Seit etwas mehr als einem Jahr tobt Heinz Music, der kleine Bruder von Katermukke, durch die Musiklandschaft. Wir uns mit Marcus Meinhardt, seines Zeichens Chef des Labels, unterhalten, um nachzusehen, wie sich Heinz so gemacht hat. Ein Blick auf die beteiligten Künstler zeigt bereits, dass das Label sich nicht verstecken muss. Pele & Shawnecy, Andreas Henneberg, Nico Stojan und Andri finden sich unter anderem hinter den bisherigen 13 Veröffentlichungen. Auch Marcus selbst veröffentlicht auf seiner eigenen Plattform regelmäßig Musik.
Wie lange beschäftigst du dich schon mit elektronischer Musik?
Ich habe dieses Jahr mein 20-jähriges elektronisches-Musik-Dasein. 2014 ist das Jahr in dem ich außerdem zehn Jahre selbstständig bin und mein Geld mit Musik verdiene. Was die Labelarbeit angeht, habe ich ja mit Upon.You schon viele Erfahrung sammeln können und weiß auch deshalb, worum es geht.
Was waren deine Gründe, mit Heinz Music ein eigenes Label zu starten?
Ich fand es schon immer interessant, eine Plattform zu haben, um Musik auf den Markt zu bringen und mit Künstler zusammen zu arbeiten. Super spannend ist dabei auch die Entwicklung zu beobachten und daran zu arbeiten. Du musst dich als Label in den ersten drei Jahren auf dem Markt platzieren. In den nächsten drei Jahren musst du dich irgendwie wieder neu erfinden und weiterentwickeln.
Für mich war es halt wichtig, mein eigenes Ding machen zu können. Das heißt, einfach diese Philosophie, die ich im Kopf habe, meine Musik, meinen Musikgeschmack, meine Freunde, meine Kollegen, die ich habe, mit denen ich zu tun habe, dass man einfach aus dem Gefühl heraus Musik veröffentlichen kann. Ohne das jedes Mal mit jemanden besprechen zu müssen, ohne das jedes Mal absegnen lassen zu müssen.
Wie lief das vergangene Jahr für Heinz?
Im ersten Jahr war der Fokus auf Netzwerke aufzubauen. Zwischen den Künstlern, zwischen den Freunden, viele junge Leute, die man noch nicht kennt. Einfach mal so zu sagen: „Hier, kommt, gebt uns geiles Zeug. Wir haben hier eine Spielwiese, wir haben hier ein Label, wir sind auch offen für alles.“ Das war das erste Jahr, das ist uns auch eigentlich ganz gut gelungen. Soundcloud ist für mich ein Indikator, den man verfolgen kann, um zu sehen, was ein Label für eine Präsenz hat. Ich habe bisher noch nicht mit Promopools zusammen gearbeitet, das fängt jetzt erst an, das ist Schritt zwei. Im ersten Jahr war das Ziel, uns auf Soundcloud gut zu platzieren. Wir haben Sets dabei, die haben bis zu 60.000 Klicks pro Track. Ich finde, das ist schon eine gute Präsenz. Wir haben viele Tracks rausgebracht, die in den Top 100 in Beatport zu finden waren, was auch einen sehr großen Stellenwert hat.
Wie muss für dich gute Musik für den Dancefloor klingen?
Ich muss Musik fühlen können. Wenn ich zu Hause Promo-Tracks bekomme, entscheide ich nach zwei Kriterien. Zum einen, berührt der Track mich? Also fühle ich was dabei. Ein guter Track muss nicht derb sein, der muss nicht doll sein. Es gibt Tracks, die auch auf 115 Bpm laufen. Es geht darum, was zu fühlen. Das zweite ist, wie sind die Tracks gemacht von der Qualität her? Wie klingt der? Klingt das sauber? Ich kann dir nach fünf Sekunden sagen, ob ein Track gut produziert ist oder ob das ein Anfänger ist, der jetzt gerade seit einem Jahr ein bisschen mit Ableton gearbeitet hat. Von Leuten, von denen ich noch nie was gehört habe, aber bei denen ich mir denke „Oah, der Track klingt gut“, die haben mich schon irgendwie gewonnen.
Du richtest dich bei den Veröffentlichungen nach den Promos und nicht nur nach Freunden?
Es hat sich ein Stammkreis im letzten Jahr entwickelt. Das sind erstklassige Leute, mit denen ich schon seit vielen Jahren zusammen um die Häuser ziehe und deren Musik ich kenne. Aber es gibt auch neue Leute. Wenn mir irgendwie jemand eine gute Promo gibt oder wenn ich auf einer Party einen guten Liveact höre, der richtig geil spielt, dann gehe ich auch hin und sage „Gut, was du gemacht hast, hier hast du meine Adresse, schreib mich mal an, ich würde mir gerne mal ein paar Sachen von dir anhören.“ Natürlich versuchen deine Stammkünstler mindestens ein bis zwei Release im Jahr zu machen oder einen Remix.
