Merlijn Poolman ist eine feste Konstante in der Groninger Musiklandschaft. Seit er 15 ist organisiert er Konzerte und Partys. Damals noch als Booker seiner eigenen Band unterwegs, lädt er heute Leute wie Oliver Schories, Mr. Scruff oder auch Skrillex in die Stadt. Doch das mit der elektronischen Musik ist eine lange Geschichte. Auch heute sieht man ihm die Wurzeln seiner musikalischen Karriere durchaus an: Metal.
Den Fuß in die elektronische Szene setzte er ganz zufällig. Vor einigen Jahren rief ein alter Schulfreund von ihm an, der eine Technoparty organisieren wollte. Das war 2010, als die hiesigen Studenten in Groningen gerade anfingen Techno zu akzeptieren. Für Metalfan Merlijn eine interessante Erfahrung. Eine neue musikalischen Welt, dessen entspannte Atmosphäre ihn sofort faszinierte.
Kurze Zeit später eröffnete er mit besagtem Schulfreund einen eigenen Club im Herzen der Stadt: das Subsonic. Knapp fünf Jahre war dies eine feste Institution in Groningens Nachtleben und bot allen Nachtschwärmern eine alternative Plattform für alle Seiten der elektronischen Musik. Ob Drum ’n’ Bass, House, Techno, Dubstep oder alle Richtungen an einem Abend vereint, Merlijn und sein Team schafften es, die verschiedenen Interessensgruppen miteinander zu vereinen. Auch bot das Subsonic jedem die Möglichkeit seinen musikalischen Horizont zu erweitern. Viele Locals aber auch große Acts standen in dem relativ kleinen Kellerclub hinter dem DJ Pult.
Leider war Ende 2015 Schluss. Der Eigentümer des Gebäudes stand dem ganzen Konzept nicht mehr so offen gegenüber wie noch Jahre zuvor. Ein Verlust für die Stadt, jedoch kein Grund für Merlijn den Kopf hängen zu lassen. Er stellt sich neuen Aufgaben und versucht weiterhin, die Szene der Stadt voranzutreiben.
Foto by Knelis.
Merlijn, nach dem überraschenden Ende des Subsonic hast du es dir nicht nehmen lassen einfach weiterzumachen. Jetzt bist du fest beim Simplon. Wie kam es dazu und was ist das Konzept des Simplon eigentlich?
Genau. Vor zwei Jahren war das Simplon quasi pleite. Eigentlich wollten wir das Simplon komplett übernehmen, aber die Stadt hat sich für jemand anderes entschieden. Und doch wurde ich gefragt, ob ich nicht trotzdem dabei sein will. Nach eineinhalb Jahren kommen auch die ersten guten Resultate. Es war lange schwierig wieder etwas aufzubauen, aber wir haben es geschafft. Wir sind nun regelmäßig ausverkauft, da bin ich natürlich sehr zufrieden mit.
Das Simplon ist eine Art Poppodium mit Fokus auf Dance, aber auch Hip Hop und auch andere Bands treten hier auf. Für alternative Bands ist eigentlich das Vera mehr das Forum der Stadt. Das Simplon kannst du schon als Podium für Bands sehen, die eher den Mainstream bedienen, aber noch nicht so groß sind, dass sie große Hallen füllen. Es füllt eigentlich genau die Nische zwischen Superstar und Starter. Was elektronische Musik betrifft, ist das Simplon eine wahre Instution. Alle waren sie hier. Paul Kalkbrenner, Oliver Huntemann, Skrillex…
…erwartet man eigentlich nicht von so einer kleinen Stadt.
Das stimmt!
Wie kam es dazu, dass Groningen so eine Relevanz für die Musiklandschaft gewann?
Groningen ist bekannt dafür, dass die Stadt für sich selbst verantwortlich ist. Booker finden es nie schlimm etwas z.B. am gleichen Tag in Amsterdam und in Groningen zu veranstalten. Sie wissen, dass das Publikum sich nicht überschneidet, auch wenn die Entfernung nur zwei Stunden beträgt. Dadurch kamen in den letzten 20 Jahren viele Künstler hier in die Stadt und sie waren sehr angetan von der kleinen, geselligen Atmosphäre hier, die vor allem aus Liebhabern besteht. Groningen ist eigentlich isoliert von allen anderen großen Städten. Auf der anderen Seite hat man hier auch alles auf sehr kompakter Fläche. Von Hip Hop über Jazz, House, Techno. Wir haben hier alles! Und wenn du weißt, wo du es findest, hast du hier sehr viel Spaß. Wir sind halt ein kosmopolitisches Dorf.
