Frank Sonic und die wunderbare Welt der Synthesizer

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge aus meiner Technik-Welt rund um elektronische Musik. Da diese Folge bis zum Rand vollgepackt ist, spare ich mir die Einleitung und komme direkt zur Sache. Worum es geht, wisst ihr ja eh. Technik, dies und das. Auf Empfehlung vom lieben Farid aus dem Music Store habe ich mich neu verliebt: Reines Weiß, puristische Bedienung, bulliges Erscheinungsbild. Das ist der MODOR DR-2 – ein digitaler Drumcomputer und Synthesizer. Schon der Kontakt zu Marcel, dem Head of Modor, lief so charmant ab, dass ich es gar nicht erwarten konnte, die Maschine in meine Finger zu bekommen.

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Meine bisherigen analogen Drumcomputer wie die Vermona DRM-MK2 oder mein 909 Klon von Behringer haben es leider in der Vergangenheit nie geschafft, sich nachhaltig in meine Produktionsabläufe zu integrieren. Schon bei der ersten Kickdrum, die ich aus der DR-2 erzeugte, hatte ich diesen einen Moment, an dem ich das Gefühl hatte: Wow! Vor allem der eingebaute Compressor macht unheimlich viel Spaß. Durch Drücken einer Taste und gleichzeitigem Herunterziehen des Volume-Faders eines der sechs Instrumenten-Kanäle bekommt man hier eine richtig geile Kompression auf seine Drums. Gerade für den Live-Einsatz: mega! Jeden der sechs Kanäle kann man individuell mit 17 verschiedenen Drum-Modellen bestücken: 4 x Bassdrum, 3x Snare, Clap, Hi-Hat, Ride, Crash, Tom, Tenordrum, Rimshot, Rattle, Cowbell & Bottle. Da wird jeder glücklich. Die Programmierung von Pattern ist denkbar easy. Der bis zu 64 Steps packende Sequencer funktioniert ähnlich wie bei einer 909. Dazu gibt es mit FLAM, BREAK, ACCENT oder REVERSE gleich viermal richtig tolle Optionen, Einfluss auf den Groove zu nehmen.

Ich möchte nochmals erwähnen, dass die sechs Kanäle (A-F) frei belegbar sind. Ich kann also, wenn ich möchte, auch einfach mal sechs Kicks parallel gegeneinander modulieren und damit meine heftigsten Technogrooves erzeugen. Das macht Spaß. Die Sounds klingen alle analog, obwohl der DR-2 digital ist. An der Rückseite gibt es Einzelausgänge, mit denen ich mir die einzelnen Sounds auch getrennt abgreifen kann. Jeder, der einen guten Drumcomputer sucht, wird mit dem weißen Boliden aus dem Hause MODOR glücklich. Das kann ich mit reinem Gewissen behaupten. Von der Haptik bis zum Sound gibt’s von mir zwölf von zehn Punkten für dieses Gerät. Auf der Superbooth 2022 zum ersten Mal entdeckt habe ich den Octopoid von Viram.

 

