Four To The Floor: JVXTA, MIKKA, Madben & Suki Sou

Wir läuten eine neue Runde „Four To The Floor“ ein und haben wieder vier aufregende Acts im Gepäck, die wir euch in kurzer und knackiger Manier vorstellen möchten. Mit von der Partie sind JVXTA, MIKKA, Madben und Suki Sou.

JVXTA

Deine Anfänge als DJ/Producer: Mit zwölf Jahren habe ich angefangen, auf Partys von Freunden und in der Schule aufzulegen, und mit 18 Jahren habe ich in Schottland erste Underground-Raves veranstaltet. Mit 15 Jahren habe ich DAWs kennengelernt und verbringe seither einen Großteil meiner Freizeit mit dem Produzieren. 2016 gründete ich Hardmatter Records als Zuhause für meine Productions und Partys, die ich kuratiere.

Über dein neuestes Release: „Euson Blues“ wurde während der Pandemie in London produziert und ist ein kontextuelles Werk, mit dem ich hoffe, vielen meiner Einflüsse huldigen zu können. Es ist für den Dancefloor gemacht, kann aber auch alleine erlebt werden, als eine Art private Reise durch die dichten, dunklen Straßen seiner Heimat Euson.

Dein schönstes Erlebnis als Künstler: Bei einer unserer Hardmatter-Nights in der Paloma Bar fing ein Tänzer an, sich wild zu Louie Vegas „Do It Again“-Dub von Amp Fiddlers „So Sweet“ zu bewegen. Ich fühlte mich mit der rohen Leidenschaft verbunden und verlor mich in einer Art Duett mit dem Publikum; ich tauchte völlig in den Moment ein. Ich hoffe, dass ich diesen Zustand so oft wie möglich erreichen kann, und bin dem Tänzer dankbar, dass er diese Trance mit mir geteilt hat.

Und die schlimmste Erfahrung? Ich hatte mehrere Platten, die auf unbestimmte Zeit nicht veröffentlicht wurden, und Labels, die nie Tantiemen gezahlt haben. Das ist frustrierend. Ich weiß es deshalb zu schätzen, dass ich ein Label wie Scissor And Thread gefunden habe, das seine Künstler*innen respektiert und viel Mühe in ihre Arbeiten investiert.

Deine größten Inspirationen/Einflüsse? Mike Huckaby (möge er in Frieden ruhen) und seine Beherrschung des Waldorf-Wavetables, Kerri Chandlers Gespür für rohe Sounds und unverkennbare Grooves und Brawthers Lehre der deepsten und dubbigsten House-Techniken.

Dein aktueller Lieblingstrack? „Heart’s Desire“ von Don Blackman. Purer, groovender Funk ‘n‘ Soul mit meisterhaften Piano-Soli.

MIKKA

Deine Anfänge als DJ/Producer: Leute, die mich von früher kennen, sind immer ein bisschen überrascht, dass ich jetzt DJ bin. Ich habe Geige gespielt, seit ich sieben Jahre alt war, in Orchestern mitgewirkt und sogar in einigen Kirchenchören gesungen. Sie haben also nicht erwartet, dass ich Techno mag. Ich habe es auch nicht erwartet! Aber nachdem ich die Grundlagen des Mixens gelernt und 2021 mein erstes Set in Mexiko gespielt hatte, wurde mir klar, dass ich mich mit elektronischer Musik viel besser ausdrücken kann als mit klassischen Instrumenten.

Dein letzter Gig? Das war im Waagenbau in Hamburg – ein toller Club mit einer freundlichen Crowd. Ich spielte ein zweieinhalbstündiges Set mit Infame, das einen wunderbaren Mix aus Techno, Trance und Acid ergab. Das Set glich einer emotionalen Achterbahnfahrt und die Energie des Publikums war wirklich großartig.

Dein schönstes Erlebnis als Künstlerin: Eindeutig im Sonorama in Torreon, Mexiko. Nach der ewigen Anreise war ich total ausgelaugt, aber der Empfang der Crowd war so großartig, dass ich vor Energie plötzlich nur so strotzte.

Und die schlimmste Erfahrung? Während eines Gigs wurde die Lautstärke auf einmal immer leiser. Niemand wusste, was los war. Es stellte sich dann heraus, dass die Polizei in den Club gekommen war, sodass alle nach draußen gehen mussten. Die Beamten machten ein Foto, verließen die Party wieder und ich spielte weiter. Das war lustig, aber auch ein wenig irritierend.