Ich versuche nicht nur eine Sparte zu bedienen. Wenn du die ganze Zeit nur eine bestimmte Sparte bedienst, bist du ganz schnell in einer Schublade drin. Und sich in dieser Schublade durchzusetzen oder auf dich aufmerksam zu machen, ist unglaublich schwierig. Ich finde es besser, das Musikrepertoire großflächiger zu haben. Mal ein bisschen Techno, mal ein bisschen Afterhour.
Du befürchtest also nicht, dass deine Hörer Heinz Music dann nicht richtig einordnen können?
Nö, ich möchte mich gar nicht irgendwie eingeordnet fühlen. Ich finde, dass das Kreativspektrum von jedem Einzelnen nicht in irgendeine Schublade eingeordnet werden muss. Und ich würde mich auch freuen, wenn ich das so hinbekomme. Ich habe ganz oft die Erfahrung gemacht, auch als DJ, wenn jemand mehr Facetten von sich und seiner Kunst zeigt, dann ist das tausendmal interessanter, als wenn jemand immer die gleichen Tracks spielt.
Gibt es jemanden, der dich so in der Form letztes Jahr positiv mit seinen Produktionen überrascht hat?
Ja, der Markus Kenel. Der ist ein Liveact und wurde entdeckt auf einer Party entdeckt. Der hat dann auch dann ein Release bei uns gemacht, das hat 64.000 Klicks auf Soundcloud. Das war dann schon so ein bisschen der Underground-Hit, den er rausgebracht hat. Das Lied hat bei uns gar niemand so recht wahrgenommen, dann ist das nach zwei Monaten so richtig explodiert.
Es ist interessant, so junge Menschen auch mit an Bord zu haben. Bei denen man dann das alles so ein bisschen nachvollziehen kann, was die machen. Ich finde die Energie der jungen Leute super interessant, diesen Biss, dieses heiß sein beim Auflegen, auf Floor rocken. Ich profitiere auch von dieser Energie, weil mir das neue Schübe gibt, um selbst kreativ zu sein.
Wie sehr hat dich Berlin bei deinem Labelstart beeinflusst? Es gibt ja schon relativ viel Konkurrenz in der Stadt.
Naja, ich finde das kann man nicht sagen. Berlin hat mich vor 14 Jahren beeinflusst, als ich hergekommen bin. Berlin hat mich sehr beeinflusst, was meine DJ-Karriere anging, weil ich mit sehr vielen Künstlern die ganze Zeit unterwegs war, mich sehr viel unterhalten habe mit denen, viel zeit auf Afterhours und im Studio verbracht habe. Jeder Austausch mit DJs und Labels, das beeinflusst einen schon .
Wie sehr beeinflusst dich und Heinz Music das Closing vom Kater Holzig?
Es ist super schade, dass diese Epoche vorbei ist, weil der Kater Holzig schon unser Wohnzimmer war, für mich als DJ und auch für das Heinz Label. Die Kater Holzig Nummer war ein ganz guter Start, aber es wurde alles komplett so aufgebaut, dass es jetzt eigenständig weiterlaufen kann und wir einfach abwarten, was dann in den nächsten Monaten passiert.
Du wirst dann auch im Holzmarkt involviert sein?
Ja, auf jeden Fall. Also Katermukke, URSL und Heinz Music, das sind ja die Aushängeschilder des Kater Holzig und wir werden mit umziehen auf die andere Seite. Alles Weitere wird in den nächsten Monaten entstehen. Das kann man jetzt noch nicht sagen, was genau passiert. Auf jeden Fall werden wir weiterhin musikalisch das Projekt Holzmarkt und Kater Holzig verfolgen und dabei mitmachen.
Welche Künstler werden dieses Jahr auf Heinz Release haben?
Ich habe auf jeden Fall die nächsten fünf Release schon fertig auf dem Tisch. Was jetzt genau kommt, das will ich noch nicht sagen.
Was steht für dich persönlich dieses Jahr an?
Dieses Jahr ist der Fokus ganz klar auf dem Umzug des Kater Holzig. Ich hoffe ja, dass Mitte des Jahres die ersten Sachen gestartet werden können. Ich bin natürlich sehr eng in der Kommunikation mit Dirty Doering und Sascha Cawa von Katermukke verbunden. Wir kommunizieren viel miteinander, wir schmieden zusammen Pläne. Ich gucke so ein bisschen, was hat Velten (Dirty Doering) jetzt vor mit Katermukke und in welche Richtung führt er das? Es findet ein großer Austausch statt, und wir gucken, dass der kleine Bruder auf Kurs bleibt und dem großen nachzieht.