Flashback – Mit Florian Kruse in die 2000er

Die Karriere von Florian Kruse begann im Jahr 2007 mit einem Vinyl-Release auf dem Stockholmer Label Heya Hifi. Was folgte, waren unzählige Veröffentlichungen auf hochrangigen Imprints wie Anjunadeep, Noir Music, Poker Flat, Kompakt, Last Night On Earth, Suara und vielen mehr. Mit uns ist der norddeutsche House- und Techno-Spezialist zurück in die 2000er-Jahre gereist.

Mein Jahrzehnt:
Die 2000er. In den frühen 00er-Jahren habe ich angefangen, aufzulegen und alles aufgesogen, was elektronische Musik betraf. Erste eigene Wohnung mit Studio-Ecke, erste Residency in einer Bar in Hamburg. Die ersten Releases auf Vinyl, die ersten internationalen Gigs. Alles war neu, aufregend und faszinierend. Mein großer Bruder war zu der Zeit schon viel als House- und Techno-DJ unterwegs, und genau das wollte ich auch machen. Das Nachtleben in Hamburg war großartig und wir sind viel ausgegangen. Cassius und Daft Punk haben mich sehr inspiriert, und ich habe angefangen, an der SAE Audio-Engineering zu studieren.

Dein Lieblingstrack:
Es gibt einige aus der Zeit, wie z.B. Âme – Rej, Cassius – The Sound Of Violence (Narcotic Thrust Remix) oder auch unvergessen Digitalism – Pogo. Wenn ich aber nur einen absoluten Lieblingstrack auswählen darf, ist es The Streets – Blinded By The Lights.

Der schlimmste Track:
Ich spreche hier über meinen persönlichen Musikgeschmack, und aus der Zeit war für mich dieser Track nur schwer zu ertragen: Alice Deejay – Better Off Alone.

Dein(e) Lieblingsinstrument/-software/-tool?
Eines meiner ersten Geräte im Studio war der Akai S-1000-Sampler, den ich wirklich geliebt habe. Auf digitaler Ebene war Logic Pros EXS24 Sampler der absolute Gamechanger für mich. Ich habe meinen Track „The High Tide Is In“ fast ausschließlich damit produziert.

Der peinlichste Moment?
Ich saß im Studio in Athen und wir haben an einem Track für das Musikprojekt Wiretappeur gearbeitet. Es standen überall Cola-Dosen herum und ich griff nach einer, die ich für meine hielt. Leider war es aber jene Dose, die für alle als Aschenbecher gedient hatte. Ein Schluck, und ich hatte gefühlt fünf Kippen im Mund. Jackpot! Runterschlucken oder ausspucken? Ich entschied mich für Letzteres. Unangenehm. Peinlich!

Der schönste Moment?
Meine erste kleine Welttour, die ich spielen durfte. Gestartet in Frankfurt ging es über Montreal, New York, Miami und San Francisco nach Australien. Wir haben dort als Kruse & Nuernberg in Sydney aufgelegt, und als wir unseren aktuellen Track „Lover’s ’n‘ Fighters“, der gerade auf Noir Music rausgekommen war, spielten, hat die Crowd mitgesungen. Ich hatte Tränen in den Augen, weil das der beste Moment für mich als Artist war. Auf der anderen Seite der Erde kennen die Leute deinen Track, habe ich mir gedacht. Das hat mich umgehauen.

Dein Lieblingsoutfit?
Second-Hand-Adidas-Trainingsjacke, Cordhose mit Schlag, Love-Parade-T-Shirt.

Deine Modesünde?
Zu enge T-Shirts mit Aufdruck wie z. B. „IBIZA“ und dazu eine straffe Holzkette aus dem letzten Urlaub sowie stonewashed Blue-Jeans.

Deine (Jugend-)Sünde?
Blue Curaçao mit Maracuja-Saft.

Dein Guilty Pleasure:
Ich trinke gerne mal guten Whiskey am Lagerfeuer.

Das war damals besser:
Feiern ohne Smartphones.

Und was war schlechter?
Nach der Party nach Hause kommen ohne Smartphone.

Ein Item aus der Dekade, das du besonders vermisst?
Vinyl. Klar, man kann Vinyl immer noch kaufen, aber damals gab es einfach alles auf Vinyl, auch die ganz neuen Sachen. Ich tue mich manchmal noch schwer damit, Musik nicht zu besitzen, sondern zu streamen – auch wenn es natürlich viel einfacher ist und von überall erreichbar.

Dein Lieblingsfilm?
The Beach

Deine Lieblingssendung?
King of Queens

Dein persönlicher Held?
Q-Tip

Das aktuellste Release von Florian Kruse:

Aus dem FAZEmag 159/05.2025
Web: www.instagram.com/floriankruse_official