Gerademal vier Jahre sind verstrichen, dass Reloop mit dem „Digital Jockey“ seine Controller-Premiere feierte. Und kaum drei Jahre später lieferten die Münsteraner mit dem Digital Jockey 3 ihr Meisterstück ab. Gekürt zum „Best New Controller“ auf der NAMM Show 2011. Sowas nennt man wohl Speed Learning. 2012 dürfte wiederum ein vortreffliches Reloop Controller-Jahr werden, denn auch die neue Generation mit der Bezeichnung Terminal Mix verkauft sich wie frisch geschnitten Münsterländer Brot. Keineswegs ohne Grund, wie unser Test des Terminal Mix 2 zeigt.
Ausgeliefert wird der Terminal Mix nicht mehr, wie beispielsweise einst der Digital Jockey 2, als wahlweise Controller-Edition (ohne Soundkarte) oder Interface-Master-Version
(mit Soundkarte), sondern ausschließlich mit integrierter 16bit/48kHz USB-Soundkarte. Gerade für Einsteiger macht dieses Komplettpaket natürlich definitiv Sinn. Denn ein anständiges Audio-Interface ist zumeist das, woran es hapert. Zwar hinkt der Terminal Mix dem bisherigen Reloop Top-Tool Digital Jockey 3 und seinen 32bit/96kHz objektiv etwas
hinterher. Subjektiv jedoch klingt der Terminal Mix einfach fantastisch, so dass unter dem Strich ein absolut akzeptabler, CPU-schonender Kompromiss steht. Einen kleinen Schwenk
hat der Hersteller zudem bei der DJ Software-Fokussierung vollzogen: Waren die bisherigen Jockey-Modelle, auch bezüglich des Layouts, vor allem für den Einsatz mit NI Traktor
prädestiniert, fühlt sich der Terminal Mix vor allem in Serato-Umgebungen wohl. In den erlesenen Kreis der Controller für die maximal ausgestattete Serato ITCH-Software hat es
der Terminal Mix allerdings dennoch nicht geschafft. So muss man mit der Basisversion „DJ Intro“ vorlieb nehmen, die im Paket enthalten ist und ebenso kostenlos von der Serato
Page gezogen werden kann. Aber um es auch hier deutlich zu sagen: Für den Einstieg reicht diese 2-Deck-Software allemal. Und natürlich lässt sich der Terminal Mix auch für die Steuerung jeder anderen Software heranziehen. Im Lieferumfang enthalten ist beispielsweise ebenfalls eine Virtual DJ LE Version, auch lässt sich der neue Traktor 2.5 mit seinen Remix Decks locker flockig kontrollieren, sobald man das entsprechende Mapping von der Reloop-Page gepickt hat. Denn auch der Terminal Mix 2 ist mittels Umschalt-Buttons für einen 4-Deck-Betrieb sehr wohl vorgesehen, selbst wenn er nicht, wie sein großer Bruder Terminal Mix 4, über eigens ausgeführte Kanalzüge verfügt. Ansonsten sind die beiden Terminal Mix-Varianten übrigens absolut identisch.
Sofort überzeugen kann die Verarbeitungsqualität und Stabilität des Gerätes: Eine kompakte, sehr aufgeräumt wirkende DJ Schlachtplatte, deren Gewicht von immerhin vier Kilogramm bereits auf das robuste Metallwesen deutet. Hinsichtlich der Haptik und Bedienung dürfte der Terminal Mix jeden Blindtest mit konkurrierenden Top-Marken mühelos
bestehen. Angefangen bei den herrlich großen „Pioneer Style“-Potis in den Effekt- und Kanalzügen, hinüberreichend zu den Longlife Line-Fadern und dem kontaktlosen Crosser im flachen „A&H Xone-Style“ bis hin zu den neuen, weingummiweichen „Denon Style“-Buttons der Transportsektion. Als netter Gag symbolisiert hier eine stilisierte Tasse ab sofort die CUP-Funktion (Cue/Play). In jedem Falle sollte man sich die neuste Firmware und neuesten Treiber ziehen, dann funktioniert alles tadellos „Plug’n’Play“. Ausreichend Strom bezieht die schmucke Zauberkiste über die USB-Verbindung.
Bedienungshöhepunkt sind zweifellos die neu konzipierten, ultraflachen Jog Wheels in rekordverdächtigen 15,5 cm Durchmesser. Vinylähnlich gummiert, lassen sich hierüber, je nach Modus und Angriffspunkt, die klassischen Manöver Pitch Bending, Scratching und Quick Search vollführen. Sehr feinfühlig, hoch exakt – und wer dachte, nach den High Performance Jog Wheels des NAMM Show-Gewinners Reloop Jockey 3 sei kein Lustgewinnsteigerung mehr möglich, sieht sich eines Besseren belehrt. Auf vielfachen Wunsch wurden seitens Reloop nun endlich auch Pitcher auf 100 mm erweitert, so dass, zumal da in der Range zusätzlich einstellbar, weitreichende und genaueste Geschwindigkeitsanpassungen möglich sind.
