Eine neue Edition von „Four To The Floor“ beschert uns wieder vier spannende Acts im kurz-knackigen Porträt. Diesmal mit feinsten House-Grooves von Beneath Usual und Devv, discoesker Gospel-Dance-Musik von Kaleena Zanders und mit spirituellem Raw-Techno von MAEDON.
www.soundcloud.com/beneath-usual
Beneath Usual
Dein erster Meilenstein als DJ/Producer:
Ich habe 1994 mit dem DJing angefangen und seit 2000 zunächst Psytrance unter dem Namen „Concept“ produziert. Nach vier Alben, zahlreichen Releases und Gigs habe ich 2010 schließlich eine Kehrtwende hingelegt und meinen Stil zu Minimal, Deep-Tech und House gewechselt. Nach einem weiteren Projekt namens „Noon“ und der Labelgründung von SFX Recordings rief ich dann „Beneath Usual“ inklusive des Labels Microdrive ins Leben. Diesmal stimmte das Konzept und ich fühlte mich mit meinem Sound endgültig wohl.
Dein Sound „in a nutshell“? Was macht ihn unique?
Was meine Musik unique klingen lassen könnte, ist mein Background als Ex-Psytrance-Producer. Er erlaubt mir einen differenzierten Ansatz des Musikmachens.
Ein paar Worte zu deinem neuesten Release?
Meine letzte EP „Indian Summer“ ist am 9. Oktober schienen. Die drei Tracks widmen sich fetten, rollenden Grooves mit deepen Sounds und Melodien.
Die größten Inspirationen und Einflüsse, die deinen Sound geformt haben?
Einer meiner Lieblingsproducer ist Mihai Popoviciu, mit dem ich bereits auf drei EPs auf seinem Cyclic-Records-Label zusammenarbeiten durfte. Er hat außerdem zwei Remixe für „Microdrive“ gemacht. Weitere Artists aus meiner Top-List sind James Dexter, Fedo, Londonground, Rhadow und Parsec (UK). Es gibt so viel Talent da draußen.
Etwas Außergewöhnliches, Lustiges oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Bei einem Gig in São Paulo wurde ich mal kurz vor meinem Auftritt grundlos aus dem Club geworfen. 15 Minuten später kam der Manager zu mir nach draußen und fragte mich, wieso ich nicht spielen würde. Der Security-Dienst hatte mich verwechselt. Sie waren im Anschluss ziemlich beschämt …
Elektronische Musik braucht mehr …?
Authentizität und echte Musiker*innen und Producer*innen.
Und weniger …?
Bewertung der Artists anhand von Social Media und weniger Leute, die dies nur für Geld und Fame tun. Wir brauchen Leute, die sich mehr um die Musik kümmern und weniger um die Anzahl der Follower. Auf einer anderen Ebene wäre es schön, wenn Veranstalter*innen wieder mehr neue Talente fördern würden. Es ist nervig und nicht sehr konstruktiv, wenn überall die gleichen Namen spielen.
Devv
Dein erster Meilenstein als DJ/Producer:
Wahrscheinlich 2018, als ich ein Video von Janeret bei einem Gig in Australien sah, bei dem er einen meiner Tracks spielte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zwar einige meiner Releases in den DJ-Mixen von anderen Künstler*innen gehört, jedoch nie live spielen sehen. Es war supercool, seinen Support zu bekommen und zu sehen, dass meine Musik am anderen Ende der Welt gespielt wird.
Dein Sound „in a nutshell“? Was macht ihn unique?
Ich verwende Akkorde, Synth-Stabs und Pads in praktisch jedem Track, mein Sound konzentriert sich also stark auf Melodien und atmosphärische Elemente. Ich habe mal gelesen, dass die Melodie der Teil eines Songs ist, an den man sich am häufigsten erinnert, also versuche ich immer, erst eine interessante Melodie zu finden, egal, ob Synthie-Melodie oder Bassline.
Ein paar Worte zu deinem neuesten Release?
Meine „Translator“-EP ist am 28. Oktober auf All Blak Records erschienen. Jedes der drei Stücke hat seinen eigenen Sound für unterschiedliche Surroundings. Mein Lieblingstrack ist „I’ll Take It“, ein energiegeladener Dancefloor-Groover mit verspielten Synthies und Vocal-Effekten.
Die größten Inspirationen und Einflüsse, die deinen Sound geformt haben?
Die französische Minimal- und House-Szene bleibt für mich unübertroffen. Traumer, Janeret, D’Julz, Miroloja, Sweely … die Liste mit Talenten ist endlos. In letzter Zeit schätze ich zudem den Sound von Alex Kassian, Huerta, Dan Goul, Jex Opolis oder Donnie Cosmo.
Etwas Außergewöhnliches, Lustiges oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Vor ein paar Jahren wurde ich mal für eine Silent-Disco-Party gebucht. Während ich spielte, kam ein Typ – vermutlich auf Drogen – immer wieder auf mich zu und versuchte, mir seine Kopfhörer zu geben. Irgendwann drehte ich mich zu meinem Freund um und sagte laut: „Dieser Typ ist so nervig!“ Erst danach realisierte ich, dass wir ja bei einer Silent-Disco waren und alle Leute um mich herum mich laut hörten. Superpeinlich, aber im Nachhinein auch ziemlich lustig.
Elektronische Musik braucht mehr …?
