Luc Bradford ist gerade einmal 23 Jahre alt, dennoch kann der als ford. agierende Künstler schon jetzt auf zwei Alben, eine Grammy-Nominierung für seinen Remix für „Swim“ von Mild Minds, auf über 100 Millionen Streams und zahlreiche weitere Erfolge zurückblicken. Das dritte Album, das auf „(The) Evening“ aus dem Jahr 2018 und „The Color of Nothing“ aus dem Jahr 2020 folgt, steht für den 11. August in den Startlöchern. Auf „Guiding Hand“ präsentiert er neun Titel, die in Räumen „zwischen Phasen“ entstanden sind, wie er berichtet. Der Titel steht für die Kraft des kollektiven menschlichen Geistes, den sanften Schwung der Positivität, der uns alle vorwärts treibt, wenn wir das Gefühl haben, dass wir uns nicht mehr bewegen können. In den letzten zwei Jahren hat diese positive Kraft eine entscheidende Rolle dabei gespielt, ford. zu helfen, die schwierigsten Hindernisse zu überwinden, sowohl im Albumprozess als auch in seinem persönlichen Leben.
Mit den Arbeiten dazu hat er Ende 2020 in den Bergen und Tälern von Utah begonnen. Verschiedene Ideen, die aus dem Leben „on the road“, langen Nächten mit Freund*innen und einem engen Zusammenleben entstanden, wurden dann zu Songs geformt. Ein mühsamer Prozess, der von Selbstzweifeln und mentalen Blockaden geprägt war. Doch trotz dieser Schwierigkeiten ist Luc der Meinung, dass dieses Album sein bisher bestes und authentischstes Werk ist: „Es ist interessant, die Platte durchzuhören und sich an die verschiedenen Zeitpunkte zu erinnern, an denen die einzelnen Songs entstanden sind, sei es auf der Straße, in meinem kleinen Kellerstudio usw. Irgendwann fand ich viel Unterstützung, indem ich mich an diejenigen wandte, die mir zuvor geholfen hatten, um mich zu inspirieren und zu führen. Es fühlte sich passend an, die Ideen und Menschen in den Mittelpunkt des Albums zu stellen, die mir geholfen haben, es auf die Beine zu stellen.“
Die Hände auf dem Cover des Albums sind die Abbildung einer Skulptur, die für ford. und seine Familie von persönlicher Bedeutung ist. Es handelt sich um einen Abdruck der Hände seiner Mutter und seines älteren Bruders, die vor seinem Tod im Jahr 2007 festgehalten wurden. Er war und ist für ford. eine unerschütterliche Inspiration für seine Musik. Beim genauen Betrachten des Artworks erkennt man auch eine Art überlagerten Grundriss. Die „Zimmer“ stehen dabei für jeden einzelnen Song des Albums und damit für die verschiedenen Kapitel, die ford. in den letzten Jahren erlebt hat: „Während der Produktion des Albums habe ich mit Leo Horton am Artwork gearbeitet und wir kamen immer wieder auf die Idee der ‚Guiding Hand‘ zurück, die dich durch diese verschiedenen Phasen und Zeitpunkte führt. Wir fanden, dass das visuell etwas sehr Schönes ist. Mein Bruder war eine wesentliche Inspiration für diese Platte und meine gesamte Musik, deshalb wollte ich ihn mit dem Artwork in Erinnerung behalten, mit allem, was die Skulptur für uns repräsentiert. Leo arbeitete mit seinem Bruder Fred, einem großartigen Architekten, zusammen, um den Grundriss zu erstellen und auch bei der Gestaltung der Single-Cover zu helfen. Ich war während des Schreibprozesses wirklich besessen von verschiedenen Schriften und Ikonen, also war Leo so freundlich, verschiedene Glyphen zusammenzustellen, die zu jedem Track passen und der Trackliste von vorne bis hinten folgen!“
Als Sohn US-amerikanischer Eltern in Paris geboren, in Frankfurt, der Schweiz und Singapur aufgewachsen und jetzt in Utah ansässig, hat die kosmopolite Jugend von ford. seine musikalische Perspektive entscheidend geprägt: „Ich denke, dass ich dadurch ziemlich offen dafür bin, was meine Musik beeinflusst. Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die Musik und Kunst geliebt und gefördert haben, aber man muss auch bereit sein zu sehen, was passiert, wenn man scheinbar nicht verwandte Genres und Einflüsse kombiniert. Mit einem Großteil der Musik auf diesem Album habe ich versucht, diese Idee zu erforschen. Ich hoffe, dass sich die neue Platte bewusster und erfrischender anfühlt, aber trotzdem vertraut bleibt. Ich denke, dass ich besser darin geworden bin, auf einige kleine Details zu achten, ohne dabei das Gesamtgefühl meiner Musik zu beeinträchtigen. Ich möchte weiterhin neue Dinge ausprobieren und für alle Arten von Musik offen sein. Die Platte fühlt sich für mich wirklich authentisch an und ich hoffe, die Leute mögen sie.“ Ende September wird ford. einige wenige Shows in Nordamerika spielen und an seiner neuen Live-Show sowie an neuer Musik arbeiten: „Ich hoffe, dass ich es diesen Dezember endlich wieder nach Deutschland schaffe, um meine Familie zu sehen.“
Aus dem FAZEmag 138/08.2023
Text: Triple P
Foto: Ian Kirby
www.instagram.com/fordsounds