Zeit spielt eine zentrale Rolle im neuen Album von Francesca Guccione. Sowohl als Konzept wie auch als strukturelles Element. Mit „The Geometry Of Time“ erforscht die Italienerin verschiedene Arten, wie der Mensch den Lauf der Zeit erlebt – je nach emotionalem Zustand oder den Situationen, in denen wir uns befinden. Jeder Track, so Guccione, spiegele einen anderen Aspekt dieser Beziehung zur Zeit wider, sei es durch das Tempo, die Verwendung von sich wiederholenden Motiven oder durch die Gegenüberstellung von klassischen und elektronischen Elementen.
„Die Art und Weise, wie sich eine Melodie entfaltet, die Spannung, die durch Stille erzeugt wird, oder die Überlagerung von Klängen können alle ein Gefühl von Zeitlosigkeit oder Dringlichkeit hervorrufen. In diesem Album habe ich absichtlich mit diesen Ideen gespielt und Momente geschaffen, in denen sich die Zeit angehalten oder beschleunigt anfühlt, was die Ebbe und Flut des Lebens selbst widerspiegelt.“
So veröffentlichte die experimentierfreudige Geigerin ihr neues Werk am 27. September über das Label Neue Meister. War ihre Musik bei uns bislang nur digital erhältlich, kommt „The Geometry of Time“ nun auch als CD und LP auf den Markt. Eine bewusste Entscheidung: „In der heutigen digitalen Welt ist es etwas Besonderes, eine greifbare Verbindung zur Musik zu haben – ein physisches Objekt, das man halten, sehen und sogar riechen kann. Vor allem Vinyl bietet ein warmes, eindringliches Hörerlebnis, das die Themen des Albums ergänzt, das eng mit dem Konzept der Zeit und der Art und Weise, wie wir sie wahrnehmen, verbunden ist.“
Das wunderschöne Artwork von Salvo Dipasquale, die Beschaffenheit des Vinyls, das Auflegen der Platte – all das trage zum Gesamterlebnis bei. „Ich wollte, dass mein Album nicht nur in einer klanglichen, sondern auch in einer physischen Dimension existiert, in der man die Musik genießen kann“. Tatsächlich vermag die Sizilianerin einmal mehr vertraute Klänge akustischer Instrumente mit Synthesizern und anspruchsvollen Audiosamples zu vermischen, wodurch in Songs wie „Continuum“, dem Titeltrack, oder „Springs Of Time“ traumhafte, poetische Klanglandschaften entstehen.
„Obwohl Moog und Klassik aus unterschiedlichen Welten stammen. Die eine wurzelt in jahrhundertealter Tradition, die andere in moderner Technologie“, so Guccione. Der organische Reichtum klassischer Instrumente wie der Violine verbinde sich erstaunlich gut mit der analogen Wärme und Unberechenbarkeit der Moog-Synthesizer. „Für mich ist das eine Verschmelzung, die sich sehr natürlich anfühlt und unendlich viele kreative Möglichkeiten eröffnet.“ Apropos Kreativität. In naher Zukunft hat die Filmkomponistin noch einiges vor – Berlin spielt dabei eine zentrale Rolle.
„Dank des europäischen Stipendiums ,callCulture Moves Europe‘ werde ich einige Zeit in der Stadt verbringen, um an neuer Musik zu arbeiten und in die aufregende Kunstszene Berlins einzutauchen. Eines der wichtigsten Ereignisse wird die Präsentation von ,Euphonia‘ sein, einer Konzert-Installation, die ich am 24. November im Kolosseum in Berlin aufführen werde – als Vorgruppe des renommierten deutschen Komponisten Hans-Joachim Roedelius.“ Darüber hinaus gebe es noch weitere Projekte und „musikalische Überraschungen am Horizont, die ich noch nicht verraten kann, die aber die Grenzen meines Sounds noch weiter verschieben werden. Dieser Abschnitt meiner Karriere fühlt sich wie ein neues Kapitel an, gefüllt mit Kollaborationen, frischen Ideen und kreativen Erkundungen. Ich bin gespannt, wohin mich diese Reise als Nächstes führt.“
Das Album „The Geometry of Time“ von Francesca Guccione ist am 2. September 2024 via Neue Meister erschienen.
Aus dem FAZEmag 152/10.2024
Text: scharsigo
Credit: Salvo Dipasquale
Web: www.instagram.com/francesca.guccione