Bescheidenheit. Wir drücken auf Knöpfe und drehen an Reglern, um die Leute zum Tanzen zu bringen. Wir retten nicht die Welt. Einige Leute müssen ihr Ego (und ihre lächerlich hohen DJ-Gagen) ablegen.
Und weniger …?
Social Media. Ich habe das Gefühl, dass das, was man auf Social Media macht, heutzutage mehr zählt als die Musik. Dadurch entsteht auch ein ungeheurer Druck auf die Künstler*innen, dort aktiv zu sein. Das ist ein Teufelskreis. Wir müssen uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren – die Musik!
www.soundcloud.com/m_a_e_d_o_n
MAEDON
Dein erster Meilenstein als DJ/Producerin:
Mein EP-Debüt auf Sonic Groove mit „Against His Will (SG 1991)“. Das hat meine Karriere auf ein weltweites Niveau gehoben; im Februar 2020 war ich zum ersten Mal in Berlin und habe mein Live-Set im Tresor gespielt. Die Nacht war wirklich episch. Ich werde nie den Legowelt-Track vergessen, mit dem Adam X sein Set beendete. Das war perfekt.
Dein Sound „in a nutshell“? Was macht ihn unique?
Mein Sound ist raw und direkt und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Ich arbeite sehr gründlich und versuche, die Low-Ends perfekt zu justieren, damit die Tänzer*innen den Bass in ihrem Bauch spüren. Es fällt mir nicht leicht, meinen Sound zu beschreiben, denn ich arbeite sehr intuitiv. Ich lasse mich von den Klängen der Geräte zu den Grooves inspirieren.
Ein paar Worte zu deinem neuesten Release?
„MAEDON 2.0“ ist ein sehr wichtiges Release für mich, da es einen neuen Abschnitt für mich markiert – sowohl auf persönlicher als auch auf klanglicher Ebene. Ich muss in meiner Musik keine Angst mehr ausdrücken, ich habe eine neue Ebene des Friedens in meinem Leben gefunden und habe das Bedürfnis, tiefere und spirituelle Gebiete zu erkunden.
Die größten Inspirationen und Einflüsse, die deinen Sound geformt haben?
Meine Einflüsse sind sehr vielfältig und umfassen viele Genres. Auch Musik, die keine Tanzmusik ist. Um einige zu nennen: Enya, Brian Eno, Alessandro Cortini, Trent Reznor, Orbital, OMD, Skinny Puppy, Hans Zimmer, Anthony Rother, Uwe Schmidt, Luke Slater, RØDHAD und Lady Starlight. Abgesehen davon hat mich meine Residency im Tresor stark geprägt.
Etwas Außergewöhnliches, Lustiges oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Es ist schon mehr als einmal vorgekommen, dass während meines Auftritts der Strom im Saal ausgefallen ist. Glücklicherweise ist mir das nur bei Live-Sets passiert. Der Stromausfall dient als Moment der Spannung, eine lange Pause in völliger Dunkelheit. Wenn das Licht und der Ton wieder angehen, dreht die Menge durch.
Elektronische Musik braucht mehr …?
Authentizität.
Und weniger …?
Social Media.
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Kaleena Zanders
Dein erster Meilenstein als DJ/Producerin:
Oh, mein Gott, mein erster Meilenstein als DJ war ein EDC-Auftritt auf einem Kunst-Auto für Femme House. Das war superlustig und hat mir gezeigt, dass ich das wirklich kann.
Dein Sound „in a nutshell“? Was macht ihn unique?
Mein Sound ist spritzig, big, hochdefiniert gefühlvoll, extrem tanzbar und bedeutungsvoll. Ich denke, meine Stimme macht meine Musik einzigartig. Als Sängerin ist es manchmal eine Herausforderung, sich in der Dance-Industrie zurechtzufinden, wenn man seinen Kolleg*innen gefallen will, damit sie deine Musik spielen, und gleichzeitig sich selbst zu gefallen und seiner Kunst treu zu bleiben.
Ein paar Worte zu deinem neuesten Release?
Meine neueste EP „Glorified“ auf Helix Records bringt noch mehr Schichten von mir zum Vorschein, auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, dass ich an der Oberfläche kratze. Ich habe versucht, einige Einflüsse von Aretha Franklin, Nina Simone und alter Kirchenmusik mit tanzbaren Rhythmen zu verbinden.
Die größten Inspirationen und Einflüsse, die deinen Sound geformt haben?
Eigentlich sollte ich einige zentrale Inspirationen von Dance-Artists haben, aber im Grunde würde ich sagen, dass es alte Soul-, R&B-, Blues- und Popmusik war, die meinen Sound wirklich geprägt hat. Chaka Khan, Prince, Michael Jackson, Red Hot Chili Peppers, Katy Perry und so viel mehr.
Etwas Außergewöhnliches, Lustiges oder Seltsames, das dir bei einem Gig passiert ist?
Manchmal werfen die Leute Candy-Armbänder oder Leuchtringe auf die Bühne, aber einmal wurde mir eine ganze Schachtel Peperoni-Pizza als Geschenk auf die Bühne gestellt. Das war perfekt, da ich echt am Verhungern war, haha.
Elektronische Musik braucht mehr …?
Musikalische Vielfalt an der Spitze. Das gilt für die Soundscapes und das Design bis hin zu den Menschen, die regelmäßig gefeiert und besprochen werden.
Aus dem FAZEmag 153/11.2024
Credit: Marie Staggat (Foto MAEDON)