Als großer Fan von Euclidean Sequences ist dieses Modul für mich einfach wie geschaffen. Ursprünglich war der Octopoid als großer achtarmiger Tintenfisch gedacht. Mit einem „Gehirn“ als Schaltzentrale in der Mitte kann man die acht „Arm-Module“ mit „Gedanken“ in Form von Sequenzen befeuern. Da es sich bei Viram um eine echte Handmade-/Boutique-Company handelt und sich das Projekt immer noch in der Entwicklung befindet, starten wir in dieser Ausgabe zunächst mit dem Octopoid Tiny CV Basic Package. In einer späteren Ausgabe gibt es dann noch einmal einen ausführlichen Test über das große System, mit dem man dann alle acht Kanäle gleichzeitig steuern kann. Der schwarz-matte Look des Moduls macht einiges her. Spätestens, wenn ich das Modul zum ersten Mal einschalte und das Display sein Start-Programm durchläuft, sieht man, welche Wertigkeit das Ganze hat. Die beiden Push-Encoder sitzen fest und straff. Eine Sache, die ich allerdings schmerzlich vermisst habe, war die Möglichkeit, das Modul mit einer Clock aus dem Modularsystem zu takten, da es nur TRS-MIDI In & Out hat. Dies habe ich dem Entwickler Viktor dann auch via Instagram geschrieben und er hat auf meinen Wunsch hin dann tatsächlich Sync-In nachträglich in alle bereits gebauten Octopoids implementiert. Was für eine tolle Geschichte, oder? Wer jetzt nicht weiß, was ein Euklidisches Muster ist: Es wurde im Jahre 2004 von Godfried Toussaint entdeckt. Einfach gesagt handelt es sich um einen Rhythmus, der von mehreren Parametern beeinflusst wird. Steps, Pulse und Offset. Desto komplizierter es klingt, desto geiler wird es, wenn man sich damit auseinandersetzt. Am Octopoid stellt man also bestimmte Beats ein, bringt sie zum Rotieren, moduliert das Abspieltempo und randomiset z.B. die Anschlagdynamik. Die Möglichkeiten sind dank des internen Algorithmus unendlich und ich bin sehr glücklich, diese Wunderwaffe nun in meinem Eurorack zu haben. Über die kleinen „Seitenflügel“-Module links und rechts vom Hauptmodul kann man 8x Gate und 8x CV in seine Module jagen. Nicht auszudenken, welche Möglichkeiten entstehen, wenn man in der großen Version dann irgendwann 8x Arm-Module hat und jeden einzelnen Kanal ohne Menü-Diving einzeln kontrollieren kann. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist alles, oder wie war das? Ob im Studio oder live on Stage: Ein gutes Setup steht und fällt mit dem richtigen Equipment. Und wenn man nicht gerade komplett analog unterwegs ist, braucht man an der richtigen Stelle irgendwann einen passenden MIDI-Controller. Während ich auf der Bühne bislang immer auf Allen & Heath K2 gesetzt habe, begleitet mich im Studio ein kleiner Faderfox-Controller, mit dem ich mal schnell und gerne ein paar DAW-Automationen aufnehme.

Von Special Waves gibt es nun den ersten modularen Controller, den man sich selbst konfigurieren kann. Ein durchdachtes Stecksystem macht es möglich, Fader, Buttons und Knobs eben genau in die Position zu bringen, in der man sie braucht: Ob nebeneinander, übereinander oder quer. Es gibt keine Grenzen. Sogar während des Live-Einsatzes ist es möglich, Module ein- und auszustecken. In der Basic-Variante kommt die Zentraleinheit gemeinsam mit 2 Knobs, 2 Pad-Buttons, 4 Doppel-Bottons, 2 Pots, 4 Slidern, 2 Encodern und 10 Blank-Modulen (um die leer bleibenden Slots zu überdecken) und dem Netzteil samt USB-Kabel … und dann gibt es noch eine Art „Schraubenschlüssel“ – ein Werkzeug um die Module herauszuholen, ohne dass etwas hängenbleibt. Die Qualität der Module und des Gehäuses ist absolut wertig und über die Software „MineApp“ kann man weitere Einstellungen vornehmen, wie z.B. die LED-Farbe der Buttons ändern. Klappt alles, wie es soll. Und modular ist doch absolut zeitgemäß im Jahr 2023.

Da ich auch diesmal wieder nur über Hardware berichtet habe, habe ich mir überlegt, in den kommenden Ausgaben meine persönlichen TOP-5 der Must-Have-VST-Plug-ins zu packen, damit auch diejenigen auf ihre Kosten kommen, die lieber am Rechner rumschrauben. Einer meiner absoluten All-Time-Waffen ist der Omnisphere von Spectrasonics. Für mich einfach der beste Software-Synthesizer auf dem Markt. So monströs und gutklingend, so umfangreich und elegant zugleich. Vor allem die Hardware-Synth-Integration ist einfach genial. Mit nur einem Klick wird aus meinem Moog Subsequent 37 ein fantastischer Omnisphere-Controller. 14.000 verschiedene Sounds stehen parat. Arpeggiator, ORB-Vektorsteuerung und so viel mehr. Egal, wann ich Omnisphere starte, es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Wenn ihr also auf der Suche nach dem „Schweizer Taschenmesser der VST-Synthies“ seid, werdet ihr hier fündig.

Ich hoffe, ich konnte euch auch diesmal wieder ein wenig in die bunte Welt meines Studios entführen und wünsche euch viel Spaß beim Musikmachen! Bis zum nächsten Mal.

Euer Frank