Fux & Hase – Heute ist mehr Lametta

Innerhalb von nur zwei Jahren hat sich das Thüringer Duo um Fux & Hase in der Szene einen Namen gemacht. Über ihre Identität ist bisweilen nichts bekannt – und schaut man sich die beiden an, soll das höchstwahrscheinlich auch so bleiben: Hinter Masken versteckt, avancierte das Duo zu einem der aufstrebendsten Akteure im Electro-House-Segment. Ihr Steckenpferd? Tanzbare Versionen bekannter Hits – damit erreichten die beiden auf Plattformen wie YouTube sowie SoundCloud die Millionenmarke. Ihre Shows sind in der Regel mehr spektakulär als herkömmlich: Pyrotechnik, CO2 und jede Menge Konfetti. Ein Interview.

 

Fux & Hase – wie kommen zwei DJs Mitte 20 auf die Idee, ausschließlich mit Masken in Erscheinung zu treten?

Hase: Einerseits wollten wir uns optisch vom Rest der Branche abheben. Zwei Typen mit Maske auf dem Kopf fallen eben schneller auf als zwei ganz normale DJs unter bürgerlichem Namen. Andererseits wollten wir, dass uns die Leute nur anhand unserer Musik beurteilen und nicht daran, wer oder wie wir im realen Leben fernab des Plattenspielers sind.

Fux: Und weil wir eigentlich ganz schön hässlich sind.

Hase: Ja, genau. Vor allem deswegen.

Oh, das tut mir leid. Wie entstand dann die Idee zu Fux & Hase?

Fux: Das war ein spontaner nächtlicher Einfall, den wir anfangs gar nicht weiter ernst nehmen wollten. Wir sind beide auf einem Thüringer Dorf am Waldesrand aufgewachsen, wo sich Fuchs und Hase sprichwörtlich „Gute Nacht“ sagen und damit konnten wir uns identifizieren. Seitdem erzählt unser Live-Intro die Geschichte, wie zwei scheue Tiere die Musik für sich entdeckten.

Ihr steht für mainstreamigen Electro-House. Im Jahr 2020 nicht unbedingt musikalisches Neuland.

Hase: Das ist völlig richtig. Das haben wir aber auch nie behauptet und schämen uns nicht dafür.

Fux: Wir wollen dem Publikum bekannte Songs aus den Charts und Klassiker aus den letzten 40 Jahren präsentieren, sportlich geremixt mit knackigen Bässen und abgefahrenen Drops. Dabei stehen für uns die Qualität der Produktionen und butterweiche Übergänge an erster Stelle. 

Eure ersten Sets, die heute noch im Netz zu finden sind, sind deutlich ruhiger und gehen viel mehr in Richtung House als Electro. Geschah diese Entwicklung bewusst?

Hase: Das war in der Tat ein Prozess. Wir wussten zum Start 2017 noch nicht so recht, wohin die Reise gehen sollte. Ich kam aus dem Deep House, der Fux aus dem Rave. Das, was wir heute machen, ist der Mittelweg aus beidem und mittlerweile das, was uns am meisten Spaß macht.

Fux: Ich musste da früher ganz schön drängeln, dass wir auch mal was Härteres spielen. Heute kommt der manchmal mit Sachen an, die selbst mir eine Spur zu krass sind.

Eure beiden bisher erschienenen Eigenproduktionen sind aber auch nicht wirklich im Electro-Genre anzusiedeln.

Hase: Nein, aber auch das ist ein Teil unserer Entwicklung. Wir wollten damals bewusst etwas radiotauglicher klingen, aber es fiel uns zunehmend schwerer, die Songs sinnvoll in unsere Sets einzubauen. Aktuell basteln wir im Studio an zwei neuen Tracks, und die knallen definitiv deutlich mehr.

Apropos Studio, wie harmoniert ihr als Duo bei der Produktion von eigenen Songs und Bootlegs?

Fux: Wir sind uns immer relativ schnell einig, wenn es darum geht, welche Ideen wir umsetzen wollen.

Hase: Meist beginne ich dann im Studio, die Idee zu skizzieren und ein Demo zu produzieren. Dann kommt der Fux dazu und wir feilen so lange daran herum, bis wir den Sound gefunden haben, der perfekt zu uns passt. Gemixt und gemastert wird extern, unter anderem in Italien und den USA.

Eure Shows bestehen neben der Musik aus Konfetti, Pyrotechnik und CO2-Effekten. Ein ungewöhnlich großer Aufwand für einen Newcomer-Act.

Hase: Unser Anspruch ist es, unser Publikum gut zu unterhalten. Jeder, der am Wochenende in den Club oder auf ein Festival geht, will den Alltag und persönliche Probleme für ein paar Stunden vollständig vergessen können. Einen Teil dazu beitragen kann man auch mit optischen Highlights. Da sind Aufwand und Kosten erst mal zweitrangig.

Fux: Und es hebt uns eben wieder von vielen anderen DJs ab. Die Leute registrieren, dass wir uns Mühe geben und viel Herzblut in dieses Projekt stecken. 

Seit 2018 seid ihr bei Strawberry Booking unter Vertrag. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? Die Agentur ist ja noch recht jung.

Fux: Wir haben uns zu Beginn bei mehreren großen Agenturen angeboten. Aber natürlich wollte niemand ein völlig unbekanntes DJ-Duo ohne jede Referenz unter Vertrag nehmen. So läuft das Geschäft, und das ist völlig normal.

Hase: Mit unserem heutigen Booker Micha lernten wir aber schnell jemanden kennen, der an das Projekt glaubte und Potenzial darin sah. Als er dann mit einem Freund die Agentur gründete, waren wir sofort mit an Bord. Wir genießen es, in einer kleineren Agentur zu sein, weil wir dort hohe Wertschätzung genießen und die Priorität bei uns liegt. Wenn du in einer großen Agentur mit hochrangigen Acts bist, stehst du logischerweise weiter hinten und musst schon aufpassen, nicht unterzugehen. 

Das heißt, wenn Global Stage oder Dusted Decks anklopfen würde, bliebe die Tür zu?

Hase: Nein, das würden wir uns schon erst mal anhören. Aber das ist Zukunftsmusik. Wir schauen momentan nur auf uns, sind kreativ und geben Gas.

Zurück in die Gegenwart. Was können eure Fans 2020 von euch erwarten?

Fux: Ich muss mich schon manchmal kneifen, wenn ich unseren Tourplan sehe. Unser Kalender war noch nie so voll wie in diesem Jahr. Dafür arbeiten wir gerade unter anderem an einem neuen, recht spektakulären Intro.

Hase: Es warten viele kleine und große Festivals auf uns, wo sich die Fans auf brandneue Sets freuen können. Und es wird eine Single geben, mit der in dieser Form noch keiner rechnet.

Und danach? Gibt es Visionen für die Zukunft?

Hase: Irgendwann mal auf der Mainstage vom Sputnik Spring Break oder dem SonneMondSterne spielen. Das wäre schon ein Traum.

Fux: Und bis dahin machen wir das, was wir immer gemacht haben: Maske auf den Kopf, weiter hart an uns arbeiten und abliefern, so gut es geht. Das ist das, was wir lieben – unabhängig davon, wie groß die Bühne ist.

 

Aus dem FAZEmag 096/02.2020
Text: Triple P
Foto: Michael Kremer