Was geht ab in Berlin? Unsere neue Berlin-Korrespondentin im Einsatz

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Berlin, Berlin, was geht in Berlin?
Was ich von euch will und ob das Sisyphos ein Geschwisterchen bekommen hat.

Kurz zu mir und was das hier gibt. Name: Caro, 32 Jahre alt, Neuberlinerin, ursprünglich aus dem tollen Dorf Buke bei Paderborn. Ab und an wird mir eine deutlich ausgeprägte Verrücktheit nachgesagt. Vorrangig verrückt finde ich Wesen, die vor 12 Uhr mittags schon denken und sprechen können und dass Paderborn nun Erstligist ist. Eigentlich zähle ich Fußball allerdings nicht zu meinen Interessen, eher die Auseinandersetzung mit der kuriosen Gattung Mensch, Kunst und Musik. In erster Linie elektronische Musik, die mich seit Jahrzehnten auch immer wieder ins sagenumwobene Berlin trieb – hier sei mal für die Berliner erwähnt, und bitte nicht erschrecken: Es gibt auch einen Techno außerhalb! Zum Beispiel Kassel-Stammheim, müsste jedem ein Begriff sein, der schon etwas länger als seit diesem Sommer zum Beat herumstapft.

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Nun gut, wir bleiben in Berlin, der Metropole des Bass, der Heimat von bunt-glitzernden Katertouristen, schwarzen Berghain-Jüngern und allerlei anderer Künstler, Musiker und Kreativindividualisten.
Ich mag Berlin! Mittwochnachmittag, 15:52 Uhr, lass uns tanzen! Ok! Gate?! Puh, lieber… Hmm… Nicht ganz einfach sich zu entscheiden, hier in der Big City, bei der Geschwindigkeit und Fülle der Geschehnisse, gerade für Nicht-Berliner auf Wochenendtrip, aber auch für Berliner.
Da werde ich euch ab sofort hin und wieder mal unterstützen. Ich werd euch über die wichtigsten Geschehnisse und Entwicklungen in unserer geliebten Tanzfamilie auf dem Laufenden halten. Es wird nicht um die bereits viel diskutierten Einlasskriterien des Berghains gehen, sondern um das, was ich persönlich berichtenswert finde, was mir quasi ein Herzensanliegen ist. Ich bin selbst mehr als gespannt, was dabei auf mich und euch zukommen wird. Kritik und Anregungen sind jederzeit mehr als willkommen.
So! 1. Punkt, was ich will ist abgehakt, nun direkt zum 2. Punkt der Unterüberschrift: Ob das Sisyphos ein Geschwisterkind bekommen hat. Mein erstes Herzensanliegen über das ich berichten mag.

Das Sisyphos wurd zum großen Bedauern aller vor einer Weile in die Zwangssommerpause geschickt. Zahllose, ziellose Zauberkinder am Wochenende in ihren WG-Wohnzimmern… Trauer weit und breit. Aber ein seicht glitzernder Hoffnungsschimmer am Berliner Abendhimmel macht sich seit ein paar Wochen breit. Von der Storkower ist die Sprache, von einer fabelhaften Welt der Anomalie, von einem Künstlerkollektiv, von französischen Zwillingen mit wallendem Haar, dem Club 1,2,3…von einem neuen Club der durchaus mit dem heißgeliebten Sisyphos verwandt sein könnte, der dem Sisyphos mit seiner besonderen Atmosphäre irgendwie nah stehen würde. „Die fabelhafte Welt der Anomalie“, so hieß die (private) Eröffnungsparty dieses neuen Ortes für Tanz und Kunst. Trotz nicht öffentlich verschickter Einladungen war der Andrang so enorm, dass selbst trotz Gästeliste kein Einlass mehr zu verantworten gewesen wäre. So muss ich nun noch ein Weilchen warten, um selbst zu erfahren und zu erleben was hinter den Türen an der Storkower Straße vor sich geht.

Da meine Neugier allerdings mit meiner Ungeduld einhergeht, hab ich mich umgehört und sitz‘ nun abseits von Bass und Partymeute bereits vor der nächsten Feier hier im Clubareal. Um genau zu sein auf dem im besagten Areal vorhandenen Dachboden, der auf mich wirkt wie die Zentrale einer Bande, wie man sie sich als Kind immer wünschte. Allerdings ausgestattet mit neuester Technik und süßlich anmutendem Geruch in der Luft. Gemütliche, alte Sofas, in denen verschiedenste Menschen sitzen um mir für euch zu erzählen was es mit ihrer fabelhaften Welt der Anomalie an der Storkower auf sich hat. Die Menschen, mit denen ich auf den Sofas sitze, würde ich so vom Alter her auf 19 bis 39 schätzen. Eine bunt gemischte, durchweg herzlich wirkende Truppe. Es handelt sich hier, wie ich aufgeklärt werde, quasi um die Zentrale des in Berlin doch dem ein oder anderen bereits bekannten, Stay Free Kollektivs. „Stay free Kollektiv“, ja hatte ich mal irgendwann, irgendwo schon mal gehört, aber konkrete Vorstellungen fehlen mir.