Deine größten Inspirationen/Einflüsse? Zu meinen größten Inspirationen zähle ich ANNA, 1luu, Hypnum und die Produktionen von Bendtsen und Alan Murphy. Ich bin sehr von der Trance-Musik der späten 90er/frühen 2000er bewegt und versuche, sie mit den Stilen von Trym, Jan Vercauteren oder Indira Paganotto zu mischen.

Dein aktueller Lieblingstrack: „Desperate Measures“ von X&Trick

www.instagram.com/mikka.music

Suki Sou

Deine Anfänge als DJ/Producer: Wegbereitend war meine Faszination für frühe elektronische Instrumente. Als autodidaktische Improvisatorin liebe ich es, die Möglichkeiten der Kreation komplexer und vielschichtiger elektronischer Musik mit Hilfe von Sequenzern, Synthesetechniken und Wiederholungen zu erkunden.

Über dein neuestes Release: „Notes On Listening“ ist ein Mini-Album, das auf Curious Music erschienen ist. Es wurde von alltäglichen, oftmals leicht zu übersehenden Details inspiriert und basiert auf natürlichen Elementen, Stille und Konzentration.

Dein schönstes Erlebnis als Künstlerin: Eine meiner schönsten Erfahrungen war, als ich meine Synästhesie-Beobachtungen in Musik umsetzte. Es war, als würde ich etwas, das keine Töne hat, eine Geschichte geben. Ich habe die Klänge sorgfältig überlagert und ausbalanciert, um ein sensorisches Erlebnis zu schaffen, das die Farben und Texturen widerspiegelt, die ich durch die Synästhesie wahrgenommen habe. Als ich mir schließlich das fertige Stück anhörte, war das ein Moment der Transzendenz (lacht).

Und die schlimmste Erfahrung? Ich habe einmal durch einen technischen Fehler den gesamten Fortschritt eines Projekts verloren. Das war unglaublich frustrierend und demoralisierend, aber es hat mich gelehrt, immer ein Backup zu erstellen, um auf unvorhergesehene Herausforderungen besser vorbereitet zu sein.

Deine größten Inspirationen/Einflüsse? Ich lasse mich von den minimalistischen, oszillierenden Riffs von Delia Derbyshire, den elektroakustischen Kompositionen von Joanna Brouk, den hypnotischen Arpeggios von Laurie Spiegel und der Synkopierung von Tom Dissevelt inspirieren. Ebenso einflussreich sind für mich die lebhaften Erinnerungen an den Geruch von Zigarettenrauch aus dem Zimmer meiner Großmutter, als ich im Regen dem taiwanesischen Popstar Teresa Teng zuhörte, sowie Hongkonger Zeichentrickfilme und Nachrichten.

Dein aktueller Lieblingstrack? „Cloudless Daybreak“ von Egil Kalman.

www.instagram.com/_sukisou/

Foto: Anormalband

Madben

Deine Anfänge als DJ/Producer: Nach meiner Zeit als Bedroom-Vinyl-DJ um 1998/99 herum habe ich irgendwann angefangen, meine eigenen Partys in Lille zu organisieren. Das Produzieren von Tracks kam erst später nach meinem Studium hinzu (2007) und erwies sich als ein zäher Prozess, da es keinerlei Masterclasses und kaum Online-Tutorials gab. Das Meiste musste ich mir selber beibringen.

Über dein neuestes Release: „Circuit Breaker“ auf Maceo Plex‘ Ellum Audio im Rahmen meines neuen Albums „Troisième Sens“: Das Stück ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe es in sehr kurzer Zeit im Studio produziert und der Prozess war einfach so unfassbar natürlich. Es ist dunkel, emotional und treibt die Masse an.

Dein schönstes Erlebnis als Künstler: Vor zehn Jahren habe ich bei einem Festival in Frankreich aufgelegt. Ich erinnere mich noch genau an die Gänsehaut, die ich hatte, als Laurent Garnier später in der Nacht einen meiner allerersten Tracks spielte und die Crowd zum Kochen brachte. Das wird mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben.

Und die schlimmste Erfahrung? Wenn man auf dem Weg ist, bei einem Label zu unterschreiben, das man über alles liebt und sich die Verantwortlichen es sich in letzter Minute anders überlegen und das Release absagen. Das war hart. Aber man lernt, damit umzugehen.

Deine größten Inspirationen/Einflüsse? Ich bin ein großer Nerd bezüglich analoger Geräte und verfolge stets mit Spannung, was meine Lieblingshersteller auf den Markt bringen. Wenn ich ein neues Gerät erhalte und es ausprobiere, ist das eine riesige Inspirationsquelle für mich.

Dein aktueller Lieblingstrack? Tafkamp – I Laf You

www.madben.fr 

 

Aus dem FAZEmag 134/04.2023
Foto Madben: Anormalband