Gefechtsstation I – Numark Mixdeck Quad

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Mit nur noch einem Tool durch die Lande zu tingeln und vom Vinyl über das Smartphone bis zur Tesarolle jede Art von Datenträger einbinden zu können – wäre das nicht wunderbar? Endlich die feierlegende Wollmilchdrecksau zu kennen, welche möglichst keinem DJ technisch in den Hintern beißt? In etwa dieser Maßgabe folgend stellt Numark mit dem Mixdeck Quad sein neustes Züchtungsergebnis vor. Und lässt man die Tesarolle außer Acht, so darf die Chimere als gelungen bezeichnet werden. Ein Media-Player und Controller samt Vierkanalmixer und Audiointerface, das erstmals auch Apple i-Produkte professionell kontrollierbar macht. Die perfekte Lösung für wirklich alle kann natürlich auch der Quad kaum sein. Kompromisse sind unausweichlich. Und, Hand aufs Herz, die für alle gleichermaßen perfekte DJ-Waffe will so richtig ja auch niemand.

Für ein Media Mothership, das es mit so ziemlich jeder Form von Zu- und Abspielern aufnehmen können will, ist das Tool zunächst einmal angenehm überschaubar geraten. Zum einen, was die Dimension betrifft. Denn mit  seinen 63,5 x 20 cm Fläche darf das Mixdeck im weitesten Sinne nochmals handlich bezeichnet werden. Eben so, wie es die Zusammenführung zweier Playereinheiten und eines Vierkanalmixers zulässt. Die Höhe von knapp 8 cm resultiert nicht zuletzt aus den verbauten CD Slot-In-Laufwerken. Und auch das Gewicht von gerademal 5,6 kg macht das Gerät zum idealen Reisebegleiter. Ein Vorteil, der sich natürlich nur erreichen lässt, wenn wesentliche Bestandteile aus Kunststoff gefertigt sind. Kein Problem, solange die Gesamtverarbeitung derart gut gelungen ist, wie beim Mixdeck Quad. Kunststoff hat immerhin den weiteren Vorteil, dass Kantenrundungen sowie Einbuchtungen für die rückseitige Anschluss- sowie frontseitige Mic- und Headphone-Sektion ergonomisch mit eingeformt werden können.

Angenehm überschaubar geraten ist das Mixdeck Quad gleichfalls im Bedienlayout. Wer jemals mit Single-Units aus gleichem Hause gearbeitet hat, allen voran den Media-Tabletopper NDX900, wird sich sofort heimisch fühlen. Aber auch Numark-Neulinge müssen keine großen Hürden überspringen. Die grundlegenden Funktionen sind selbsterklärend. Und zum Glück ist die LEDisplay-Technik (zumindest in diesem Falle) derart fabelhaft weit vorangeschritten, dass bei nahezu jeder Reglerbewegung begrifflich angezeigt wird, welchen Parameter man gerade ändert. Zentrales Bedienelement ist auch beim Mixdeck Quad das berührungsempfindliche Jogwheel im hochaufragenden, aluminiumgefassten Numark-Design. Gestern wie  heute liegt dieser kleine Teller perfekt in der Hand und ermöglicht komfortables Arbeiten für fein abgestimmte Search- wie Scratch-Manöver auf höchstem Niveau. Ein umlaufender Rotlichtstreifen erlaubt ferner eine grobe optische Nadelpositionskontrolle. Mehr als ein modisches Gimmick ist es aber, wie bei fast allen anderen Herstellern auch, dann letztendlich doch nicht. Neben netten Turntable-Effekten wie einstellbarer Start- und Stoppzeit, Reverse- und Bleep-Play sowie vier Scratch-Modi (u.a. ebenfalls mit „Bleep“-Pufferung) verfügt jede Playereinheit über eine zunächst fast unsichtbare Effektsektion. Fast unsichtbar deshalb, weil die einzelnen Typen lediglich über einen kleinen Flipschalter eingestellt und schließlich im Display kenntlich gemacht werden. Sehr platzsparend und clever gelöst! Insgesamt sechs Single-Typen stehen hierbei zur Wahl und vermögen das Klangbild eher dezent denn vehement, dafür aber klanglich stets überzeugend zu verändern.