Andere, Reloop-bewährte Features finden sich indes auch beim Terminal Mix wieder. So zum Beispiel der Trax-Encoder mit Push-Funktion, welcher nun im direkten Blick gleich
oberhalb der Kanalfader untergebracht wurde. So lassen sich in unmittelbarer Jog Wheel-Nähe die Software-Titel auswählen und mittels zugehöriger Pfeil-Tasten in den Player laden.
Zusammen mit den vier darüber liegenden Management-Tasten „Crates“, „View“, „Back“ und „Preparation“ kann Serato DJ Intro so überaus komfortabel ohne Mausberührung gesteuert werden. Im „Shift“-Modus ist es sogar möglich, die Tracks über die Pfeil-Buttons mittels Faderbewegung zu starten. Ansonsten wurde den beiden Kanalzügen die bekannten
3-Band-„Kill“-EQs spendiert, erweitert um die silberfarbenen Filter-Potis, welche zwischen Lowpass und Highpass regelbar auf die Filtereinheit der Software zugreifen. Die hauptsächliche Effektsektion wurde schließlich klassisch am oberen Geräterand untergebracht. Pro Playerseite spiegeln die silberflächig abgesetzten FX Select-Buttons samt zugehörigen Drehreglern die Serato FX-Palette hardwareseitig wieder. Und auch hier gilt: Natürlich lassen sich die Regler für jede andere Software umbelegen. Alle 90 Bedienelemente senden bei Betätigung MIDI-Meldungen aus, erkennbar am blau aufleuchtenden MIDI-Symbol im Pegeldisplay. So verführerisch bequem und süffig latenzfrei der Terminal Mix 2 auch mit Serato DJ zusammenspielt, sollte man zumindest die mitgelieferte Reloop-Version von Virtual DJ LE zusätzlich testen. Denn so kann man den Terminal Mix-Funktionsumfang voll auskosten, inklusive umschaltbarem Vierdeck-Betrieb, veränderbarer Loop-Funktion oder dem Setzen aller vier Hot Cue-Punkte und Sample-Phrasen pro Player. Anders als beim Reloop Jockey 3 lassen sich externe Klanggeber zwar nicht großzügig anbinden und unabhängig mischen. Eine erfreuliche Hardware-Notfunktion besitzt der Terminal Mix dennoch.
So kann dank eines rückseitigen Chinch-Pärchens zumindest eine Quelle (dank Phono-Vorverstärker sogar ein Turntable) angestöpselt werden, um deren Sound entweder direkt zum Master-Out durch zu schleifen oder aber in die Software zu leiten. Gleiches gilt für den Mikrofonkanal. Ob und inwieweit eine virtuelle Weiterverarbeitung möglich ist, hängt wiederum von der genutzten Software ab. Auch hier ein Pluspunkt für die Terminal Mix-Ergonomie: Sowohl die die Routing-Wahl wie auch die Tone- und Level-Einstellungen können an der Frontseite vorgenommen werden, die wichtigsten Potis lassen sich sogar im Gerät versenken.
Nein, am Terminal Mix 2 gibt es, vor allem in Anbetracht des Straßenpreises von 399 EUR, wirklich nichts auszusetzen. Das Tool wirkt nicht nur sexy, es liefert auch den Sex, den es verspricht. Dass sich die Möglichkeiten eines Serato-gebrandeten Controllers mit der Freeware Serato DJ Intro nicht komplett ausschöpfen lassen, sollte man gar nicht so sehr als Manko verstehen. Eher anders herum, erwirbt man ein Stück Zukunft, das für mögliche künftige Serato-Applikationen bereits bestens gerüstet ist. Keinesfalls nur Einsteiger wird der Terminal Mix aufgrund seiner Hardware-Güte mit erstklassigen Jog Wheels und hochwertigem Audio Interface lange begleiten können. Dank voller MIDI-fizierung selbst dann noch,
wenn man auf eine andere DJ Software ausweicht. Good stuff! / Matthias Thienel
Reloop Terminal Mix 2
2-Kanal DJ-Performance Controller für Serato
• Integriertes 16-Bit/48kHz USB Audio Interface
• 2 x 15,5 cm XXL-Jog Wheels mit Vinyl Grip
• Jog Modi: Scratch & Pitch Bend, Quick Search
• 2 x 100 mm Pitcher (8/16/50%-Range, Keylock)
• Deck Switch Buttons für 4-Deck Steuerung
• 2 x 3-Band-EQs plus Filtersteuerung (LP/HP)
• 2 x FX-Sektion für je 3 Effekte plus Beat-Encoder
• 2 x 4 Hot Cues und 4 Sample Slots
• 2 x editierbare Loop-Funktion
• umfangreiche Browse-Sektion mit Trax-Encoder
• 2 Headphone-Outs (Klinke, Mini-Klinke)
• 3 Stereo-Outs (symm. Master Klinke, unsymm. Master Cinch, Booth)
• 1 Mikrofon-In (Klinke) zu Master-Out oder Software
• 1 Aux-In (Line/Phono umschaltbar) zu Master-Out oder Software
• Preis: 449 EUR UVP (399 EUR Straße)