Groningen hat eine auffällig große Anzahl an Studenten. Ein junges und offenes Publikum. Ideal um neues auszuprobieren, oder?
Auf jeden Fall. Aber auch viele, die Ende 20 sind z.B., arbeiten, vielleicht nicht mehr so oft ausgehen wie Studenten. Aber sie verbinden sich hier alle wunderbar miteinander und jeder kann hier mit jedem Feiern. Ob jung oder alt. In den Achtzigern hatte die Stadt vor allem die Funktion als Testgelände für Bands, die zu dem Zeitpunkt noch keiner kannte. Darunter auch Nirvana oder U2. Als die noch klein waren standen sie hier im Vera. Auch bei der elektronischen Musik hatten wir teilweise DJs hier stehen, die keiner kannte. Dann haben wir sie gebucht und es war fast immer ein großer Erfolg. Danach starteten viele auch international durch.
Ist das auch der Grund, warum das Eurosonic so einen großen Erfolg feiert? Es fokussiert sich ja vor allem auf die kleinen, unbekannten Acts. Da du gerade von “Testgelände” sprichst, das passt ja quasi ins Konzept des Festivals.
Na ja, die Menschen hier sind auf jeden Fall für alles offen. Manchmal ist es mittlerweile schwer diese alle zu mobilisieren. Groninger sind manchmal schwierig. Auf der einen Seite sind die Leute hier schon verwöhnt, dadurch dass es eine kleine Stadt mit relativ vielen Möglichkeiten ist. Auf der anderen Seite, wenn du dich in Groningen beweist und die Leute dich hier super finden, dann hast auf jeden Fall das Talent dazu, auch in anderen Städten und Ländern durchzustarten. Das Eurosonic ist sehr wichtig für diese Stadt. Persönlich finde ich aber, dass die elektronische Musik immer ein wenig zu kurz kommt. Als wir mit dem Subsonic angefangen haben, war es auch das erste Mal, dass es an den Abenden des Festivals wirklich elektronischer Musik gab. Aber ich bin froh, dass die Organisatoren von Jahr zu Jahr mehr darauf achten. Auch wenn ich weiß, dass es auch immer schwieriger wird, weil in der Szene allgemein immer weniger Geld zur Verfügung steht. Trotzdem ist es eine gute Sache, dass jeder nach Groningen kommt. Man kann neue Leute kennenlernen und vor allem neue Künstler. Das verleiht der Stadt ein sehr gutes Image.
Die elektronische Musikszene ist aber schon ein wenig kleiner geworden. Das Subsonic ist Vergangenheit, Pand48 (ein anderer Club) musste ebenso schließen.
Die Szene selber ist auf keinen Fall kleiner geworden. Die Möglichkeiten haben sich aber beschränkt in der letzten Zeit, das ist wahr. Den Leuten fehlt eine Basis, wo sie unter der Woche oder auch am Wochenende für relativ kleines Geld oder gar gratis feiern können. Dafür war das Subsonic auch bekannt. Das Paradigm ist natürlich noch ein großer Magnet für die Szene. Aber es gibt auch viele andere Initiativen, die den Markt ganz gut decken. Allerdings, wie schon gesagt, fehlt der Stadt eine Alternative, wo man ganz entspannt ohne groß zu planen hingehen kann. Dass man Mittwochs einfach in die Stadt kann, Freitags ins Simplon und dann Samstag ins Paradigm – das geht nicht mehr. Diese Linie müssen wir auf jeden Fall wieder herstellen. Das ist auch wichtig für die Szene und die DJs. Für die professionellen DJs, die gerne Mal in einem kleinen Laden auflegen wollen, aber auch für die vielen Nachwuchstalente brauchen wir wieder eine Möglichkeit sich zu beweisen. Als wir mit dem Subsonic aufhören mussten, bekam ich an einem Tag knapp 400 Mails. Da merkt man schon, dass das Publikum hier diese kleineren Ausgehmöglichkeiten vermisst.
Das Eurosonic Noorderslaag geht jetzt in seine 30. Runde. Welche Künstler, Bands, Artists kannst du persönlich jedem ans Herz legen? Wo sollte jeder hingehen?
Mittwoch zum Grunnsonic Showcase im Warhol mit Ambivalenz, Dither, FRE4KNC und Mononoid. HVOB sollte man sich auch auf jeden Fall nicht entgehen lassen. Terzij de Horde und Keljet kann ich auch noch jedem empfehlen!
www.simplon.nl
www.eurosonic-noorderslag.nl
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