Dass es Numark weiterhin nicht geschafft hat, den oberseitigen USB A-Ports ein Schutzkäppchen zu spendieren, sei verziehen. Wirklich überrascht darf man allerdings darüber sein, dass sowohl direkt  von CD wie auch USB lediglich herkömmliche Audio- und MP3-Files geladen werden können. Neben den vielen Stärken des NDX wurde wohl leider ebenso diese Schwäche übernommen. Dass die große Schar auf bestmögliche Klangqualität bedachter WAV-User zumindest partiell ausgeklammert bleibt, ist ärgerlich. Technisch dürfte der Support eher einfach umzusetzen sein. Wahrscheinliche Erklärung: Numark sieht die wesentliche Zielgruppe für das Mixdeck Quad gar nicht so sehr im spezialisierten und klangverliebten Club-DJ-Bereich. Sondern eher im breiter aufgestellten Mobilbereich, wo es eher um „viele Hits´“ denn „perfekte Kicks“ geht. Da reicht im Zweifelsfalle eben auch das Schrumpfformat MP3. Wenn man also nicht wandeln will, hilft folglich nur eins: Ran an den bzw. mit dem externen Speck, um die Wav-, Flac-, AAC- und sonstigen Files zu steuern. Denn der Blackhammer Mixdeck Quad ist anschlussseitig so prächtig bestückt, wie sonst nur Blackhammer Lexington Steele. Im übertragenen Sinne natürlich. Neben Einzelausgängen für jede der beiden Playerseiten (u.a.um Timecode-Signale zu übertragen) sowie einem USB B-Port zwecks Computeranbindung befindet sich hier neben Cinches für jeweils ein zusätzliches Line- bzw. Phono-Gerät ein dritter Aux-Weg. Eben genau jener, den die Apple-Fraktion herbeigesehnt hat. Denn dank des Verbindungskabels mit obligatorischem i-Adapter können über diese 30-polige Schnittstelle der iPod Touch, das iPhone 4(S) und natürlich iPad bis hinunter zur ersten Generation eingebunden werden. Wer sein Apple-Tool tatsächlich DJ-gerecht einsetzen möchte, sollte drauf achten, in der Betriebssystemgeneration iOS 5 angekommen zu sein. Denn nur diese ist Core MIDI-fähig und reagiert entsprechend auf Steuerungsbefehle. Mit iOS 4 lässt sich der i-Liebling aber immerhin noch als Streaming-Medium nutzen. Möchte man nun sein Pad oder Phone als Singe-Deck nutzen, gilt es sich zunächst seine passende App auf dem iTunes-Store zu fischen und den Quad rückseitig in den „OS Audio Aux3“-Modus zu versetzen. Schnell noch die entsprechende „Source“ im Numark-Deck mittels Parameter-Encoder festlegen sowie den Mixerkanal zuordnen – und schon ist es herrlich zu erleben, wie flüssig und latenzfrei die Steuerung funktioniert. Welchen Hardware-Funktionen das jeweilige i-Ding folgt, hängt natürlich von der verwendeten App ab. Prinzipiell ist sogar ein Zweideck-Betrieb vorgesehen, wozu man eine entsprechende Doppelplayer-App benötigt (z.B. djay von Algoriddim) und das Mixdeck rückseitig in den „PGM Cue/Mono“-Modus versetzen muss. Denn natürlich kommt es so, wie man bereits befürchten durfte: i-Produkte sind letztendlich doch (noch) keine dedizierten DJ-Produkte und lassen sich nicht verarschen. Wer also  zwei virtuelle App-Decks im Splitbetrieb gewinnt, wird zwangsläufig das Stereoklangbild verlieren. Hierbei reichen die Reaktionen naturgemäß von „Na und?“ bis „No Chance!“ Auch hier ist sicher das individuelle Einsatzgebiet und DJ-Selbstverständnis entscheidend.

Bleibt zu betonen, dass der iPad-Doppeldeckbetrieb wirklich nur eine Option unter vielen ist. Noch gar nicht weiter eingegangen sind wir auf die von anderen Numark Mixdeck-Varianten hinlänglich bekannten Möglichkeiten, klassische DJ-Software zu steuern und sogar analoges Equipment über das Mixerinterface einzubringen. Und gerade aus diesem Mediamix bezieht der Quad seine Attraktivität. Er ist eben kein Spezialist sondern Generalist. Wie ein seltener Schlüssel, mit dem man die verschiedensten Musikräume öffnen und betreten kann. Ein Konzept, das für alle Equipmenthersteller übrigens künftig immer schwieriger zu realisieren sein wird. Denn auch der Tabletmarkt diversifiziert rasant. ifen Wohin uns speziell dieser noch treiben wird, ist die derzeit wirklich spannende Frage.

Numark Mixdeck Quad
DJ-Media Player und Controller

  • Wiedergabe/Steuerung CD, USB Flash, Apple iPad/iPhone, Computer
  • iPad Core MIDI- und Audiosupport
  • Zuweisbarer Vierkanal-Mixer mit EQ/Rotary Kills und MIDI Control
  • USB MIDI-/Audio Computer Interface (16 bit /44,1 kHz)
  • Eingänge: 2 Mic (XLR, 6,3 mm), Aux 1/2 (Line, Phono), Aux 3 (Apple i-Dock)
  • Ausgänge: Main (XLR, Cinch), Booth (Cinch), Record (Cinch), Deck 1 u. 2 (Cinch),
    2 Headphone (Klinke u. Miniklinke)
  • BPM Analyzer, Manual TAP
  • Beat Sync DSP Effekte Chop, Echo, Filter, Flanger, Pan, Phaser
  • pro Player Loop, Hot Cue, Sample
  • Key Lock, Fader Start
  • DJ Serato Intro Software inklusive
  • Preis:  1.119 EUR UVP (ca. 930 EUR Straße)
  • Info: www.numark.de