DJ Pierre – Gründungs- und Kernmitglied von Phuture, Pionier des Acid House: Für uns steigt die Chicago-Koryphäe in die Zeitmaschine und nimmt uns mit auf einen Trip in die 80er. Am 29. März hat DJ Pierre zusammen mit Phuture die „Power Concedes Nothing (Without Demand!)“-EP auf seinem hauseigenen Label Afro Acid veröffentlicht.
Dein Lieblingsjahrzehnt:
Ich habe mich für die 80er-Jahre entschieden, weil sie den Beginn einer über 40-jährigen Liebesbeziehung zu dieser Musik markieren. Es war eine Zeit der rebellischen Einheit und der allgemeinen Selbstermächtigung sowie des Kampfes gegen die Maschinerie. Wir haben unsere Musik auf unsere Weise gemacht und wir waren die Meister dessen, was in ihr geschah. Es war auch eine Zeit, in der jeder Produzent und/oder DJ danach strebte, in seiner Musik oder seinem DJ-Stil einzigartig zu sein. Der eigene Selbstausdruck war auf einem Höchststand, der eigene musikalische Einfluss auf andere war immer das Ziel und ein Zeichen des Erfolgs. Als Teil von Phuture haben wir den weltweit ersten Acid-Track („Acid Tracks“) gemacht und damit einen neuen Sound kreiert, aber auch, was noch wichtiger war, ihm mit dem Namen „Acid“ eine Identität gegeben, mit der die Leute den Sound verbinden konnten. Ich bin so dankbar für das Leben, das ich habe und das ich in dieser Musik hatte. Es gibt nichts Befriedigenderes, als zurückzublicken und zu sehen, wie etwas, das man geschaffen hat, zu einer eigenen Erfolgsgeschichte des Lebenskampfes um die Freiheit des Tanzens, des Feierns und der Freiheit des eigenen kreativen Ausdrucks wird. Egal, wie schwer es manchmal ist, nicht auf einem Level geschätzt zu werden, das zumindest in Ansätzen dem entspricht, was ich dieser Musik gegeben habe: In meinem Herzen werde ich immer zurückblicken, stolz sein und sagen können, dass wir Acid erschaffen haben. Phuture und ich haben das getan.
Dein Lieblingstrack:
„Acid Tracks“!
Der schlimmste Track:
„Acid Tracks“! Seine Karriere mit einem derart ikonischen Track zu beginnen, bedeutet auch, nie wieder einen noch größeren Erfolg nachlegen zu können.
Der schönste Moment:
Als ich den einflussreichen Chicagoer DJ Ron Hardy von The Music Box das erste Mal hörte, wie er „Acid Tracks“ spielte.
Der peinlichste Moment:
Bei meinem allerersten DJ-Gig ging meine Nadel während des Transports/Auflegens kaputt und ich hatte eine Menge Leute vor mir stehen, die sich beschwerten, dass sie nie wieder kommen würden, um diesen DJ „Nat Jammin Jones“ zu hören. Also änderte ich meinen Namen … und so wurde DJ Pierre geboren.
Dein Lieblingsoutfit:
Ein Schlabberhemd mit Knopfleiste, dazu eine Schlabberhose von Z. Cavaricci und Lackschuhe.
Deine Modesünde:
Fallschirmhosen
Dein Guilty Pleasure:
Süßigkeiten. Airheads Xtremes, um genau zu sein.
Das war damals besser als heute:
Der Wert, der auf die Musik gelegt wurde. Die Liebe zur Kunstform und zur Musikkultur.
Das war damals schlechter als heute:
Das Herumschleppen von Plattenkisten.
Dein Lieblingsfilm:
„Terminator“
Deine Lieblingsserie:
„Miami Vice“ und „Das A-Team“
Dein persönlicher Held:
Mein Vater.
Aus dem FAZEmag 147/05.2024