Ich bitte um Aufklärung. Sofort beginnen die Augen um mich herum zu strahlen, besonders die des links von mir sitzenden Jeremy, der zu den französischen Ursprungszwillingen, der Ajwani Twins, des Stay Free Kollektivs gehöre, wie sofort eingeworfen wird. Er und sein Bruder Jesse hätten das Ganze quasi ins Rollen gebracht, hätten auf ihrem Weg durch die Feierwelt Gleichgesinnte eingesammelt und begonnen ihre Idee des Kollektivs, eines Technokollektivs zu leben. Im Sommer 2012 habe es bereits eine legendäre Party in der Rummelsbucht gegeben, im Herbst 2013 ein Festival mit 500 Menschen im französischen Montpellier. Mit jedem Wort und mit jedem Blick wird klar, wie viel Ehrgeiz, Leidenschaft, Seele und Liebe hier vorhanden sind. Das Kollektiv sei ein Verbund junger Visionäre aus aller Welt, verschiedener Kulturen, die sich gemeinsam künstlerisch entfalteten und eine Philosophie teilten.

Stay Free bedeute unabhängig und frei zu sein, vom bereits von außen Aufbereiteten. Es bedeute Inspiration, Motivation, Evolution – keine Revolution, sondern der Wunsch Mitmenschen zu inspirieren und zu ermutigen Träume zu leben. In einer Halle des Geländes hat der Hauptstadtgarten Einzug gefunden, hier werden Gemüse und Weizengras angebaut. Unter der Woche finden im Club Ausstellungen oder Konzerte statt. Es sei alles noch in der Anfangsphase, doch es wird schnell deutlich, dass an der Storkower mehr entsteht als „nur“ ein neuer Technoclub. Es entsteht eine kleine Welt, die dich und mich einlädt, in sie einzutauchen und am Montag ein Stück von ihr in unserem Herzen mit hinaus zu tragen.

Entschuldigt, wenn ich mich für eine Sache begeistere, neige ich zur Romantisierung, aber ich finde dies geschieht an dieser Stelle völlig zu Recht! Die Zeit hier auf dem Dachboden genieße ich total, es wird gelacht, über Herrn Hoffmann diskutiert, der süßliche Duft in der Luft mit Räucherstäbchen weiter verdichtet und über Visionen, Ideale und Musik philosophiert. Nicht auf die hippe, oberflächliche Art und Weise, wie man sie ab und an im Przlbrg, im Café, beim Latte Macchiato aufschnappt, sondern auf eine erfrischend authentische und tatsächlich durchdachte Art und Weise. Es sind Visionen von Träumern, aber von Träumern, die mit offenen, klaren Augen träumen!

Zu den Residents gehören aktuell u.a. Amir Jazzil, NUR, Kleiner Knochen, Ressid, Kia, David Ripper, Timo Veranta und Sebastian Daehnel. Keine ganz unbekannten Namen in der Berliner Technoszene, DJs die definitiv für qualitativ hochwertigen Sound stehen.

So, Friday-Night, Storkower 123, jetzt steh ich, in dieser, so romantisiert beschriebenen, fabelhaften Welt der Anomalie, gefüllt mit Leben und Bass. Lauter, klarer, treibender Sound aus den Boxen, leuchtende Drachenaugen, tanzende, glücklich wirkende, entspannte Menschen gemischten Alters, Gespräche im Wohnzimmer, am Lagerfeuer, in Indianerzelten…Ich tanze jetzt und lass mich mitnehmen auf die Reise des Stay Free Kollektivs. Diese Reise mag ich euch nicht mit meinem Gequatsche vorwegnehmen, die dürft ihr selbst antreten. Am Montag werde ich für meinen Teil ganz sicher ein Stück dieser fabelhaften Welt mit hinaus tragen, das steht sehr schnell fest! Das Sisyphos, das am 12.12. wieder seine Pforten öffnen wird, wird stolz sein, dass die Gerüchte stimmen, es habe ein Geschwisterchen bekommen. Wie groß es werden wird liegt in der Zukunft und vor allem auch bei euch! Haltet Augen und Ohren nach Einladungen auf! Noch ist die allgemeine Eröffnung noch nicht gewesen. Ich möchte mich abschließend bei den Jungs und Mädels vom Stay Free Kollektiv bedanken, die mich so herzlich aufgenommen haben und auch beim Berliner Kultfotografen, Oliver Rath, für die tollen Photos, die ich verwenden darf. Merci! Merci! Merci! An euch: Habt ein schönes Wochenende und Stay free und Rave on!

Nachtrag:
Aufgrund aktueller Umstände wird die Feierei des Lurchs, heute am 12.12. vorerst im „privaten“ Rahmen stattfinden. Er lässt jedoch verlauten, dass auch der öffentliche Tanz ganz unmittelbar bevorstehe. Eine feine Adventszeit im Kreise eurer Liebsten wünsch ich euch.:)