Field Recordings und elektronische Verfremdung: DJ iDJa präsentiert die „Šuvva EP“

Field Recordings und elektronische Verfremdung: DJ iDJa präsentiert die „Šuvva EP“. Credit: Tina Dubrovsky

Von pulsierenden Beats, die der Berliner Clubkultur Tribut zollen, wechselt DJ iDJa nun zu Ambient – und reflektiert erneut seine eigene Sámi-Identität anhand elektronischer Musik. Auf seiner neuen EP erhalten die ruhigen Töne ein Gewicht und zeigen, wie vielseitig elektronische Musik sein kann. Dazu verfremdet der Künstler Field Recordings elektronisch und erzeugt so Klangflächen, die zwischen Natur, Alltag, Industriellem und Künstlichem schweben.

Markus Johnsen Thonhaugen widmeten wir im letzten Jahr bereits zwei Artikel, zum einem, als der unter dem Künstlernamen DJ iDJa agierende Musiker einen Track seiner Sámi-Herkunft widmete, zum anderen einen Print-Artikel, als zum Ende des Jahres die EP „Klubbas“ erschien, die klassischer Oper mit elektronischen Beats vereinte.

In „Land Back“ thematisierte er die historische Ausbeutung und Unterdrückung der Sámi und ihres Lebensraumes zur Goldgewinnung im Nordland Norwegens. Die EP „Klubbas“ hatte durch die Fusion von Oper und Electronic das Ziel, die elektronische Musik einem noch breiteren Publikum zu präsentieren. Damals noch technoid und treibend unterwegs, schlägt die neue „Šuvva EP“ ganz andere Töne ein – wobei das Melodiöse bleibt.

Thematisch fällt die aktuelle EP dabei nicht weniger inhaltsvoll und konzeptuell aus als das damalige Release. Die sechs Tracks der EP sollen nicht einfach Räume klanglich erfüllen, sondern neue Räume schaffen – Musik zwischen Erinnerung, Natur und digitaler Verarbeitung, ein Tangieren zwischen organischen Klängen und elektronischer Verfremdung.

Pulsierende Beats werden durch harmonische Klangflächen ersetzt. Hinzu gesellen sich Field Recordings. Ja, richtig gehört: DJ iDJa verarbeitet und transformiert in seiner Heimat aufgenommene Klänge auf elektronische Weise – Naturgeräusche, Alltagsgeräusche wie Handwerk – denn wie bei „Land Back“ spielt auch auf der „Šuvva EP“ die samische Herkunft des Künstlers wieder eine wichtige Rolle.

Die erste von bisher drei Single-Auskopplungen der EP, „Mearra“ erschien bereits Ende Januar:

Die EP setzt sich erneut mit der eigenen kulturellen Identität auseinander – in Form von Kontrasten. Naturgeräusche, etwa in Form von Wind, der durch die Bäume streift oder das Knacken von Kiefernzapfen, wechseln sich mit Geräuschen des samischen Handwerks– in Form von metallischen Klängen oder dem Klingen von Silber. Das Ganze verformt DJ iDJa schließlich zu melancholischen Ambient-Landschaften, wobei das Resultat mal rau, mal melancholisch, mal subtil oder mal sanft ausfällt.

Das Ziel: Die Auseinandersetzung des Wandels der Sámi-Identität von Naturgebundenheit hin zur Industrialisierung, das akustische Kontrastieren der Dualität zwischen Natur und elektronischen Klängen.

Dabei geht es nicht nur um die eigene Reflexion und die der eigenen Umgebung – die Thematik lässt sich auch auf die Hörer und ihr jeweils eigenes Umfeld übertragen – DJ iDJa zur EP: „Diese EP ist eine bewusste Gegenbewegung zur permanenten Reizüberflutung“. Der Künstler weiter: „Ich wollte einen Raum schaffen, in dem Zuhörer innehalten und sich auf ihr Umfeld einlassen können“. Ob ihm das gelungen ist, davon könnt ihr euch ab dem 6. Juni selbst überzeugen, denn dann erscheint die „Šuvva EP“ von DJ iDJa.

Zuletzt erschienen, die Single „Gáissáide“:

Die „Šuvva EP“ von DJ iDJa erscheint am 6. Juni 2025.

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