Wer in Berlin zu Techno feiern geht, der dürfte schon einmal die Freuden einer Grounded Theory-Party genossen haben. Illustre Gäste wie Ben Klock, Delta Funktionen, Redshape oder Traversable Wormhole bringen dort regelmäßig die Nächte zum Überkochen. Henning Baer, einer der beiden Veranstalter, hat sich darüber hinaus einen Namen als DJ und Produzent gemacht, der für straighteren bis experimentelleren Techno steht. „Das bedeutet aber nicht, dass ich ausschließlich so etwas spiele oder produziere. Ich bin durchaus vielseitig. Die Grounded Theory-Nächte stehen natürlich im Zeichen des Techno. Woher meine Begeisterung für diesen Sound rührt, kann ich allerdings nur schwer beantworten. Es war immer schon so, dass ich rauere, düstere Sounds bevorzugt gehört, aufgelegt und letztendlich produziert habe.“
Ob Berlin, in Anbetracht der Tatsache, dass die Stadt immer schon für härtere Klänge offen war, grundsätzlich ein idealerer Nährboden für Techno ist, als andere Städte, bezweifelt Baer jedoch: „Mit Sicherheit bedingt die Umgebung das, was aus ihr heraus entsteht, und Techno und Fabrikhallencharme passen optimal zusammen. Da gibt es Synergien. Diese Potential würde ich Berlin nicht exklusiv unterstellen, aber mit Sicherheit hat die Stadt Vorteile, die andere eventuell nicht haben. Es gibt jedoch durchaus andere Städte, die genauso davon profitieren, wie es Berlin tat und tut.“ Angesprochen auf neue musikalische Impulse und Strömungen, die ihn momentan faszinieren, verweist er begeistert auf UK Bass, UK Funky und Post-Dubstep. „Das Zeug, das aus England kommt, macht mir großen Spaß. Manche Sachen sind ziemlich ‚on the edge of cheesy‘, aber es werden Strukturen durchbrochen, neu zusammengeleimt, und das alles in einer sehr spannenden Erscheinung. Das erinnert mich oft an den Wonky Techno der 90er-/2000er-Jahre.“ Kürzlich ist eine Henning Baer-Platte auf dem Label von Psyk erschienen, Ende diesen Monats folgt eine Split-EP auf Rauh, Remixe sind ebenfalls geplant. Darüber hinaus überlegt der Berliner, seine eigenen Tracks auch als Liveact auf die Bühne zu bringen. / Benedikt Schmidt