Gold Panda – Entwicklung abgeschlossen!

Foto: Laura Lewis

Manchmal ist eben doch alles Gold, was glänzt. Dies trifft auf den englischen Produzenten und Songwriter Derwin Dicker alias Gold Panda zu, der in wenigen Tagen sein neuestes Album „The Work“ der Öffentlichkeit präsentiert. Wie kaum ein anderer Künstler seines Formats stellt Gold Panda auf dem Langspieler seine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen in den Mittelpunkt, die er auf emotionale Art und Weise aufarbeitet und in ein buntes musikalisches Grundgerüst, mit Harfen, Flöten, Klavier, Streichern sowie variablen Percussions und elektronischen Beats verpackt. Wir haben mit ihm über den Produktionsprozess sowie über seine menschliche Entwicklung gesprochen.

Reflektieren, anpassen, verbessern. So oder so ähnlich könnte es klingen, das neue Mantra von Gold Panda, der sich noch vor wenigen Jahren in einem Interview mit uns als „eine Art negativer Typ“ beschrieb, der durch viele Dinge deprimiert sei. In dieser Hinsicht hat Dicker also definitiv eine fantastische Entwicklung hingelegt und wir freuen uns mit ihm, nun besseren Zeiten entgegenzublicken. 2022 war ohnehin ein recht erfolgreiches Jahr für den 42-Jährigen: „Meine zweite Tochter ist im Mai gesund und munter auf die Welt gekommen, es ist also eine schöne Zeit, um sie kennenzulernen. Ich arbeite immer noch an meinem Zeitmanagement, wann ich das Abendessen koche, wann ich die Windeln wechsle und wann ich Musik mache. Mein Album kommt bald raus, das ist gut“, erklärt Dicker, der wohl zu einem der wenigen Menschen gehört, dem die Pandemie eher recht als schlecht war: „Ihr wisst ja, ich bin sozial ein wenig unbeholfen, also war es verdammt genial, dass mir niemand näher als zwei Meter kam und im öffentlichen Leben weitaus weniger Trubel herrschte als gewohnt. Für mich war es mental wirklich eine gute Zeit. Es war ein bisschen schwierig mit einem einjährigen Kind, aber zum Glück hatte ich mit dem Trinken aufgehört und angefangen, Sport zu machen, sodass ich die Situation gut bewerkstelligen konnte.“

Bewerkstelligen konnte Gold Panda in letzter Zeit sowieso so manches, beruflich wie privat: „Ich habe Kinder bekommen, ein Haus gekauft, ein Studio gebaut und einfach das Leben gelebt. Außerdem habe ich viel andere Musik gemacht und diverse Projekte ins Leben gerufen bzw. ihnen neues Leben eingehaucht.“
Genau dieses Leben, von dem der zweifache Vater spricht, kommt nun auf „The Work“ zum Ausdruck. Das Album habe mehrere Bedeutungen, so Dicker. „Es ist etwas, das man oft im Zusammenhang mit Therapie, Selbstfürsorge oder Genesung hört. Für mich war es einfach ein schöner Titel, weil mein Hobby auch meine Arbeit ist und die Arbeit getan werden muss. Sonst verliere ich den Verstand.“ Und die Musik? Gold Panda sagt: „Nun, es ist immer noch eine Gold-Panda-Platte. Ich habe nur einige Techniken verändert und kann jetzt live aufnehmen, was die Sache viel einfacher macht. Ich habe einen kleinen Patch in Max/Msp gemacht, der mir hilft, Schlagzeug-Arrangements schneller zu machen, weil ich es immer gehasst habe, sie zu arrangieren. Ich habe ein paar Synthesizer hinzugefügt, was mir bis zur ‚Selling‘-Platte mit Jas nicht wirklich behagte. Ich glaube, ich kann meine Ideen generell besser umsetzen, und das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mir ein paar einfache Geräte angeschafft habe, z.B. zusätzliche Eingänge, um mehr Dinge auf einmal aufzunehmen.“ Es scheint also, als stünde Derwin Dicker wieder voll im Saft – voller Energie, voller Tatendrang. Und genau unter dieser Prämisse wird Gold Panda auch das Jahr beenden: „Ich gehe nach Indien, um ein Duett mit Anoushka Shankar aufzunehmen. Außerdem wäre es schön, so bald wie möglich eine neue Platte zu produzieren!“

„The Work“ erscheint am 11. November via City Slang.

Aus dem FAZEmag 129/11.2022
Text: Hugo Slawien
Foto: Laura Lewis
www.iamgoldpanda.com