Georgien: Polizei-Razzia im Haus von Bassiani-Mitbegründer

Am 29. April durchsuchte die georgische Polizei das Haus von Tato Getia, Mitbegründer des legendären Technoclubs Bassiani in Tiflis.

Die Razzia wurde von der Clubbetreibern selbst auf Instagram öffentlich gemacht. Besonders erschütternd: Getias schwangere Ehefrau befand sich während des Einsatzes im Kreuzfeuer. Der Club sprach von einem „Angriff auf die Freiheit“ und verurteilte die Aktion aufs Schärfste.

In dem Statement des Clubs heißt es weiter: „Mehr als 150 Tage sind vergangen, seit die Straßen von Tiflis von anhaltenden Protesten und Widerstand geprägt sind.“ Der Beitrag verweist auf eine zunehmend autoritäre Entwicklung im Land.

Laut Bassiani-Team gehe diese mit Wahlfälschungen, dem Stopp der Eurointegration und einer „beispiellosen Strafpolitik“ gegen Protestierende einher. Der Vorfall reiht sich ein in eine lange Liste politischer Spannungen.

Bassiani bezeichnet die Maßnahmen der Regierung als gezielte Einschüchterung und spricht von dem Versuch, „Solidarität zu unterdrücken“. Besonders seit der Einführung des sogenannten „Ausländischen Agenten“-Gesetzes im Mai 2023 hat sich die Atmosphäre in Georgien spürbar verändert.

Das Gesetz verpflichtet Organisationen, sich als „Agenten ausländischen Einflusses“ zu deklarieren, wenn sie mehr als 20 Prozent ihrer Mittel aus dem Ausland beziehen. Die Clubszene in Tiflis, darunter auch Bassiani, zählt zu den schärfsten Kritikern des Gesetzes.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2014 steht Bassiani nicht nur für pulsierende Nächte im Keller des nationalen Fußballstadions, sondern auch für eine klare politische Haltung. Der Club versteht sich als Bollwerk gegen konservative Kräfte, die versuchen, Georgiens gesellschaftliche Entwicklung zurückzudrehen.

Mit queeren Partys wie den „Horoom Nights“ schafft Bassiani bewusst Räume für sexuelle Vielfalt und setzt sich offen für LGBTQ+-Rechte ein – ein mutiger Schritt in einem Land mit starkem orthodoxem Einfluss.

Dass der Club sich auch für eine liberalere Drogenpolitik einsetzt, zeigt sein Engagement für die „White Noise“-Bewegung, die sich gegen die rigide Gesetzgebung im Umgang mit Drogen ausspricht.

Auch abseits des Dancefloors zeigt Bassiani Haltung: Diskussionen, Hilfsangebote für Protestierende und eine klare Opposition gegen staatliche Repression machen den Club zu einem Knotenpunkt des zivilgesellschaftlichen Widerstands in Georgien.

Bereits 2018 wurde Bassiani zum Zentrum einer politischen Auseinandersetzung, als eine Polizeirazzia im Club massive Proteste auslöste. Tausende Menschen demonstrierten unter dem Slogan „We dance together – we fight together“ für ihre Freiheiten und gegen Polizeigewalt.

Quelle: Resident Advisor

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