Flashback in die 2000er – mit Bloody Mary

Flashback in die 2000er – mit Bloody Mary

Marjorie Migliaccio, besser bekannt als Bloody Mary, ist ein echtes Techno-Urgestein. Als DJ trug sie in den 2000er-Jahren maßgeblich zur Entwicklung der Szene Südfrankreichs bei. Mit ihrem Umzug nach Berlin Mitte der 00er-Jahre brachte sie ihr technisches wie musikalisches Know-how schließlich auch in die deutsche Hauptstadt, wo sie ihre ersten Releases veröffentlichte, ihr renommiertes Label Dame-Music gründete und bis heute als Resident im legendären Tresor aktiv ist. Wir blicken mit ihr auf das Jahrzehnt zurück und freuen uns auf eine neue, spannende „Flashback“-Ausgabe.

Dein Lieblingsjahrzehnt: Die 2000er! Dieses Jahrzehnt hat mich wirklich maßgeblich geprägt und zu der Frau und Künstlerin geformt, die ich heute bin. Ich habe schon als Teenager angefangen, Platten zu sammeln und aufzulegen. Anfang der 2000er bekam ich meine erste Residency in einem der damals besten Clubs in Frankreich – dem Studio 88. Im Jahr 2004 reiste ich das erste Mal nach Deutschland, um die Eröffnung des Berghain in Berlin zu erleben und verliebte mich auf Anhieb in die Stadt. Ende 2005 zog ich hierher und habe mir von hier aus den Weg als internationale DJ, Producerin und Label-Inhaberin von Dame-Music geebnet. Ich habe so viele tolle Erinnerungen an die 00er-Jahre.

Dein Lieblingstrack: Larry Heard Presents Mr. White – „The Sun Can’t Compare”

Der schlimmste Track: Las Ketchup – „The Ketchup Song (Aserejé)”

Dein Lieblingsinstrument/-software-/-tool? Der erste Synth, den ich mir gekauft habe, war der Access Virus TI Snow im Jahr 2008 (siehe Foto). Er ist größtenteils auf meinem ersten Album „Black Pearl“ (2009) zum Einsatz gekommen. Ich habe so viel Zeit in diese Maschine gesteckt und man hat sie im Laufe der Jahre immer wieder in meinen Produktionen gehört.

Der schönste Moment: In der Panorama Bar im Berghain oder im Fabric London zu spielen, waren zwei für mich in Erfüllung gegangene Träume. Ich habe in beiden Clubs viele Jahre lang in der ersten Reihe getanzt, bevor ich dort zum ersten Mal aufgetreten bin. Großartige Erinnerungen.

Der peinlichste Moment: Bei einer Tour in Mexiko bin ich mal an einen Club geraten, der keine Vinyl-Plattenspieler für mich bereitgestellt hatte. Seitdem frage ich immer vorher nach einem Soundcheck.

Dein Lieblingsoutfit: Ich war besessen von 80er-Vintage-Klamotten und ich liebte es, Hüte zu tragen. Berlin war zu dieser Zeit voller Second-Hand-Shops, wo man tolle Stücke finden konnte. Leider haben die meisten dieser Läden mittlerweile zugemacht.

Deine Modesünde: Im Hochsommer eine Strumpfhose tragen, nur damit es cool zu meinem Outfit passt, obwohl es draußen kochend heiß war.

Deine (Jugend-)Sünde? Das ganze Wochenende wach bleiben.

Dein Guilty Pleasure: Die Sommer auf Ibiza verbringen.

Das war damals besser als heute: Keine Smartphones auf dem Dancefloor! Zum Glück gibt es heute noch einige Clubs, die diese Maxime beibehalten.

Das war damals schlechter als heute: Die Gleichstellung von Männern und Frauen war damals bei Weitem noch nicht so ausgeprägt wie heute. Die Line-ups waren größtenteils männlich dominiert und in der Szene gab es allgemein viel zu wenige Frauen. Auch heute wartet in diesem Bereich noch eine Menge Arbeit, aber die Zeiten haben sich gebessert.

Ein Gegenstand aus den 00er-Jahren, den du heute vermisst? Mein Nokia 6111. Das kleine Handy war so praktisch und passte in jede Tasche. Ich habe es immer noch und verbinde damit so viele Erinnerungen aus meiner Zeit in Berlin.

Dein Lieblingsfilm: „Requiem For a Dream“ von Darren Aronofsky. Der Soundtrack „Lux Aeterna“ ist ein Meisterstück.

Deine Lieblings-TV-Show: Ich war total verrückt nach „Lost“ und besitze alle Staffeln auf DVD.

Dein persönlicher Held: Meine Mum. Sie hat meine Entscheidung, von Marseille nach Berlin zu ziehen, unterstützt, und ist mit mir mehrfach mit dem Auto hin- und zurückgefahren, um all meine Plattenspieler, Vinyls & Co. zu transportieren. Einige Platten musste ich allerdings in ihrem Keller zurücklassen, die später einen Wasserschaden erlitten. Ich musste so viele Schätze wegschmeißen …

Aus dem FAZEmag 154/12.2024
Web: www.instagram.com/bloodymary_dj