Fusion-Festival erntet Shitstorm für Newsletter zum Ukraine-Krieg

Fusion-Festival erntet Shitstorm für Newsletter zum Ukraine-Krieg

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Das wissen nicht nur die Kinderzimmer Productions, sondern spätestens seit dem missglückten Impf-Statement im April des Jahres auch die Veranstalter des Fusion Festivals.

Und nun geht es weiter. Die Veranstalter haben gestern einen Newsletter verschickt, der im Netz für geteilte Reaktionen gesorgt hat – euphemistisch ausgedrückt.

Wer von euch noch nicht auf dem beliebten Festival auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Lärz nahe dem See Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) gewesen ist: Ein Ziel der Fusion ist den Veranstaltern zufolge „Ferienkommunismus“. Abseits der Gesellschaft soll eine Parallelgesellschaft entstehen, die frei von Zwängen und Kontrollen sein soll. Die Veranstalter legen nach eigenen Angaben großen Wert auf gegenseitige Toleranz sowie eine umweltschonende und unkommerzielle Ausrichtung des Festivals. Es gibt keine Großsponsoren und keine Werbung auf dem Festivalgelände, auf dem ausschließlich vegetarische und vegane Speisen angeboten werden.

Doch was steht eigentlich in dem Newsletter?

Liebe Fusionist:innen,

die Fusion rückt täglich näher und mit den Vorboten des Frühjahrs steigt bei euch und auch bei uns die Lust auf den Sommer und die kommende Fusion. Wir haben trotz düsteren Zeiten allen Grund zum Feiern!

Zwei Jahre hat uns jetzt eine Pandemie das Festival und vieles mehr versaut und jetzt, wo wir davon ausgehen, dass wir diesen Sommer wieder ohne Corona-Restriktionen feiern werden, überfällt Putin die Ukraine. Er bricht einen mörderischen Krieg vom Zaun, der uns plötzlich damit konfrontiert, dass die Friedensblase, in der wir seit mehreren Generationen in Mitteleuropa leben, brutal geplatzt ist.

Krieg, ob zum Machterhalt, aus geopolitischen Interessen oder als Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln ist immer ein Verbrechen, nicht erst seit dem Überfall auf die Ukraine und bedeutet weltweit Zerstörung und Tod.

Die Kriege der vergangenen Jahre waren meist weit entfernt und menschliches Entsetzen, Empörung und Solidarität hielt sich oft in Grenzen. Plötzlich ist der Krieg ganz nah und Deutschland und Europa werden täglich aktiverer Teil dieses Kriegs. Gestern noch schickte die deutsche Regierung Panzerabwehrwaffen, heute schon Panzer und anderes schweres Gerät. Primär damit die Ukrainer:innen sich verteidigen können und Putins Vormarsch stoppen, aber auch mit einem Wunsch nach Rache für Putins Kriegsverbrechen und verbunden mit dem Kalkül, dass mit den gelieferten Waffen, den Russen ihr Angriffskrieg maximal teuer zu stehen kommt. Es wird gezielt die Hoffnung genährt, dass die Ukrainer:innen diesen Krieg gewinnen könnten, aber mit jeder Waffenlieferung wird ein Konflikt befeuert, in dem es, abgesehen von der Rüstungsindustrie, keine Gewinner:innen geben wird. Täglich sterben Menschen oder stehen traumatisiert vor ihren zerstörten Existenzen und Niemand scheint eine Vorstellung zu haben, wie dieser Krieg enden soll und wie es danach weitergeht.

Was ist also die Alternative zu einem vielleicht jahrelangen zerstörerischen Krieg? Verhandlungen und Diplomatie! Nur am Verhandlungstisch kann ein Ende dieses Krieges erzielt und die vollständige Zerstörung von Teilen der Ukraine abgewendet werden.

Derweil wird Pazifismus in Deutschland auf die Müllhalde der Geschichte entsorgt. Scholz verkündet die „Zeitwende“ im Bundestag und Grünen mutieren zu Neo-Bellizisten und haben, ohne mit der Wimper zu zucken, 100 Milliarden für die Aufrüstung der Bundeswehr durchgewunken, um diese dort sinnlos zu verplempern. Die Bundeswehr soll in Lettland stationiert, Finnland und Schweden wollen der Nato beitreten… In der Politik, den sozialen und anderen Medien wird nicht nur die Sprache militarisiert, mit einer ekligen Begeisterung wird eine militärische Lösung des Ukrainekonfliktes unverhohlen herbeigeredet und drehen Politiker:innen und Kommentator:innen skrupellos an der Schraube der Eskalation.

Mensch könnte meinen, im falschen Film zu sein, alles scheint irrational oder zunehmend irre. Innerhalb von wenigen Wochen ist die, durch die globale Klimakriese längst nicht mehr heile Welt, noch krasser aus den Fugen geraten und wir stehen am Rande eines Supergaus.

Und trotz alledem wollen wir wieder die Fusion feiern? Wir sagen ja! Genau das wollen wir, denn nach zwei Jahren Pandemie und gerade in solch dystopischen Zeiten ist es wichtiger denn je, dass wir zusammenkommen, gemeinsam Träume leben und Ansprüche formulieren an ein friedliches und gerechtes Leben, unsere Ideale und Utopien pflegen, Kraft schöpfen für den Kampf um ein besseres Leben, oder einfach nur ein weiteres Mal in unserer Friede- Freude Eierkuchenblase zusammen feiern und tanzen, als ob es kein Morgen gäbe.

Alles mehr als legitim, denn die Welt ändert sich und das leider nicht zum Guten. Es gibt keine Garantie, dass diese Fusion nicht vielleicht die Letzte ist und wir nicht bald in einem Albtraum landen, wo es neben vielem anderen, auch keine Festivals mehr geben wird.

Soviel zu unserer Einschätzung der politischen Situation. Nach diesem düsteren Prolog kommen wir jetzt zu den eher erfreulichen, festivalrelevanten Themen.

Im Netz hagelt es Kritik für diesen Newsletter. Twitter-User schreiben zum Beispiel: