mit Butch im Robert Johnson. Es war ein tolles Jahr.
Du bist binnen weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten und begehrtesten Künstler der Szene avanciert. Welche Meilensteine gab es in den letzten Jahren, aus deiner Sicht betrachtet, die dazu beigetragen haben?
Es ist immer schwierig, diese Frage selbst zu beantworten. Ich kann es dir auch nicht genau sagen. Fakt ist, dass sich unsere Szene sehr stark entwickelt und auch in Bereiche vordringt, die wir noch vor Jahren gar nicht gesehen hätten. Und warum ich? Ich kann es nicht sagen, es gehört wie immer im Leben natürlich auch eine Menge Glück dazu. Auffällig ist, wie unser Sound auf der ganzen Welt in immer größeren Immobilien stattfindet. Generell wird House und Techno in all seinen Formen immer wichtiger und immer präsenter. Und wie sagt man so schön: Die Flut hebt alle Boote.
Was sind deiner Meinung nach die schwierigsten bzw. wichtigsten Parameter, um in der heutigen Zeit als DJ zu einer Marke zu werden und sich in der Techno-Industrie richtig zu positionieren?
Die Musik ist zunächst immer der wichtigste Schlüssel. Du musst deinen Stil finden und natürlich hilft es, wenn die Leute Lust haben, zu deiner Musik zu tanzen. Das klingt simpel, aber tatsächlich ist das erst mal die Basis, bevor man sich über Begriffe wie „Marke“ oder „Industrie“ Gedanken machen sollte.
Was macht für dich ein gutes DJ-Set aus und was muss ineinandergreifen, damit du nach deinem Set vollends zufrieden bist?
Hui, schwere Frage, denn da gibt es sehr viel. Zuerst natürlich die Lokalität und die Menschen. Wenn nette Menschen an einem schönen Ort zusammenkommen, tanzen und eine gute Zeit haben, dann ist schon mal viel gewonnen. Für mich als DJ sind natürlich noch der Monitor-Sound, die Technik, das ganze Drumherum wichtig. Wenn ich mich auf der Bühne richtig wohl fühle, dann strahlt das oft auch auf den Dancefloor. Und wichtig ist natürlich für mich das Gefühl, eine Connection zum Dancefloor zu haben. Wenn ich da eine Verbindung spüre, dann habe ich einen schönen Abend.
2017 gab es auch bei Diynamic einige Veränderungen; aus der gleichnamigen Booking-Agentur wurde „Peoples & Machines“, Acts wie Butch und DJ Hell sind nun dabei. Warum diese Justierung und welche Steps sind für die nächsten Monate geplant?
Dieser Schritt war überfällig, denn wir haben uns in den letzten elf Jahren immer künstlich beschränkt: Wir haben nur Künstler in die Booking-Agentur aufgenommen, die auch regelmäßig bei Diynamic veröffentlichten. Nun, fanden wir, war es an der Zeit, das mal aufzubrechen. Wir haben uns neu firmiert mit „People & Machines“ und können jetzt auch Künstler vertreten, die nicht zwingend für Diynamic stehen. Wir werden weiterhin organisch wachsen, das heißt, wir werden selbstverständlich noch mehr Künstler aufnehmen wie gerade vor Kurzem die aus Israel stammende Magit Cacoon. Aber es muss natürlich immer noch alles zu uns passen.
Was hast du für 2018 geplant in Bezug auf dich als Künstler, Releases etc.? Ich habe gehört, es steht eine Residency in Las Vegas an.
Ja, meine berühmte Vegas-Residency … Ein super Beispiel dafür, dass die Leute in Vegas noch viel Arbeit vor sich haben. Wisst ihr, wie viele Gigs ich dort spiele? Zwei. Einen im Mai und einen im Oktober – und nun machen die dort daraus eine „Residency“, das finde ich natürlich sehr übertrieben. Ansonsten steht das 100. Release auf Diynamic an. Das werde ich selbst machen und dafür werden wir uns etwas Besonderes einfallen lassen. Ich darf verraten, dass bereits seit Längerem an tollen Musikvideo-Ideen gearbeitet wird. Wir werden auch das Format „Diynamic-Festival“ weiter ausbauen, 2018 werden wir auch in Istanbul und London sein. Ibiza wird auch wieder spannend werden, ich sage mal so: Ich hatte mir zum Jahresende gewünscht, in diesem Jahr etwas weniger Gigs zu spielen, dieser Versuch ist jetzt schon gescheitert.
Dennoch wirst du bis April keine Show mehr spielen und stattdessen Urlaub machen – was steht neben einer verdienten Auszeit an? Studio-Arbeit?
Ja, mein Touring-Jahr ist nun gelaufen. Vor wenigen Tagen hatte ich meinen letzten Gig, „Solomun+1“ in Tulum, Mexiko, der aber dann inklusive Afterparty doch etwas länger dauerte als gedacht. Jetzt mache ich noch ein paar Wochen Urlaub im Paradies und dann geht es wieder zurück ins kalte Europa, wo ich in erster Linie an neuer Musik arbeiten werde. Und dann ist auch schon wieder Frühling und es geht in die Vollen. Ich freue mich drauf.